Ein 23 Meter hoher Tsunami
Die Auseinandersetzung mit der Erdbeben- und Tsunami-Gefahr gehört in Japan zum Alltag. Mehrheitlich wird der Fokus auf die Pazifikseite des Inselstaates gelegt, wo die grossen Verwerfungen liegen. Hier fanden in der Geschichte die grössten Naturkatastrophen statt. Ausserdem liegen in dieser Region alle wichtigen japanischen Städte. Ein Beben im Nankai-Graben, der von Präfektur Shizuoka auf der Hauptinsel Honshu bis zur Südinsel Kyushu reicht, hätte verheerende Folgen (Asienspiegel berichtete).
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Dabei vernachlässigen Wissenschaft und Politik allzu gerne die andere Seite, obwohl die Region am Japanischen Meer ebenso der Erdbeben-Gefahr ausgesetzt ist. Auch hier sind die Verwerfungen zahlreich. Im Gegensatz zur Pazifikseite sind diese sogar weniger tief gelegen, was dazu führt, dass selbst kleinere Erdbeben einen vergleichsweise grossen Tsunami auslösen können. Ausserdem sind viele Verwerfungen in der Nähe der Küste. Dies bedeutet, dass ein Tsunami im Japanischen Meer in kürzester Zeit Schaden anrichten kann.
Der Norden besonders gefährdet
Eine Expertengruppe hat nun im Auftrag der Regierungen die mögliche Tsunami-Gefahr in 173 Gemeinden am Japanischen Meer unter die Lupe genommen, wie die Asahi Shimbun berichtet. Die Wissenschaftler gingen bei der Untersuchung von einem Erdbeben der Stärke 6,8 bis 7,9 aus.
Demnach könnte es Hokkaido besonders stark treffen. Im schlimmsten Fall würde die Kleinstadt Setana auf der Nordinsel von einer bis zu 23,4 Meter hohen Welle erfasst werden. In den Präfekturen Aomori, Akuta, Yamagata, Niigata und Ishikawa sind über 10 Meter hohe Tsunami-Wellen nicht unwahrscheinlich. Die Städte Fukaura in der Präfektur Aomori und Suzu in der Präfektur Ishikawa sind mit möglichen 17,4 Metern beziehungsweise 15,8 Metern speziell exponiert.
Kaum Zeit, um zu flüchten
Von der Präfektur Fukui bis hinunter nach Nagasaki nimmt die Gefahr etwas ab. Die Experten gehen in diesen Regionen von Tsunami-Wellenhöhen zwischen 2,6 und 7,4 Metern aus. Auffällig ist, dass den Menschen in rund 15 Städten und Dörfern zwischen dem Erdbeben und der Ankunft eines Tsunamis kaum 1 Minute Zeit bleibt, um in höher gelegene Gegenden zu flüchten. In 49 weiteren Gemeinden bleiben derweil weniger als 5 Minuten.
Die Annahmen wurden getroffen, um in den Regionen bessere Vorkehrungen zu treffen. Die Neueinschätzung ist eine direkte Folge der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011, die alle bisherigen Annahmen der Experten zunichte machte.
Der gefährliche Nankai-Graben
Auch für die Pazifik-Seite werden an der Küste entlang des Nankai-Grabens dieselben Untersuchungen vorgenommen. Frühere Schätzungen haben ergeben, dass die Tsunami-Welle bei einem Erdbeben in dieser Region bis zu 34 Meter Höhe erreichen könnte (Asienspiegel berichtete).
Eine Katastrophenprävention wird jedoch nicht so einfach umzusetzen sein. Denn das grösste Problem bleibt, dass heute jeder sechste Japaner in einer Küstenregion lebt, die höchstens 5 Meter über dem Meeresspiegel liegt. 21,8 Millionen der 127 Millionen Japaner leben somit in Gebieten, die einem Riesen-Tsunami wie vom 11. März 2011 mehr oder weniger schutzlos ausgesetzt wären (Asienspiegel berichtete).
Eine komplette Umsiedlung ist schon alleine wegen der bergigen Topographie unmöglich. Der Inselstaat ist nur zu einem Drittel bewohnbar. Die Ebenen nahe der Küste bieten sich als ideale Wohngebiete an. Gerade in diesen Regionen sind effiziente Alarmsysteme und zügige Fluchtwege von grösster Wichtigkeit (Asienspiegel berichtete).
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