Japan dreht sich im Kreis
Angefangen hat die Geschichte des Kreisverkehrs für Autos bereits vor rund 100 Jahren in New York und Paris. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen besonders die Städteplaner in Europa dieses Konzept umzusetzen. In Grossbritannien verbreitete sich der Kreisverkehr ab den 1960ern, in Deutschland setzte der Boom in den 1990ern ein. Frankreich besitzt heute die meisten Kreisel weltweit.
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An Japan ist diese Form der Verkehrsgestaltung derweil völlig vorbeigegangen. Entsprechend gab es im Inselstaat bis vor ein paar wenigen Tagen nicht einmal eine einheitliche Regelung. Seit dem 1. September ist nun das angepasste, nationale Strassenverkehrsgesetz, das neu auch den Kreisverkehr regelt, in Kraft.
Die Einführung war dringend notwendig. Denn spätestens seit der verheerenden Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011 hat ein Umdenken stattgefunden. Damals fiel an vielen Orten der Strom aus, Verkehrsampeln gaben ihren Geist auf. Anstatt geordnet im Auto von den Küstengebieten flüchten zu können, blieben viele im Verkehrschaos stecken. Viele Menschen ertranken noch im Wagen. Ein gutes Verkehrssystem mit Kreisverkehr, das nicht von der Stromversorgung abhängt, hätte unter Umständen Leben retten können.
Die Vorreiter
Bereits im Februar 2013 wurde der erste Kreisel in der Stadt Iida in der Präfektur Nagano zu Testzwecken eingeführt (Asienspiegel berichtete). Andere haben nun nachgezogen.
Inzwischen gibt es laut NHK News in Japan 34 an der Zahl. Noch in diesem Jahr sollen in insgesamt sieben Präfekturen 15 weitere folgen. Mit 19 Kreiseln ist die Präfektur Miyagi, wo der Tsunami vor drei Jahren besonders viel Tote forderte, Vorreiterin. Aber auch in den Grossstädten Tokio, Osaka und Kyoto freundet man sich schrittweise mit dem Kreisverkehr an.
An diesen Orten hat man sich nun an die neuen, einheitlichen Regeln zu halten. So dreht man sich in Japan im Uhrzeigersinn im Kreis. Ausserdem gilt jeweils der Vortritt für den Wagen, der sich im Kreisel befindet. Wer den Kreisverkehr erlässt, muss dies mit dem Blinker anzeigen.
Gerüstet für künftige Naturkatastrophen
Diese Kreuzungen ohne Ampeln garantieren, dass der Verkehrsfluss selbst bei allfälligen Stromausfällen nach Naturkatastrophen aufrecht erhalten bleibt. Ausserdem hat ein Kreisel den Vorteil, dass durch die langsamere Geschwindigkeit der Fahrzeuge ganz allgemein weniger Unfälle entstehen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass auch alle die Regeln für den Kreisverkehr verstehen. Dafür sorgen derzeit die verschiedenen Behörden und Medien mit einer ausführliche Informationskampagne.
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