Eine Katze als Touristenmagnet
Noch vor ein paar Jahren stand die Kishigawa-Bahnlinie in der Präfektur Wakayama vor dem Aus. Immer weniger Passagiere nutzten diesen lokalen Zubringer. Selbst Sparmassnahmen durch den Betreiber Wakayama Electric Railway änderten nichts an der Situation. Erst als die heruntergekommene Endstation Kishi im Städchen Kinokawa Anfang 2007 eine Katze anstellte, kam die Wende zum Guten.
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Die Katze mit dem Namen Tama tut seither «ihren Dienst» beim Eingang des Bahnhofs. Selbst eine Dienstmütze hat man ihr geschneidert. Die Idee dazu hatte der Präsident der Bahngesellschaft, nachdem er aus Finanznot sein Personal von zahlreichen Bahnhöfen abziehen musste. Ursprünglich hatte Toshiko Koyama, der beim Bahnhof einen Lebensmittelhandel führt und wegen der Sparmassnahmen gleichzeitig zum Bahnhofsvorsteher von Kishi ernannt wurde, die Katze bei sich aufgenommen.
Schnell nahmen die Medien die ungewöhnliche Geschichte auf. Tama wurde über Nacht zu einer Touristenattraktion. Selbst aus dem Ausland reisen die Gäste an, um ein Erinnerungsfoto mit der süssen Katze zu schiessen. Gewöhnlich hält sich Tama in einem eigens eingerichteten Katzenhäuschen hinter sicherem Glas auf.
Geldsegen für eine Region
Für Wakayama Electric Railway sowie das Städtchen Kinokawa war Tama ein Glücksfall. Gleich im ersten Jahr soll die Katze der Region einen Zuschuss von 1,1 Milliarden Yen (7,8 Millionen Euro) beschert haben, wie CNN damals berichtete. Die Bahn verzeichnet inzwischen über 2 Millionen Passagiere pro Jahr. Der Gouverneur der Präfektur Wakayama zeichnete Tama gar für ihre Verdienste aus.
Seither gibt die Katze den Takt an. 2008 wurde sie Oberbahnhofsvorsteherin ernannt, 2013 gar zur Vize-Präsidentin der Bahngesellschaft. Eine gesamte Zugkomposition der Kishigawa-Linie wurde bis ins letzte Detail mit einem Tama-Design versehen. Nebenbei betreibt die Linie übrigens noch einen «Erdbeer»- und einen «Spielzeug»-Zug. Der komplett veraltete Bahnhof Kishi wurde 2010 grosszügig erneuert. Fassade wie Dach wurden nach der Form eines Katzenkopfs gestaltet. Auch Herr Koyamas Geschäft erstrahlte in neuem Glanz. Hinzu kam ein Café mit Tama-Souvenirs.
Wahrzeichen einer Präfektur
Die Katzen-PR-Aktion hat in ganz Japan Nachahmer gefunden. Zahlreiche Bahnhöfe halten inzwischen Hunde, Katzen oder Kaninchen als Maskottchen und Glücksbringer.
Doch Tama bleibt das Original. Die Präfektur Wakayama feiert die Katze auf ihrer Website als ihr touristisches Wahrzeichen. Bis heute wird keine Gelegenheit ausgelassen, um die Katze richtig zu vermarkten. Für den Valentinstag gab es laut 47 News gar eine limitierte Tama-Schokoladenserie, zum stolzen Preis von 1600 Yen (11 Euro) für vier katzenförmige Pralinés.
Seit sieben Jahren sorgt die Katze bereits für gute Zeiten. Am 15. April wird sie stolze 15 Jahre alt. Ewig wird auch Tama nicht leben. Deshalb hat die Bahngesellschaft vorgesorgt. 2012 erhielt Tama eine «Angestellte» mit Namen Nitama, die nun stets an ihrer Seite ist, wie die Japan Times damals berichtete. Wer Tama übrigens sehen möchte, der sollte zwischen Dienstag und Freitag vorbeischauen. Am Samstag, Sonntag und Montag geniesst die Katze ihre verdienten Freitage.
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