Der Shinkansen-Doktor
Der Shinkansen ist ein Phänomen. Seit der Inbetriebnahme des japanischen Hochgeschwindigkeitszuges vor 50 Jahren hat es keinen einzigen tödlichen Passagierunfall gegeben (Asienspiegel berichtete). Zu dieser makellosen Bilanz trägt auch eine spezielle Zugkomposition bei, die wegen ihrer unübersehbaren gelben Farbe den Spitznamen Doctor Yellow trägt.
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Es handelt sich um einen Mess- und Kontrollzug, der regelmässig die Oberleitungen und Geleise der Hauptstrecke zwischen Tokio und Fukuoka auf der Südinsel Kyushu untersucht. Mit Ausnahme der Farbe und den zusätzlichen Verglasungen für Kameras und Messgeräte erinnert der Zug an einen gewöhnlichen Shinkansen. Das Innere ist derweil vollgepackt mit Computern. Bis in den Millimeterbereich soll Doctor Yellow Abweichungen erkennen. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 270km/h ist der Zug auch schnell.
«Der Leibwächter des Shinkansen»
Weil er seine Arbeit so erfolgreich erledigt, wird der Inspektionszug laut der Nikkei Shimbun auch ehrfürchtig «Der Leibwächter des Shinkansen» bezeichnet. Zu dieser Aura beigetragen hat auch die Tatsache, dass niemand genau weiss, wann und wo er gerade durchfährt.
Alle 10 Tage fährt er laut Betreibern zwischen Tokio und Fukuoka hin und her. Der genaue Fahrplan wird jedoch nicht veröffentlicht. Und so heisst es, dass es Glück bringe, wenn man den Doctor Yellow bei seiner rasenden Arbeit erblickt. Schnell werden in diesen seltenen Momenten die Kameras gezückt.
Anlässlich der 50-Jahr-Feier des Shinkansen hat Betreiber Central Japan Railway (JR Tokai) letzte Woche zum ersten Mal der Öffentlichkeit eine Führung durch den Doctor Yellow angeboten. Gleich 45’000 Gruppen meldeten sich für einen Besuch des gelben Shinkansen in der Stadt Hamamatsu an. Am Ende wählte das Los 400 Gruppen aus, die den Zug im Innern bestaunen durften, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
Die dritte Generation
Die aktuelle Version ist bereits die dritte Generation. Ausserdem gibt es zwei Doctor Yellows, die über die Gleise zwischen Tokio und Hakata wachen. Auch die anderen Shinkansen-Strecken haben ihre eigenen Kontrollzüge. So betreibt JR East für die Tohoku-Linie, die den Nordosten des Landes bedient, den sogenannten East i-Zug. Dieser ist jedoch weit weniger bekannt als sein gelber Kollege. Seine weisse Farbe macht ihn zum unauffälligen Arbeiter.
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