Die nächtliche Metro
Japans Städte, insbesondere Tokio, verfügen über ein vorzügliches öffentliches Verkehrssystem. Ein engmaschiges Bahnnetz, gute Busverbindungen, Zuverlässigkeit und eine dichte Taktfrequenz sind dessen Merkmale. Betriebsstörungen und Vorkommnisse werden zudem schnell kommuniziert (Asienspiegel berichtete). Es ist ein System, das ständig auf Hochtouren läuft, um die Millionen von Fahrgästen möglichst schnell zum Ziel zu befördern.
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Einzig nach Mitternacht wird das öffentliche Verkehrssystem jeweils für einige Stunden in den Ruhemodus gefahren. Bis um 5 Uhr morgens verkehren weder Bahn noch Bus. Dann wird es dunkel in den Bahnhöfen der japanischen Grossstädte. Selbst am Wochenende, wenn Millionen von Menschen ausgehen, wird keine Ausnahme gemacht. Als Alternative bleiben einzig die vergleichsweise teuren Taxis, das Fahrrad oder der Weg zu Fuss.
So kommt es, dass jeweils nach 0:00 Uhr die Massen, die soeben noch einen fröhlichen Abend im Restaurant, im Karaoke oder in einer Bar verbrachten, auf den letzten Zug nach Hause hetzen. Am längsten ist jeweils die Toeido-Linie in Tokio in Betrieb. Der letzte Bahnservice endet hier um 1:10 Uhr. Danach gehen auch dort die Lichter aus.
Nagoya verlängert
Während Jahrzehnten hat sich an diesem Rhythmus nichts geändert. Wer zu spät ist, der übernachtet im Kapselhotel, macht die Nacht durch oder fährt mit dem teuren Taxi nach Hause. Doch nun kommt in Japan Bewegung in die Sache, wenn auch nur sehr langsam. In der Grossstadt Nagoya fährt die U-Bahnlinie Higashiyama freitags und an Abenden vor Feiertagen neu bis 1:15 Uhr, wie NHK News berichtet. Für die Fahrgäste bedeutet dies, dass künftig um 1:01 Uhr der letzte Zug von der Station Sakae im Zentrum Nagoyas abfährt. Bislang war dies bereits um 0:16 Uhr der Fall.
Damit schlägt die Higashiyama-Linie die Toeido in Tokio und bringt damit den Konkurrenzkampf um die längste Betriebsdauer im Land in Schwung. Nagoyas Bürgermeister Takashi Kawamura begrüsst die Neuerung: «Es wird gesagt, dass die Nacht in Nagoya früh endet. Dass soll sich nun ändern. Die verlängerte Betriebsdauer ist ein erster Schritt dazu.» Die Massnahme soll besonders der Wirtschaft zugute kommen, so die Hoffnung. Einzig die Taxifahrer haben laut NHK News ihre Bedenken zur Betriebsverlängerung der Higashiyama-Linie bekundet. So sei für sie gerade die Zeit zwischen 0:00 Uhr und 2:00 Uhr die ertragreichste.
Nachtbus in Tokio
Auch in Tokio findet nach Jahren der Untätigkeit ein Umdenken statt. Hinsichtlich der Sommerspiele 2020 haben die Stadtbehörden zwischen den grossen Ausgehzentren Shibuya und Roppongi jeweils am Samstagmorgen, auf einjähriger Versuchsbasis, einen Nachtbus eingeführt (Asienspiegel berichtete). Geplant ist, bis 2020 für gewisse öffentliche Verkehrsmittel nach dem Vorbild New Yorks einen 24-Stunden-Betrieb einzuführen.
Nach einer guten Anfangsphase hat jedoch die Nachfrage nach dem Nachtbus zwischen Shibuya und Roppongi nachgelassen, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Eine definitive Einführung der Nachtbuslinie steht daher auf der Kippe, Gouverneur Yoichi Masuzoe wird bis Ende Jahr eine Entscheidung treffen müssen. Die Kritiker meinen, dass der Nachtbus schlichtweg falsch konzipiert wurde. So werde er völlig abgekoppelt vom restlichen öffentlichen Transport ohne sinnvolle Anschlussverbindung angeboten. An der steigenden Nachfrage nach einem sinnvollen nächtlichen Transportsystem ändert die aktuelle Entwicklung beim Tokioter Nachtbus wohl nichts.
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