Abes historischer Vergleich
Vor 100 Jahren entflammte in Europa die Tragödie des Ersten Weltkriegs, der 17 Millionen Tote forderte. Historiker und renommierte Blätter werden anlässlich dieses Gedenkjahres nicht müde, die heutige geopolitische Lage mit der damaligen zu vergleichen. Man sei heute wieder in einer multipolaren Welt angelangt, die gerade in Ostasien den Frieden und Sicherheit zerbrechlicher gemacht hätten.
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Der anhaltende Streit um die Senkaku-Inseln und die daraus folgende Eskalation hätten die Gefahr eines möglichen Konflikts erhöht. Zum ersten Mal in der Geschichte sei man in einer Situation, in der China wie auch Japan sich zeitgleich als starke Nationen präsentieren.
Abe sorgt für Verwirrung
Am WEF-Treffen in Davos hat nun ausgerechnet auch Japans Premierminister Shinzo Abe dieselbe Parallele gezogen. Die steigenden Spannungen zwischen China und Japan seien durchaus mit denen von Grossbritannien und Deutschland kurz vor dem Ersten Weltkrieg zu vergleichen. Selbst die engen wirtschaftlichen Beziehungen der beiden europäischen Länder hätten damals keinen Krieg verhindern können.
Auch China und Japan führten mit einem Volumen von 312 Milliarden US-Dollar enge und wichtige Handelsbeziehungen. Gleichzeitig seien die zweistelligen Wachstumszahlen im Verteidigungsbudget Chinas besorgniserregend. Japans Premierminister plädierte in derselben Gesprächsrunde für die Offenlegung der Militärausgaben in Asien, zum Wohle der Sicherheit in der Region. Abe schlug in seiner Rede am WEF auch bessere Kommunikationskanäle zwischen den beiden Ländern vor.
Reaktionen aus Tokio und Peking
Abes Worte haben haben medial hohe Wellen geschlagen. «Spricht Abe nun über Frieden oder Krieg?» fragte sich die South China Morning Post.
Japans Kabinettssekretär Yoshihide Suga sah sich gezwungen, die Worte des Premiers ins richtige Licht zu rücken, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Die Medien hätten dessen Standpunkt falsch interpretiert. Abe habe am WEF sehr wohl betont, dass es niemals einen Krieg geben dürfe, weil ein solcher einen immensen Schaden anrichten würde, nicht nur für China und Japan, sondern für die Welt. Der Dialog und die Rechtsstaatlichkeit und nicht Armeen und Drohungen seien notwendig für Frieden und Wohlstand in Asien.
Auch Peking hat inzwischen reagiert. Qing Gang, Sprecher des chinesischen Aussenministeriums, bezeichnete laut CCTV Abes Worte als unangebracht. Anstatt sich um britische-deutsche Vergleich zu bemühen, sollte man sich viel mehr damit auseinandersetzen, was Japan China im Zweiten Weltkrieg angetan habe.
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