Wenn eine Universität Kinki heisst
Die Geschichte der Universität Kinki in der japanischen Grossstadt Osaka reicht bis ins Jahr 1925 zurück. Ursprünglich als Fachhochschule gegründet, wurde sie 1948 zur Universität aufgewertet. Heute verfügt sie 13 Fakultäten und über 30’000 Studenten.
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Für besonderes Aufsehen sorgt die private Bildungsinstitution mit der Zucht des Blauflossen-Thunfisches (Asienspiegel berichtete). 1996 schlüpften erstmals 20 Thunfische aus den künstlichen befruchteten Eiern, 2002 gelang den Forschern schliesslich ein erster Durchbruch mit der Aufzucht. Um diesen Thunfisch, der einen höheren Fettanteil als der Wildfang besitzt, populärer zu machen, hat die Universität Kinki in Osaka und Tokio sogar zwei Restaurants eröffnet, welche die hauseigene Zucht anbieten.
Eigentlich wäre die Universität Kinki mit ihrer Innovationskraft prädestiniert dazu, sich international einen Namen zu machen; wäre da nicht der Name der Hochschule. Kinki ist in Japan ein gängiger Überbegriff für die Städte Kyoto, Osaka, Nara und Kobe sowie deren umliegenden Regionen. «In der Nähe der Hauptstadt» bedeutet der Begriff und verweist damit auf die historische Bedeutung dieser Region, die über Jahrhunderte das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Japans war.
Auf Englisch jedoch bedeutet der Begriff «kinky» übersetzt «pervers», «abartig» oder «schrullig». Das sind keine guten Voraussetzungen für eine Hochschule, sich ein internationales Renommee zu erarbeiten. Nun hat die Universitätsleitung offenbar genug von den ständigen Witzen der englischsprachigen Kollegen.
Der Namenswechsel
Ab dem Studienjahr 2016 wird es zeitgleich mit der Eröffnung der neuen Fakultät für Internationale Studien und Sprachen nicht mehr Kinki University sondern Kindai University heissen. Der Name dürfe kein Hindernis für Austauschstudenten darstellen, heisst es in einer offiziellen Mitteilung. Deshalb habe man sich für diesen Schritt entschieden, der auch dazu beitragen soll, die Universität international bekannter zu machen.
Die neue Fakultät für Internationale Studien und Sprachen wird zum Herzstück dieses Projekts. Hier werden ab 2016 vornehmlich Fremdsprachen gelehrt. Dafür geht die private Universität eine Kooperation mit der Sprachschule Berlitz ein. Der Grossteil des Unterrichts soll in Englisch erfolgen. Ausserdem werden die Studenten neben einem Austauschjahr in Übersee ein Praktikum in einer Firma absolvieren müssen, in der Englisch die Kommunikationssprache ist, berichtet die Nikkei Shimbun.
Die Kinki Times
Die Namensänderung wird übrigens auf alle Bereiche in der Universität angewendet, wo Englisch eine Rolle spielt. So wird auch die bereits existierende englischsprachige Studentenzeitung The Kinki Times ab 2016 The Kindai Times heissen. Übrigens ist der Begriff Kindai keine Neuerfindung, sondern ein einfacher Zusammenzug des originalen Universitätsnamens Kinki Daigaku. In der japanischen Alltagssprache heisst die Kinki University schon lange Kindai oder Kinkidai.
Mit dem Namenswechsel wird der Begriff Kinki aber nicht aus der Welt verschwinden. Zahlreiche Firmen in der Region wie Kinki Nippon Tourist, Kinki Osaka Bank, Kinki Nippon Railway oder Kinki Sharyo tragen auch künftig das Wort, das die englischsprachigen Menschen zu Lachanfällen verleitet. Und auf Japanisch wird selbst die Kindai University die Kinki Daigaku bleiben.
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