Wenn Mil­lio­nen Pend­ler stranden

Stundenlanges Warten: Pendler vor einem Bahnhof in Tokio nach dem Beben am 11. März 2011.
Stun­den­lan­ges War­ten: Pend­ler vor einem Bahn­hof in Tokio nach dem Beben am 11. März 2011. Foto: flickr/​elisabetta_​monaco

Vor zwei Jah­ren befass­te sich ein Exper­ten­team der Kata­stro­phen­ver­hü­tung mit einem Worst-Case-Sze­na­rio für Tokio. Für die 35-Mil­lio­nen-Metro­po­le rech­ne­ten Sie bei einer Erd­be­ben­stär­ke von 7,3 mit 9700 Toten und 147’600 Ver­letz­ten. Rund 378’000 Gebäu­de wür­den zer­stört, davon wür­de ein Gross­teil dem Feu­er zum Opfer fal­len (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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Je nach Sze­na­rio und Bemes­sungs­grund­la­ge unter­schei­den sich die Schät­zun­gen, doch sie spre­chen alle eine kla­re Spra­che: die Haupt­stadt Japans muss sich stän­dig neu auf die mög­li­che Kata­stro­phe ein­stel­len und vor­be­rei­ten. Das gilt auch für den Ver­kehr und die öffent­li­che Infra­struk­tur. Dies zeig­te sich bereits beim Gros­sen Erd­be­ben vom 11. März 2011, als in Tokio das Bahn­sys­tem zum Erlie­gen kam und Mil­lio­nen von Men­schen zu Fuss nach Hau­se gehen muss­ten. Für die Behör­den war dies ein Warnschuss.

Das japa­ni­sche Minis­te­ri­um für Infra­struk­tur, Trans­port und Tou­ris­mus hat aus die­sem Grund nun ein eige­nes Kata­stro­phen­sze­na­rio erstellt, das den Fokus auf den öffent­li­chen Ver­kehr und Infra­struk­tur legt, wie die Asahi Shim­bun berichtet.

1,8 Mil­lio­nen gestrandet

Ein Erd­be­ben um 8 Uhr am Mor­gen eines gewöhn­li­chen Wochen­tags hät­ten dem­nach direk­te Fol­gen für min­des­tens 1,8 Mil­lio­nen Pend­ler in der Gross­re­gi­on Tokio, Kana­ga­wa und Saita­ma. Sie wären auf einen Schlag in den Bahn­hö­fen und in den Zügen gestran­det. 45 Flug­zeu­ge wären gezwun­gen ihren Anflug auf den Tokio­ter Flug­ha­fen Hane­da abzu­bre­chen und an einem ande­ren Ort zu lan­den. Laut dem Minis­te­ri­um könn­ten Start- und Lan­de­bahn in der Haupt­stadt durch die Erschüt­te­run­gen stark beschä­digt werden.

Vie­le der 260’000 Auf­zü­ge wür­den irgend­wo zwi­schen den Eta­gen ste­cken blei­ben. Laut einer frü­he­ren Stu­die wären min­des­tens 17’000 Men­schen ein­ge­schlos­sen. Bereits am 9. März muss­ten eini­ge Men­schen bis zu 9 Stun­den in den engen Kabi­nen aus­har­ren. Damals waren glück­li­cher­wei­se nur 84 Auf­zü­ge in der gan­zen Stadt ste­cken geblie­ben (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Mehr Sicher­heit bis in sechs Jahren

Basie­rend auf die­sen Schät­zun­gen möch­te das Minis­te­ri­um für Trans­port nun vor­wärts machen. Bereits in sechs Jah­ren ste­hen die Som­mer­spie­le an. Bis dann sol­len die geplan­ten Sicher­heits­mass­nah­men abge­schlos­sen sein. So sol­len bereits bis 2017 alle Bahn­hö­fe, die täg­lich von mehr als 10’000 Pend­lern benutzt wer­den, bes­ser für den Not­fall gerüs­tet wer­den. Dazu gehört Aus­bau der Erd­be­ben­si­cher­heit für die Gebäu­de. Auch die Flug­kon­trol­le in Hane­da muss bis dann über die Bücher gehen.

Für die Auf­zü­ge haben die Haupt­stad­be­zir­ke bereits begon­nen, Vor­keh­run­gen für den Fall der Fäl­le zu tref­fen. In aus­ge­wähl­ten Wohn­häu­sern sol­len Lif­te mit Trink­was­ser­vor­rä­ten, Decken, Not­fall­aus­rüs­tun­gen und gar mobi­len Toi­let­ten­sets aus­ge­rüs­tet wer­den. Damit soll nicht nur die lan­ge War­te­zeit erträg­li­cher gemacht, son­dern auch unter Umstän­den Leben geret­tet wer­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Kei­ne Was­ser­ver­sor­gung, bren­nen­de Häuser

Was­ser könn­te laut dem Sze­na­rio des Trans­port­mi­nis­te­ri­ums eben­falls zum Pro­blem wer­den. Für schät­zungs­wei­se 30 Pro­zent der Bewoh­ner im Gross­raum Tokio könn­te die Was­ser­ver­sor­gung wäh­rend meh­re­ren Tagen unter­bro­chen sein. Laut NHK News berei­ten den Behör­den die alten Stadt­quar­tie­re mit Häu­sern die noch aus Holz gefer­tigt wur­den, gros­se Sorge.

Denn nach dem Erd­be­ben kom­men gewöhn­lich die Brän­de. Bis zu 400’000 Gebäu­de könn­ten dem Feu­er aus­ge­setzt sein. Um die­ses Risi­ko zu mini­mie­ren, sol­len in den nächs­ten sechs Jah­ren mög­lichst vie­le betrof­fe­nen Häu­ser reno­viert oder umge­baut wer­den. Auch vie­le Stras­sen sol­len ver­brei­tert wer­den, um ein Über­schwap­pen des Feu­ers auf ande­re Quar­tie­re und Häu­ser­zei­len zu verhindern.

Wann kommt das nächs­te Beben?

Wann das nächs­te gros­se Erd­be­ben kommt, kann jedoch nie­mand vor­her­sa­gen. 2011 hiess es noch von Seis­mo­lo­gen der Uni­ver­si­tät Tokio, dass die Metro­po­le bis 2016 mit einer hohen Wahr­schein­lich­keit von 70 Pro­zent von einem ver­hee­ren­den Erd­be­ben bis zur Stär­ke 9 erfasst wer­den könn­te (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Inzwi­schen haben sie die­sen Wert auf etwas tie­fe­re 50 Pro­zent korrigiert.

Das letz­te ganz gros­se Erd­be­ben in Tokio ereig­ne­te sich am 1. Sep­tem­ber 1923. Damals wur­de die Stär­ke 7,9 gemes­sen. Das Gros­se Kan­to-Erd­be­ben for­der­te damals 140’000 Menschenleben.

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