Japans ewi­ger Soldat

Hiroo Onoda im Jahr 1974, als er sich ergab.
Hiroo Ono­da im Jahr 1974, als er sich ergab. Screen­shot: youtube/​Hidou­wa­Dou­rini­Ka­ta­zu

Hiroo Ono­da ver­stand es, aus­zu­har­ren. Drei Jahr­zehn­te, weit über das Ende des Zwei­ten Welt­kriegs hin­aus, ver­steck­te er sich als Sol­dat der japa­ni­schen Armee auf der phil­ip­pi­ni­schen Insel Lub­ang und mach­te damals Schlag­zei­len in aller Welt. Nun ist Japans ewi­ger Sol­dat im Alter von 91 Jah­ren gestorben.

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Im Alter von 17 arbei­te­te Hiroo Ono­da bei einem japa­ni­schen Han­dels­un­ter­neh­men für Lack­wa­ren in der damals besetz­ten chi­ne­si­schen Stadt Han­k­ou (heu­te: Wuhan). 1942 wur­de er schliess­lich in die Armee ein­be­ru­fen. Zwei Jah­re spä­ter, im Alter von 22 Jah­ren, wur­de Ono­da als Geheim­dienst­of­fi­zier nach Lub­ang beor­dert, wo er mit sei­ner Trup­pe die Auf­ga­be erhielt, den Hafen und Flug­platz bei einer all­fäl­li­gen Ein­nah­me durch die Alli­ier­ten zu zerstören.

Unter kei­nen Umstän­den war es ihm erlaubt, die Waf­fen nie­der­zu­le­gen. Sei­ne Trup­pe soll­te als letz­te die Stel­lung hal­ten. An die­sen Befehl hielt er sich, 29 lan­ge Jah­re. Als die USA die Insel am 28. Febru­ar 1945 erober­ten, ent­schloss sich Ono­da mit drei wei­te­ren Sol­da­ten, die über­lebt hat­ten, in die Wäl­der zurück­zu­zie­hen. Auch wie­der­hol­te abge­wor­fe­ne Flug­blät­ter, wel­che über die Kapi­tu­la­ti­on Japans infor­mier­ten, betrach­te­te Ono­da als Hin­ter­halt. 1959 wur­de Ono­da für tot erklärt, nach­dem Such­trupps wäh­rend Mona­ten ver­geb­lich nach den ver­miss­ten Män­nern gesucht hat­ten. Selbst ein Begräb­nis hat­ten die Eltern für ihn durchgeführt.

Das Tref­fen mit einem Hippie

Die­ser hielt sich jedoch mit sei­nen Kol­le­gen wei­ter­hin im Dschun­gel ver­steckt, von wo sie ihren Gue­ril­la­krieg fort­führ­ten. 30 loka­le Ein­woh­ner kamen in die­ser Zeit ums Leben. Spo­ra­disch kam es zu Schuss­wech­seln. Mit Dieb­stäh­len hiel­ten sie sich über Was­ser. Obwohl Ono­da anhand von ver­ein­zel­ten Radio- und Zei­tungs­be­rich­ten über Japans Wie­der­auf­bau infor­miert war, glau­be er wei­ter­hin, dass es sich dabei um einen Trick der US-Trup­pen handelte.

Ono­das letz­ter Gefähr­te starb 1972 bei einer Schies­se­rei mit der Poli­zei. Im sel­ben Jahr wur­de aus­ser­dem auf Guam der Sol­dat Yokoi Shoi­chi gefun­den, der sich eben­falls seit Kriegs­en­de im Dschun­gel ver­steckt hielt. Die­se Nach­rich­ten weck­ten in Japan viel Inter­es­se. Plötz­lich muss­te ange­nom­men wer­den, dass noch wei­te­re Sol­da­ten irgend­wo in den ehe­ma­li­gen besetz­ten Gebie­ten ausharrten.

Als 1974 der jun­ge Japa­ner Norio Suzu­ki, ein Hip­pie auf Welt­rei­se, auf Ono­da stiess, bestä­tig­te sich die Ver­mu­tung. Die­ser gewann schnell das Ver­trau­en des Sol­da­ten. Mit einem Foto des tot geglaub­ten Sol­da­ten in der Hand benach­rich­tig­te er die japa­ni­sche Regie­rung. Ono­das dama­li­ger Vor­ge­setz­ter Yoshi­mi Tani­gu­chi wur­de aus­fin­dig gemacht und nach Lub­ang geflo­gen, um sei­nen ehe­ma­li­gen Unter­ge­be­nen von sei­nen mili­tä­ri­schen Pflich­ten zu befrei­en. Denn Ono­da woll­te nur auf die Wor­te sei­nes Vor­ge­setz­ten hören.

Das Leben danach

Hiroo Ono­da leg­te sein Gewehr und sein Schwert nie­der und ergab sich. Vom dama­li­gen phil­ip­pi­ni­schen Prä­si­dent Fer­nan­do Mar­cos wur­de er schliess­lich begna­digt, was nicht über­all auf Wohl­wol­len stiess. Ono­da war damit aber nicht der letz­te japa­ni­sche Sol­dat des Zwei­ten Welt­krie­ges, der kapi­tu­liert hat­te. Nur weni­ge Mona­te spä­ter wur­de auf einer indo­ne­si­schen Insel Teruo Naka­mu­ra gefun­den, ein aus der dama­li­gen Kolo­nie Tai­wan stam­men­der Sol­dat der japa­ni­schen Armee.

Ono­da selbst wur­de am 9. März 1974 im Alter von 51 Jah­ren nach Japan geflo­gen, wo sei­ne über­rasch­ten Eltern ihn emp­fin­gen. Es war Japans Medi­en­er­eig­nis des Jah­ren. Sei­ne Loya­li­tät und sein Durch­hal­te­wil­len mach­ten ihn im Japan des Wirt­schafts­booms zu einem Hel­den. Sei­ne kurz dar­auf publi­zier­ten Memoi­ren wur­den zu einem Best­sel­ler. Lan­ge hielt es Ono­da in sei­ner Hei­mat jedoch nicht aus. Japans Gesell­schaft hat­te sich seit Kriegs­en­de grund­le­gend ver­än­dert, was ihm viel Mühe bereitete.

Er zog nach Süd­ame­ri­ka, wo er sich in Bra­si­li­en eine Exis­tenz als Rin­der­züch­ter auf­bau­te. Spä­ter kehr­te Ono­da wie­der für den gröss­ten Teil des Jah­res nach Japan zurück. In der Prä­fek­tur Fuku­shi­ma grün­de­te er eine Natur­schu­le, wo er den Jugend­li­chen sei­ne Erfah­run­gen im Über­le­ben in der Wild­nis wei­ter­gab. Aus­ser­dem hielt er regel­mäs­sig Reden. In Japan war der Sol­dat bis an sein Lebens­en­de äus­serst populär.

So erleb­te Ono­da nach 30 Jah­ren Krieg doch noch 37 Jah­ren Frie­dens­zei­ten. Anfang Jahr wur­de Ono­da wegen einer Lun­gen­ent­zün­dung ins Kran­ken­haus gebracht. Am 16. Janu­ar starb er schliess­lich im hohen Alter von 91 Jahren.

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