Das Land der Gedenktage
In Japan gibt es gleiche eine ganze Reihe an Gedenktagen. Sie dienen dazu, das Verständnis für eine bestimmte Angelegenheit oder ein Ereignis zu vertiefen. Und so stellt sich allmählich die Frage, wie in Zukunft an die Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 gedacht werden soll?
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Premierminister Shinzo Abe zeigt sich in einer Kommissionsbesprechung im Unterhaus offen für die Idee eines offiziellen Gedenktages am 11. März, wie NHK News berichtet. Es handle sich um ein Ereignis, das den künftigen Generationen weiter vermittelt werden und Japan als künftige Hilfe zur Katastrophenprävention dienen müsse, betonte Abe.
Bald schon sind es drei Jahre her, als der Nordosten Japans von einem Erdbeben und einem Tsunami heimgesucht wurde. Der Wiederaufbau im zerstörten Küstengebiet geht nur langsam voran, das kontaminierte Grundwasser in der Atomruine von Fukushima hat die anhaltenden Probleme jenes verheerenden Unfalls vor Augen geführt. Noch ist die Katastrophe präsent.
Entsprechend hat der Gedenktag für Abe nicht oberste Priorität. So sei man noch immer mit dem Wiederaufbau beschäftigt, der Fokus gelte dieser Arbeit. Die Regierung werde sich aber Gedanken machen, welche genaue Bedeutung man künftig dem 11. März geben möchte. Keiji Furuya, Minister für Katastrophenschutz, möchte derweil vorwärts machen. Er begrüsse den Vorschlag eines Gedenktages am 11. März und werde dies mit seinen Kabinettskollegen prüfen.
Die Vorbilder
Ein Umsetzung wäre nichts Neues. In Japan gedenkt man bereits den gewaltigen Naturkatastrophen des letzten Jahrhunderts. Jedes Jahr am 1. September wird in Form des «Tages der Katastrophenverhütung» an das Grosse Kanto-Erdbeben von 1923 erinnert, als die Städte Yokohama und Tokio eine immense Zerstörung erlebten. Auch für das Grosse Erdbeben von Kobe von 1995 gibt es am 17. Januar einen offiziellen Gedenktag mit dem ähnlichen Namen «Tag der Katastrophenverhütung und der Freiwilligen».
Auf Twitter wird schon heftig über einen möglichen Gedenktag debattiert. Während manche einen solchen Vorstoss befürworten, empfinden viele diese Idee als verfrüht, ja gar als eine Frechheit. «Obwohl noch nichts fertig ist, wollen sie den 11. März schon zur Vergangenheit erklären», schreibt etwas User @sockskurogohan in einem Tweet. «Es gibt nicht wenige, die noch immer traumatisiert sind. Ein Gedenktag kommt mir viel zu früh», meint auch Nutzer @BARAGAKI_.
Gedenktage können national wie auch lokal festgelegt werden und nicht immer herrscht Einigkeit. Denn nicht selten haben diese einen einen politischen Beigeschmack. Am 7. Februar wird beispielsweise «der Tag der Nördlichen Territorien» gefeiert. Dieser soll an die japanische Forderung nach der Rückgabe der von Russland verwalteten Inselgruppen nördlich von Hokkaido untermauern (Asienspiegel berichtete). Selbst einen Tag der Atomenergie (26. Oktober), welcher das Kabinett 1964 festlegte, gibt es.
Die freien Tage für die Angestellten
Neben den Gedenktagen, an denen übrigens normal gearbeitet wird, gibt es eine Fülle an offiziellen nationalen Feiertagen in Japan, die teilweise auf dem traditionellen chinesischen Mondkalender beruhen. Eine Grosszahl ist jedoch eine Erfindung der Nachkriegszeit, wie beispielsweise der Verfassungstag, der Kindertag, der Meerestag oder der Kulturtag.
Diese sind wichtige Freitage (Asienspiegel berichtete) für das Heer der gestressten japanischen Arbeitnehmer, von denen nur die wenigsten gewöhnliche Ferien in Anspruch nehmen. Eine Besonderheit ist übrigens der Frühling. Anfang Mai gibt es jeweils gleich drei Feiertage nacheinander. Es ist eine kurze Periode, in der in Japan für einmal Urlaubsstimmung aufkommt. Golden Week nennt man diese kurze Periode der Freiheit. Ein ganzes Land ist dann in Bewegung.
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