«Lie­be zu Japan wiedergefunden»

Jan Knü­sel ist Grün­der von Asi­en­spie­gel und Co-Regis­seur des Doku­men­tar­films «Nega­ti­ve: Not­hing», der seit Okto­ber 2012 regel­mäs­sig in der Schweiz und Japan gezeigt wird. In Asi­en­spie­gel Facet­ten schreibt er über sei­ne per­sön­li­chen Ein­drü­cke bezüg­lich der Ent­wick­lung des Films.

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Alle Blicke auf «Negative: Nothing».
Alle Bli­cke auf «Nega­ti­ve: Not­hing». Foto: Asi­en­spie­gel

150 Jah­re diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen fei­ern die Schweiz und Japan. In Genf ent­schied man sich, die­ses fei­er­li­che Jahr mit der Vor­füh­rung von «Nega­ti­ve: Not­hing» zu eröff­nen. Damit erhiel­ten wir die Gele­gen­heit, den Doku­men­tar­film über Tho­mas Köh­ler erst­mals in der Roman­die zu zeigen.

Genf, die Stadt der Ver­ein­ten Natio­nen und des Roten Kreu­zes, hät­te nicht bes­ser zu die­ser Geschich­te über Soli­da­ri­tät und Mensch­lich­keit pas­sen kön­nen. Das japa­ni­sche Kon­su­lat lud für die Vor­füh­rung ins Les Ciné­mas du Grüt­li. Als Co-Regis­seur und gela­de­ner Gast die­ser Pre­mie­re stell­te ich mich bei den kur­zen Pro­ben am Nach­mit­tag auf eine über­schau­ba­re Ver­an­stal­tung mit einem klei­nen Publi­kum ein. Was danach geschah, soll­te in jeder Hin­sicht alle mei­ne Erwar­tun­gen übertreffen.

Ein gros­ser Andrang

Früh kamen die ers­ten Gäs­te und es soll­ten immer mehr wer­den. Zwan­zig Minu­ten nach der Tür­öff­nung war der Saal bis auf den letz­ten Platz besetzt. Mehr als ein Dut­zend Per­so­nen muss­ten bedau­er­li­cher­wei­se draus­sen blei­ben. Dabei hat­te das japa­ni­sche Kon­su­lat, das gela­den hat­te, gross­zü­gig geplant. Über 200 Sit­ze bot der Saal. Einen sol­chen Andrang hat­te ich seit den Vor­füh­run­gen in Tokio letz­ten März nicht mehr erlebt.

Für mich als Co-Regis­seur von «Nega­ti­ve: Not­hing», der nun seit mehr als 15 Mona­ten die Vor­füh­run­gen eng beglei­tet, war es eine schö­ne Über­ra­schung zu sehen, wie der Film über Tho­mas Köh­ler bis weit in die fran­zö­sisch­spra­chi­ge Schweiz auf Inter­es­se stösst. Elo­quent und fein­füh­lig führ­te Oli­vi­er Del­ho­u­me, Fern­seh­mo­de­ra­tor, Foto­graf und Japan-Ken­ner, durch den Abend. Mit Genf war eine neue Sprach­re­gi­on an der Rei­he, ent­spre­chend neu­gie­rig war ich auf die Reaktionen.

Das Publi­kum war von der ers­ten Sekun­de an dabei. Es war eine Vor­füh­rung vol­ler Lacher, Stau­nen, neu­gie­ri­ger Stil­le und Rüh­rung. Im Anschluss gab es eine lan­ge Dis­kus­si­ons­run­de, die von herz­li­chen Voten geprägt war. «Durch Ihren Film habe ich mei­ne Lie­be zu Japan, mei­nem Hei­mat­land, wie­der gefun­den. Vie­len Dank», sag­te eine beweg­te japa­ni­sche Zuschauerin.

Von Kobe bis nach Fukushima

Der inten­sivs­te Moment kam am Ende der Fra­ge­run­de, als sich der sicht­lich gerühr­te Bot­schaf­ter Taka­shi Oka­da von der japa­ni­schen UNO-Ver­tre­tung in Genf spon­tan äus­ser­te. «Für mich war der Film eine Wie­der­ent­de­ckung Japans», sag­te er. Es sei zutiefst beein­dru­ckend, wie Tho­mas aus etwas Tra­gi­schem etwas Posi­ti­ves her­aus­ho­len und Japan so im schwie­rigs­ten Moment hel­fen konnte.

Mit Trä­nen in den Augen spann­te Bot­schaf­ter Oka­da den Bogen zur Erd­be­ben­ka­ta­stro­phe von Kobe. «Ein Schwei­zer Team war damals die ers­te aus­län­di­sche Ret­tungs­hil­fe vor Ort.» Er habe die Schwei­zer damals betreut. Eine Woche hät­ten sie inten­siv gesucht. «Lei­der konn­te das Ret­tungs­team kei­ne Über­le­ben­den fin­den. Neun Lei­chen fand es am Ende. Und trotz allem waren wir den Schwei­zern für alles dank­bar. Sie gaben uns das Gefühl, dass die Welt die Men­schen aus Kobe nicht ver­ges­sen hat­te. Wir Japa­ner wer­den die­se Ges­te nie vergessen.»

150 Jah­re leben­di­ge Beziehungen

Es sind sol­che Momen­te, die einem die wah­re Bedeu­tung der 150-jäh­ri­gen Bezie­hun­gen vor Augen füh­ren. Es ist mehr als nur ein Aus­tausch von Net­tig­kei­ten und Kli­schees zwei­er Län­der. Es sind leben­di­ge Bezie­hun­gen, die heu­te von zahl­rei­chen Men­schen bei­der Län­der täg­lich mit viel Lei­den­schaft geprägt, gepflegt und wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den. Sie legen das Fun­da­ment für die gute Freundschaft.

Nega­ti­ve: Not­hing hät­te nicht bes­ser in der Roman­die star­ten kön­nen. Am 27. Febru­ar geht es im Rah­men der Fei­er­lich­kei­ten wei­ter nach Luga­no und Neu­châ­tel, wo Aimé Hum­bert leb­te; der Ver­tre­ter der Schwei­zer Mis­si­on, der am 6. Febru­ar 1864 mit dem unter­ge­hen­den Toku­ga­wa-Sho­gu­n­at im dama­li­gen Edo den ers­ten Han­dels­ver­trag schloss.

Alle Vor­führ­da­ten für die Schweiz, Deutsch­land und Japan wer­den auf nega​ti​venot​hing​.com lau­fend aktualisiert.

Das Premieren-Publikum in Genf.
Das Pre­mie­ren-Publi­kum in Genf. Foto: Asi­en­spie­gel
Der sichtlich berührte Botschafter Okada nach dem Film.
Der sicht­lich berühr­te Bot­schaf­ter Oka­da nach dem Film. Foto: Asi­en­spie­gel
Olivier Delhoume moderiert die Fragerunde.
Oli­vi­er Del­ho­u­me mode­riert die Fra­ge­run­de. Foto: Asi­en­spie­gel
Im Les Cinémas du Grütli.
Im Les Ciné­mas du Grüt­li. Foto: Asi­en­spie­gel
Bis zum letzten Platz besetzt.
Bis zum letz­ten Platz besetzt. Foto: Asi­en­spie­gel
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