Essverbot auf der Strasse
Das Teehaus-Viertel Higashi-Chayagai in Kanazawa gehört zu den schönsten Orten in Japan. Die historischen Holzhäuser hat man hier liebevoll erhalten. Eine Besonderheit ist, dass Kanazawa wie auch das Higashi-Chayagai von den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges verschont blieb.
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In diesen pittoresken Gässchen wird die Geschichte, die in in diesem Quartier bis in die Edo-Zeit zurückreicht, lebendig. Bis ins 19. Jahrhundert waren in diesem ehemaligen Vergnügungsviertel die Geishas zuhause. Heute reihen sich liebevoll gestaltete Café, Restaurants, Läden und Mini-Museen aneinander. Der japanische Staat hat 2001 das Higashi-Chayagai zu einem «Quartier mit wichtigen architektonischen Kulturgütern» ernannt.
Die strikten Regeln des Viertels
Ein lokaler Kulturverein, der sich aus Bewohnern des Viertels zusammensetzt, hat sich zum Ziel gesetzt, das Stadtbild und die Kultur des Higashi-Chayagai möglichst originalgetreu zu bewahren. Dafür hat sie im Einverständnis mit den ansässigen Geschäften Regeln aufgestellt und durchgesetzt.
So fällt hier auf, dass die Getränkeautomaten jeweils an nicht exponierten Stellen positioniert sind. Die Geschäfte müssen ebenfalls klare architektonische Vorgaben einhalten. Leuchtwerbungen wie in den modernen japanischen Stadtvierteln sind verboten. Auch die Gestaltung der Fassade unterliegt klaren Regeln.
Im Juni hat der Kulturverein (金沢東山・ひがしの町並みと文化を守る会) in Zusammenarbeit mit den Geschäftsinhabern eine neue Regel eingeführt, die nicht allen gefallen wird. Wie die Hokkoku Shimbun berichtet, werden die Passanten gebeten, vom Essen im Gehen abzusehen. Man solle das Eis oder die Süssigkeiten vor oder im Laden selbst konsumieren, lautet die Empfehlung, auf die in Geschäften und Plakaten verwiesen wird.
Der anstehende Besucheransturm
Ziel ist es, die pittoresken Strassen sauber zu halten. Denn in der Hauptsaison strömen hier täglich Tausende von Touristen durch das Quartier. Ab nächsten März wird ausserdem mit einem massiven Zustrom an Besuchern gerechnet. Dann rückt Kanazawa mit der Eröffnung der neuen Hokuriku-Shinkansen-Strecke auf einen Schlag näher an Tokio heran.
Die Zugreise von der Hauptstadt wird sich auf kurze 2 Stunden 28 Minuten verkürzen. Bislang dauerte es mit Umsteigen über vier Stunden (Asienspiegel berichtete). Die lokale Tourismusbehörde hat sich zum Ziel gesetzt, die jährlichen Besucherzahlen aus Tokio in den nächsten Jahren zu verdoppeln, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Man hofft auf bis zu 5 Millionen Touristen aus der Hauptstadt.
Viele von ihnen werden auch das Higashi-Chayagai aufsuchen. So kann die Regelung des Kulturvereins als vorausschauende Massnahme betrachtet werden. Da es sich aber nicht um eine verbindliche Verordnung handelt, werden sich lange nicht alle an die Empfehlung halten. Gerade junge Menschen und ausländische Besucher würden noch immer den Spaziergang durch die Gässchen mit einem Eis in der Hand geniessen, bemerkt die Hokkoku Shimbun. Man kann es ihnen nicht verübeln.
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