Das Mobbing-Inserat
Vergangenen Monat sorgte eine Mutter einer Mittelschülerin in ganz Taiwan für Schlagzeilen. Die Frau mit Nachnamen Chiang (江) hatte rund eine Million Taiwan Dollar – umgerechnet rund 25’000 Euro – für eine halbseitige Zeitungsanzeige ausgegeben, so die Taipei Times.
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In der Anzeige beschuldigte sie einen Mitschüler ihrer Tochter, diese regelmässig zu mobben. Gleichzeitig hielt sie der Schule vor, nichts gegen die Missstände zu unternehmen, da der Schüler der Sohn einer Lehrerin an der Schule sei.
Die Anzeige sorgte derart für Aufsehen, dass der Bürgermeister Taipehs sich einschaltete, so ETToday. Die Schule setzte eine unabhängige Kommission ein, welche die Vorwürfe untersuchen sollte.
Tochter kein typisches Mobbing-Opfer
Der Sonderausschuss kam vergangene Woche zum Schluss, dass es sich beim Fall nicht um Mobbing handle, so die Apple Daily. Das vermeintliche Opfer hätte sich mit dem beschuldigten Schüler Online und auch auf dem Schulhof verbal gestritten. Dabei habe es sich nicht wie ein typisches Mobbing-Opfer verhalten, entschied die Kommission mit elf zu null Stimmen.
Die beiden Schüler würden offenbar zu wenig soziale Fähigkeit besitzen, so die Schule, und empfahl beide Jugendlichen in eine psychologische Beratung zu schicken. Während sich die Familie des Beschuldigten nicht detailliert zur Entscheidung äussern wollte, bezeichnete die Mutter des vermeintlichen Opfers die Erklärung der Kommission als inakzeptabel. Sie werde den Fall nun vor Gericht ziehen.
Kritik an Zeitungsanzeige
Zwar sorgte die Zeitungsanzeige für viel Aufmerksamkeit, jedoch wurde die Mutter in den Medien auch für ihr Vorgehen kritisiert. Auch die betroffene Tageszeitung Liberty Times, die die Anzeige druckte, musste sich Kritik gefallen lassen, da der Name des beschuldigten Schülers darin genannt wurde.
Die Zeitung hätte die Anzeige gar nicht annehmen dürfen, findet die Taiwanische Allianz für Jugendrechte gegenüber der China Times. Da die Schule, die Klasse und der Name des beschuldigten Kindes genannt würden, hätte die Anzeige auch gegen das Gesetz verstossen, so Anwältin und Taipeher Stadträtin Huang Shanshan gegenüber dem Radiosender News98.
Die Privatsphäre von Minderjährigen sei gesetzlich streng geschützt, ausserdem könnten die öffentlichen Anschuldigungen – sollten sie sich als falsch erweisen – auch als Verleumdung angesehen werden. Die Mutter verteidigte ihr Vorgehen damit, dass weder die Schule noch die Stadtregierung ihre Beschwerden zuvor beachtet hätten, und sie sich deshalb dafür entschieden habe, die Missstände in einem Zeitungsinserat anzuprangern.
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