Die Ermordung des Gyoza-Königs
Wer sich in Japan schnell, kalorienreich und chinesisch verpflegen möchte, geht zu Gyoza no Ohsho («Der Gyoza-König») . Die 24 Stunden geöffnete Restaurantkette mit ihren über 680 Ablegern in Japan und vier Ablegern in China hat sich mit seinen preisgünstigen Gyoza-Teigtaschen- und Ramen-Nudelsuppenmenüs einen Namen gemacht. An ihrer Spitze stand der 72-jährige Takayuki Ohigashi, der seit 1995 das Unternehmen mit viel Energie führte.
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Dieses Kapitel hat nun ein abruptes Ende genommen. Ohigashi wurde am frühen Donnerstagmorgen auf seinem Parkplatz vor dem Hauptsitz von einem Unbekannten erschossen, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Ein Angestellter fand ihn blutüberströmt am Boden liegen. Im Krankenhaus erlag er schliesslich seinen Schusswunden.
Die Meldung schockiert. Zugleich gibt er einige Rätsel auf. Denn in Japan kommt es kaum zu Mordfällen mit einer Schusswaffe. Der Besitz einer Pistole oder eines Gewehrs ist seit 1971 komplett untersagt. Einzig Sportwaffen sind unter strengen Auflagen käuflich. In den letzten paar Jahren wurde das Gesetz gar noch einmal verschärft (Asienspiegel berichtete).
Wer steckt dahinter?
Das hat dazu geführt, dass Verbrechen mit Schusswaffen noch einmal dramatisch abgenommen haben. Wurden 2003 laut der Nationalen Polizeibehörde noch 139 Schiessereien gezählt, waren 2012 nur noch 28. In 4 Fällen endeten sie tödlich. In einem Land mit 127 Millionen Einwohnern ist dies fast schon eine makellose Statistik.
Die Zahlen verweisen denn auch auf eine mögliche Täterschaft. In 25 der letztjährigen 28 Schiessereien war die japanische Mafia, die Yakuza, involviert. Noch aber tappen die Ermittler beim Mord an Ohigashi im Dunkeln. Es gebe bislang keine Hinweise darauf, dass Ohigashi in irgendwelche Streitigkeiten verwickelt war.
Man wisse lediglich, dass es sich um einen Tötungsdelikt handelt, bei dem mehrere Schüsse abgegeben wurde. Das Opfer sei von mindestens drei Kugeln getroffen worden, nachdem es aus dem Auto ausgestiegen war. Sein Portemonnaie wurde nicht entwendet. Der Täter ist flüchtig.
Ein Workaholic
Takayuki Ohigashi hatte den Ruf eines Workaholics. Er sei stets um 7 Uhr mit seinem Auto im Hauptsitz in Kyoto angekommen. Den Eingang wischte er am Morgen gleich selbst, um als gutes Vorbild für seine Angestellten zu dienen, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Auch als das Unternehmen 2003 in die roten Zahlen rutschte, liess er zwar 30 Läden schliessen, verzichtete aber auf Entlassungen.
Von Negativschlagzeilen mit Mitarbeitern blieb aber auch Gyoza no Ohsho nicht verschont. Im Februar verklagte ein Mitarbeiter in Kyoto das Unternehmen auf 23 Millionen Yen (162’000 Euro) Schadenersatz , wie die Sankei Shimbun damals berichtete. Die Überstunden hätten ihn in die Depression getrieben, so der Vorwurf.
Takayuki Ohigashi trat 1969 ins Unternehmen ein. Zwei Jahre zuvor hatte sein Schwager Gyoza no Ohsho gegründet. Im Laufe der Jahre trug Ohigashi entscheidend dazu bei, dass sich Gyoza no Ohsho als eine der grössten Restaurantketten im Land etablieren konnte. Nach dem Tod seines Schwagers wurde er 1995 Vize-Präsident und 2000 schliesslich Präsident. Zuletzt betrug der Umsatz 74 Milliarden Yen (520 Millionen Euro).
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