Ein hässliches Streitgespräch
Ein «öffentlicher Meinungsaustausch» sollte es werden, als sich Osakas Bürgermeister Toru Hashimoto und Makoto Sakurai, Anführer der antikoreanischen Gruppierung Zaitokukai (Asienspiegel berichtete), vor zahlreichen Journalisten trafen.
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Nach nicht einmal 30 Sekunden deutete sich an, wohin dieses «Gespräch» führen würde. Sakurai sprach den Bürgermeister gleich mit einer respektlosen Du-Form an (siehe Video oben). Die so wohl gepflegten japanischen Anstandsregeln hatten in dieser Runde keinen Platz.
Die Hassreden
Thema waren die regelmässig wiederkehrenden, rassistischen Hassreden der Zaitokukai in den koreanischen Quartieren von Osaka und Kyoto. Deren Mitglieder kommen gewöhnlich mit dem Verweis auf die Redefreiheit ungestraft davon.
Seit kurzem jedoch verstärkt sich der Widerstand gegen diese Gruppierung. So wurde die Zaitokukai erst kürzlich wegen rassistischer Hetztiraden vor einer koreanischen Schule in Kyoto zu einer Geldstrafe verdonnert (Asienspiegel berichtete). Ausserdem hat die UNO Japan im August aufgefordert, gegen die Hassreden aktiv vorzugehen (Asienspiegel berichtete).
Hashimotos Position
Auch Bürgermeister Toru Hashimoto hat sich gegen die rassistischen Hetztiraden gestellt. In Osaka, wo die grösste koreanische Minderheit lebt, hätten solche Äusserungen keinen Platz, sagte er unmissverständlich. Die Hassreden der Zaitokukai verurteilt er als rassistisch. Im Juli kündigte er in einer Pressekonferenz an, das Thema persönlich anzugehen und Massnahmen dagegen einzuleiten, worauf Sakurai ihn zur Rede stellte. Und so kam es zum «öffentlichen Meinungsaustausch».
Dabei muss man wissen, dass Hashimoto ein Politiker ist, der selbst mit provokativen Kommentaren – wie zur Zwangsprostitution im Zweiten Weltkrieg – immer wieder für Aufsehen sorgt (Asienspiegel berichtete). Hashimotos populistische Äusserungen in Pressekonferenzen sind landesweit bekannt. Als gelernter Anwalt ist er sich zudem den Schlagabtausch gewohnt (Asienspiegel berichtete). Makoto Sakurai gilt derweil als laut, provokativ und respektlos.
«Du nervst mich!»
Es verwundert daher nicht, dass beim Aufeinandertreffen dieser beiden Personen niemand ein konstruktives Gespräch erwarten durfte. «Hör auf, Menschen aufgrund ihrer Ethnie und Nationalität zu beurteilen!» mahnte Hashimoto. «Du sagst damit, dass ich keine Koreaner kritisieren darf?» erwiderte Sakurai. «Du, du nervst mich», war Hashimotos Entgegnung nur kurze Zeit später. Bereits nach 50 Sekunden mussten sich die Sicherheitsleute zwischen die beiden stellen.
Die Konversation ging im selben Stil weiter. «Rassisten wie Dich brauchen wir in Osaka nicht», wies Hashimoto Sakurai zurecht. Wenn er etwas zu sagen habe, dann soll er dies auf dem politische Wege tun. Er glaube nicht an die Politik, antwortete Sakurai, der auf die Schlagfertigkeit und Abgeklärtheit von Hashimoto mit einem zunehmend aggressiven Tonfall reagierte. «Sind nicht alle Koreaner Rassisten?», meinte er weiter. Er warf Hashimoto vor, ihm die Redefreiheit zu verweigern – ein übliches Argument der Hassredner in Japan.
Das wenig fruchtbare Gespräch endete schliesslich nach acht Minuten. Hashimoto hatte genug von Sakurai, der immer lauter und beleidigender wurde. Und so stellt sich am Ende die Frage, weshalb Osakas Bürgermeister sich überhaupt auf eine solche Diskussion eingelassen hatte?
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