Der nächs­te Comeback-Premier?

Will es noch einmal wissen: Ex-Premier Hosokawa.
Will es noch ein­mal wis­sen: Ex-Pre­mier Hos­o­ka­wa. Screen­shot: TBS News

In Japan bahnt sich ein poli­ti­sches Come­back an. Der ehe­ma­li­ge Pre­mier­mi­nis­ter Mori­hi­ro Hos­o­ka­wa lieb­äu­gelt mit einer Kan­di­da­tur für den ein­fluss­rei­chen Gou­ver­neurs­pos­ten in Tokio. Die Chan­cen für einen Ein­stieg in den Wahl­kampf stün­den 50 zu 50, zitiert die Sank­ei Shim­bun den 75-Jährigen.

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Dabei schien sei­ne poli­ti­sche Zeit schon lan­ge vor­bei zu sein. 1993 wur­de er Pre­mier­mi­nis­ter Japans in einer his­to­ri­schen Mehr­par­tei­en-Koali­ti­on, wel­che die LDP nach 38-jäh­ri­ger unun­ter­bro­che­ner Regie­rungs­zeit vom Thron stiess. Kaum im Amt wag­te er gleich den Tabu­bruch bezüg­lich der Geschichts­auf­ar­bei­tung sei­nes Landes.

His­to­ri­sche Erklärung

In einer Gedenk­re­de am 15. August 1993 brach­te er die Ver­ant­wor­tung Japans im Zwei­ten Welt­krieg sowie sein Bei­leid für alle Kriegs­op­fer und Über­le­ben­den zum Aus­druck. Hos­o­ka­wa sprach von einem «Aggres­si­ons­krieg, einem fal­schen Krieg». Dies hat­te zuvor noch kein japa­ni­scher Pre­mier­mi­nis­ter getan.

Die Stel­lung­nah­me ebne­te schliess­lich den Weg für die Erklä­rung des Pre­mier­mi­nis­ters Tomiichi Mura­y­a­ma, der sich 1995 für «die Kolo­ni­al­herr­schaft und Aggres­si­on Japans im Zwei­ten Welt­krieg» entschuldigte.

Hos­o­ka­wa selbst musst wegen eines Spen­den­skan­dals nach nur neun Mona­ten als Pre­mier­mi­nis­ter zurück­tre­ten. Seit sei­nem voll­stän­di­gen poli­ti­schen Rück­zug 1998 arbei­tet er als Bera­ter. Und nun die über­ra­schen­de Rückkehr?

Hos­o­ka­wa hofft auf Koizumi

Hos­o­ka­wa spielt öffent­lich mit dem Gedan­ken einer Kan­di­da­tur als Unab­hän­gi­ger. Als ehe­ma­li­ger Gou­ver­neur der Prä­fek­tur Kuma­mo­to und Pre­mier­mi­nis­ter hät­te er genü­gend Erfah­rung. Doch wie steht es um sei­ne Chan­cen? Laut der TBS News macht er eine Kan­di­da­tur von einer Unter­stüt­zung durch den ehe­ma­li­gen Pre­mier­mi­nis­ter Juni­chi­ro Koi­zu­mi abhängig.

Gemein­sam ist ihnen die Hal­tung bezüg­lich der Atom­po­li­tik (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Bei­de Poli­ti­ker befür­wor­ten einen sofor­ti­gen Aus­stieg, wäh­rend die jet­zi­ge Regie­rung wei­ter am Betrieb der AKW fest­hält. Hät­te Hos­o­ka­wa den immer noch popu­lä­ren Koi­zu­mi hin­ter sich, wür­den sich die Erfolgs­chan­cen bei der Gou­ver­neurs­wahl in Tokio wohl auf einen Schlag erhö­hen. Aus­ser­dem befür­wor­tet eine Mehr­heit in Japan wei­ter­hin den Ausstieg.

Soll­te Hos­o­ka­wa sieg­reich her­vor­ge­hen, wäre es nach Shin­zo Abe das zwei­te Come­back eines ehe­ma­li­gen Pre­mier­mi­nis­ters. Dabei plan­te Hos­o­ka­wa schon mit 52 Jah­ren einen Rück­zug aus der Poli­tik, wie er in einem aus­führ­li­chen Inter­view mit Ping­Mag die­ses Jahr erklärte.

Eine ein­fluss­rei­che Familie

Die Geschich­te der Fami­lie Hos­o­ka­wa reicht übri­gens bis in tief in die japa­ni­sche Geschich­te zurück. Seit der Muro­ma­chi-Zeit übt der Hos­o­ka­wa-Clan sei­nen Ein­fluss in der Poli­tik aus. In der Edo-Zeit wur­den sie die Fürs­ten der Pro­vinz Higo auf Kyus­hu, was der heu­ti­gen Prä­fek­tur Kuma­mo­to entspricht.

Mit dem Anfang der Moder­ni­sie­rung wur­den die Hos­o­ka­was in den Stand des Adels beför­dert, der nach dem Zwei­ten Welt­krieg abge­schafft wur­de. Mori­hi­ro Hos­o­ka­wa ist der Chef und Ver­wal­ter die­ser his­to­ri­schen Fami­li­en­li­nie. Er ist gleich­zei­tig auch der Enkel Fumima­ro Konoe, der zwi­schen 1940 und 1941 Pre­mier­mi­nis­ter war und sich kurz nach dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs das Leben nahm.

Die ande­ren Kandidaten

Zu den Gou­ver­neurs­wah­len am 9. Febru­ar 2014 in Tokio kommt es, weil der bis­he­ri­ge Nao­ki Ino­se wegen eines Spen­den­skan­dals letz­ten Monat zurück­tre­ten muss­te (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Wei­te­re Kan­di­da­ten sind der regie­rungs­kri­ti­sche und sozi­al enga­gier­te Anwalt Ken­ji Uts­uno­miya, der bei der letz­ten Wah­len als Zwei­ter her­vor­ging. Auch der frü­he­re LDP-Poli­ti­ker Yoi­chi Masu­zoe hat sein Inter­es­se angekündigt.

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