Japans Vulkan-Experte
Der Ausbruch des Ontake hat mindestens 47 Menschen das Leben gekostet. Noch rund 16 Menschen werden vermisst. Rund 69 weitere Personen wurden verletzt. Kein anderer Vulkanausbruch hat in der Nachkriegszeit so viele Tote gefordert.
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Dabei fällt auf, dass beim Ontake praktisch alle Toten und Verwundeten Bergsteiger waren, die an einem perfekten Herbsttag den pittoresken Vulkan hoch wollten. In der weiteren Umgebung des Vulkans gab es keine Verletzten. Und so stellt sich die Frage, wie vernünftig es ist einen Vulkan hochzuklettern?
Tourismus am Vulkan
In Japan ist dies nichts Ungewöhnliches. Der Inselstaat zählt 110 aktive Vulkane. Einige von ihnen sind seit Jahrzehnten touristische Anziehungspunkte. Das beste Beispiel dafür ist der Berg Fuji, der regelrecht zu einer Pilgerstätte des Massentourismus geworden ist.
Über 300’000 Menschen wollen jedes Jahr zum Gipfel hoch (Asienspiegel berichtete). Aber auch der Ontake, der Berg Aso sowie die Kirishima-Vulkangruppe auf Kyushu ziehen Bergsteiger und Wanderer in ihren Bann.
Die Japaner verlassen sich auf die Messungen der Wetterbehörde. Fünf Warnstufen gibt es. Für drei Vulkane, den Ontake, Sakurajima und Kuchinoerabujima, gilt zurzeit die Stufe 3. Dies macht die Berge zum Sperrgebiet. Für weitere fünf Vulkane gilt die Stufe 2, die eine Annäherung an den Gipfel untersagt.
Keine Vorhersagen möglich
Der Ausbruch am 27. September hat jedoch gezeigt, dass eine absolute Vorhersage nicht möglich ist. Für den Ontake hatte die Wetterbehörde am Tag des Ausbruchs keine Warnung herausgegeben. Der Grund dafür ist, dass es für Wasserdampf-Explosionen nur unzureichend Warnsignale gibt (Asienspiegel berichtete).
Andere Experten sind laut der Mainichi Shimbun inzwischen der Meinung, dass die schon Wochen zuvor gemessenen seismischen Aktivitäten beim Ontake gereicht hätten, um die Warnstufe 2 auszusprechen.
Was bleibt, ist die Ungewissheit. Bei keinem aktiven Vulkan gibt es für Bergsteiger eine absolute Sicherheit, trotz bester Bemühungen der Wetterbehörde. Der Vulkanologe Ryusuke Imura von der Universität Kagoshima wurde von einem Journalisten gefragt, was zu tun sei, um einen Schaden wie beim Ontake künftig abzuwenden? «Steigen Sie keinen Vulkan mehr hoch», lautete seine knappe unmissverständliche Antwort, wie er in einem Tweet am 1. Oktober schrieb, der inzwischen über 6000 Retweets zählt.
Der Vulkanexperte
Imura ist einer der bekanntesten Vulkanologen in Japan. Man nennt ihn auch den «Hausarzt für Vulkankatastrophen», der im Schulfernsehen von NHK die Kinder über das Gefahrenpotential dieser Berge aufklärt.
2010 riet er einer Schule von einem Ausflug in die Umgebung der Vulkangruppe von Kirishima dringend ab. Es gab damals erste Anzeichen für einen Vulkanausbruch. Die Schulleitung hielt sich an die Empfehlung des Professors, der Recht behalten sollte. Nur wenige Monate später, im Januar 2011, brach der Vulkan Shinmoe-dake aus.
«Im Urteil des Einzelnen
Imuras Tweet vom 1. Oktober löste heftige Diskussionen aus. Ob man nun den Tourismus am Vulkan verbieten müsse? Imura selbst erklärte sich in einem Folge-Tweet am selben Tag: «Was wir vom Unfall am Ontake lernen müssen, ist die Tatsache, dass es beim Bergsteigen auf einem aktiven Vulkan immer das Risiko einer Eruption gibt. Wie weit man dieses Risiko eingeht, liegt im Urteil des Einzelnen. Als Wissenschaftler können wir lediglich Daten anbieten, die helfen sollen, ein solches Urteil zu fällen.»
Inwiefern der Ontake-Ausbruch einen Einfluss auf den Tourismus am Fuji hat, wird sich erst nächstes Jahr zeigen. Hier ist die Saison seit September vorbei. Erst im Juli 2015 darf man wieder ganz hoch.
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