Das kultivierte Ei
Oishii-Foodblog! – Spätestens seit dem Dokumentarfilm Jiro Dreams of Sushi, der uns die höchste Kunst der Sushi-Zubereitung vor Augen führte, weiss man: In Japan ist das Ei nicht irgendeine billige Zutat. Aus ihm machen die Japaner ein kulinarisches Kunstwerk. Im Kult-Restaurant Sukiyabashi Jiro in Tokio werden beispielsweise nur die erfahrenen Köche mit der Zubereitung der Eier-Gerichts betraut.
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Im Dokumentarfilm war es Daisuke Nakazawa, der sich als bereits fortgeschrittener Koch drei Monate lange am perfekten Tamago-Gericht übte. Rund ein halbes Jahr fertigte er 200 Stück an, wovon alle vom Chef zurückgewiesen wurden. «Als mein Chef endlich sagte, diese ist nun gut, war ich so glücklich, dass ich weinen musste», beschreibt er seinen Moment der Perfektion (siehe Video unten).
Das beliebteste, traditionelle Eier-Gericht in Japan ist derweil das Tamagoyaki. Das ist eine gerollte Omelette. Wer die Zubereitung perfekt beherrscht, der kann seine Gäste damit beeindrucken. Die Omelette wirkt mit ihren abgerundeten Kanten, feinen Schichten und dem Volumen wie ein kleines Kunstwerk. Für Laien ist es auf den ersten Blick ein Rätsel, wie man ein Ei so vielschichtig und kunstvoll «einrollen» kann.
Die rechteckige Pfanne
In Japan hat man eigens eine rechteckige Eisenpfanne auf den Markt gebracht, um dem Tamagoyaki seine einzigartige Form zu geben. Als Grundzutaten reichen Eier, Mirin (süsser Reiswein), Sojasauce und Zucker aus. Alternativ wird auch gerne Dashi (Fischsud) beigegeben. Danach ist ein geübtes Händchen gefragt, wenn es darum geht, eine Schicht nach der anderen in der Pfanne vorsichtig zu einem Tamagoyaki zusammenzurollen (sehen Sie hierzu unser kurzes Video ganz oben).
Wenn der Profi Hand anlegt, dann erlebt der Zuschauer ein Kurzspektakel. Am besten geht man hierfür in ein japanisches Restaurant mit offener Küche. Meine Wahl viel auf die Gaststätte Itaru in der Stadt Kanazawa. In diesem Izakaya, eine japanische Kneipe, gibt es einen klassischen Holztresen für 17 Personen, wo man den Köchen bei der Zubereitung der kleinen Speisen zuschauen darf. Das Restaurant ist schlicht und gleichzeitig elegant gehalten, die Stimmung am Tresen lebendig. Im Itaru ist Fisch die Spezialität. Ob roh, gebraten oder frittiert, in allen Varianten wird er hier serviert.
Der unauffällige Star
Und natürlich darf auch im Itaru das Tamagoyaki nicht fehlen, das ich sofort bestellte. Kaum eine Minute benötigte der Koch, um eine elegante japanische Omelette in Perfektion hinzuzaubern. Für die Zubereitung reichten ihm ein paar gekonnte, eindrückliche Handbewegungen, die mir gleich als Kochstunde dienten (im selben Video festgehalten). Serviert wurde das perfekt gelbe, vorzüglich schmeckende Seelachs-Dashi-Tamagoyaki mit einer kleinen Portion geriebenem Rettich.
So ist das Tamagoyaki zusammen mit den anderen Eier-Gerichte der bescheidene, unauffällige Star der japanischen Küche, der neben der grossen Konkurrenz allzu gerne übersehen wird. Umso mehr lohnt sich ein Besuch in einem Izakaya wie dem Itaru, wo der gerollten Omelette dank der Zubereitung vor den Gästen eine besondere Aufmerksamkeit zukommt.
Wir waren im:
Itaru Korinbo
Kanazawa-City Katamachi 2 – 7 – 5 , Japan
Website: itaru.ne.jp
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