Gehaltskürzung wegen Tattoo
Osakas Bildungsdepartement kürzt als Disziplinarmassnahme einer 23-jährigen Schulangestellte während eines Monats das Gehalt. Ihr Vergehen: Sie hatte sich Anfang 2013 drei 500-Yen-Münzen grosse Tatöwierungen an Oberarm und Knöchel stechen lassen. Die Behörde ging der Sache nach, nachdem sie einen anonymen Hinweis erhalten hatte. Nun wird der jungen Angestellten deswegen zehn Prozent eines Monatslohnes abgezogen.
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Die junge Frau hat die Strafe offenbar akzeptiert und versprochen, die Tattoos chirurgisch entfernen zu lassen. «Ich habe sie mir aus Modegründen machen lassen. Ich dachte es sei kein Problem, solange man diese unter den Kleidern verstecken könne», erklärte sie sich gegenüber der Mainichi Shimbun.
In der Grossstadt Osaka sind solche Massnahmen gegen Beamte seit Juni 2012 zulässig. Osakas Bürgermeister Toru Hashimoto hatte dafür eigens den Ethik-Kodex revidieren lassen. Demnach wurde allen Stadtangestellten die Anbringung neuer Tattoos untersagt.
Der Bürgermeister und die Tattoos
Zuvor hatte Hashimoto per Fragebogen seine Stadtangestellten aufgerufen, mögliche Tätowierungen auf Armen und Beinen anzugeben. Die Meldung sorgte damals für viel Wirbel. Es dürfe nicht sein, dass Beamte, die täglich im direkten Kontakt mit der Bevölkerung stünden, während ihrer Arbeit ihr Tattoo zur Schau stellen. Schon gar nicht aus Modegründen werde er solche Körperbemalungen beim Beamten tolerieren, liess Hashimoto verlauten. Solche Leute sollten sich am besten einen neuen Arbeitgeber suchen (Asienspiegel berichtete).
Angefangen hat die Befragung, als ein Einwohner Osakas vor drei Jahren die Umweltbehörde darauf aufmerksam machte, dass ein Angestellter der Müllabfuhr eine Tätowierung habe. Später folgte ein Bericht über einen Angestellten der Kinderfürsorge, der Kindern sein Tattoo gezeigt haben soll.
Im Juni 2012 folgte schliesslich die Anpassung des Ethik-Kodexes. Dabei hatte sich ausgerechnet die Bildungsbehörde noch am heftigsten gegen Hashimotos Vorgehen gewehrt. Der Fragebogen sei ein Eingriff in die Privatsphäre, hiess es damals noch.
Vom Yakuza- zum Modephänomen
In Japan wird ein Tattoo traditionell mit der japanischen Mafia, der Yakuza, in Verbindung gebracht. Gleich auf dem ganzen Körper tragen diese ihre Tätowierungen. Gerade in der Region Kansai mit den Städten Osaka und Kobe ist die Sensibilisierung besonders gross. Denn hier sind die zwei grössten Yakuza-Gruppierungen des Landes, die Yamaguchi-gumi und die Sumiyoshi-kai, ansässig.
Entsprechend verpönt ist das Tragen einer solchen Körperbemalung in der japanischen Gesellschaft. Wer dennoch eine trägt, dem ist der Eintritt in öffentliche Anlagen wie Saunas untersagt (Asienspiegel berichtete). Doch seit die Modewelt die Tattoos vor ein paar Jahren für sich entdeckt hat, sind auch viele jungen Japaner auf diesen Trend aufgesprungen, Yakuza hin oder her (Asienspiegel berichtete).
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