Die Alternative zu Yasukuni
Mit dem Besuch im Yasukuni-Schrein erhitzen Japans konservative Politiker immer wieder die Gemüter bei den Nachbarn China und Korea. In der Shinto-Stätte wird den 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten gedacht, darunter auch, seit 1978, 14 verurteilten A-Klasse-Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs.
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Premierminister Shinzo Abe löste mit seinem Besuch im vergangenen Dezember eine Welle der Empörung in China und Korea aus. Auch die USA zeigten sich nicht erfreut über das Vorgehen des japanischen Regierungschefs. Abe betont jedoch, dass der Yasukuni-Schrein ein wichtiger Ort der Trauer sei. Hier bete er für die Toten aller Kriege und den Frieden. Auch andere Premierminister hätten dies so gehandhabt.
Zum Yasukuni-Schrein gibt es keine Alternative, ist Abe sogar überzeugt. Den Vorschlag, eine neue, neutrale Gedenkstätte zu schaffen, um weitere Provokationen zu verhindert, lehnt er ab. Diese Meinung äusserte der Premier an einem Symposium in Tokio, wie Mainichi Hoso berichtet. «Der Yasukuni-Schrein ist der Hauptort für die Trauer. Diese Gefühle teile ich mit den Angehörigen der Kriegstoten», sagte Abe. Dies könne die Regierung nicht einfach per Verordnung ändern.
Die Alternative
Dabei gäbe es in Tokio durchaus eine bereits bestehende Alternative, die weder China noch Korea erzürnen würde. Es ist der 1959 von der Regierung erbaute, unweit von Yasukuni gelegen Nationalfriedhof Chidorigafuchi in Tokio, Japans «Grab des unbekannten Soldaten». Hier liegen die sterblichen Überreste von über 350’000 nicht identifizierten japanischen Toten des Zweiten Weltkriegs.
Im Nationalfriedhof Chidorigafuchi ist weder ein Kriegsverbrecher begraben, noch kommt ihm eine religiöse Funktion zu. Seine Gedenkzeremonien, an denen Mitglieder der Kaiserfamilie oder Politiker teilnehmen, lösen im Gegensatz zu Yasukuni keine Kontroversen im Ausland aus.
Selbst US-Verteidigungsminister Chuck Hagel und US-Aussenminister John Kerry statteten dem Friedhof vergangenen Oktober auf Eigeninitiative einen Besuch ab, wo sie in Gedenken an die Kriegstoten einen Blumenkranz niederlegten. Ein amerikanischer Vertreter des Pentagons zog damals eine Parallele zu Arlington.
Auch Shinzo Abe hat Chidorigafuchi einen offiziellen Besuch abgestattet, zuletzt im August 2013. Weder China noch Südkorea hatten etwas einzuwenden.
Yasukuni ist wichtiger
Dennoch hält Abe nicht den staatlichen Nationalfriedhof Chidorigafuchi, sondern den Yasukuni-Schrein als das Pendant zu Arlington, wie er in einem Interview mit Foreign Affairs festhielt. In Arlington würde wie im Yasukuni-Schrein allen Kriegstoten gedacht und auch die US-Präsidenten würden ganz normal den amerikanischen Nationalfriedhof aufsuchen, argumentierte Abe.
Mindy Kotler vom Politmagazin The National Interest hält in einem ausführlichen Kommentar Abes Analogie jedoch für falsch. Arlington sei ein staatlicher Soldatenfriedhof, der kein moralisches oder politisches Urteil zur US-Militärgeschichte fälle. Die Besucher kämen auch nicht Arlington, um die Toten in einem religiösen Akt zu verehren.
Yasukuni sei hingegen eine private, religiöse Stätte, mit einem anliegenden Museum, welches die Kriegstaten verklären würde. Ein weiterer wichtiger Unterschied sei zudem, dass Arlington kein Ort für verurteilte Kriegs- und Kapitalverbrecher sei. Diese hätten im amerikanischen Nationalfriedhof keinen Platz.
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