Keine Minute zu spät
Tokios riesiges Bahnnetz ist die Lebensader der Hauptstadt. Das Verkehrsmittel wird täglich von Millionen von Pendlern benutzt. Pünktlichkeit wird gross geschrieben. Selbst kürzeste Verspätungen von 2 Minuten werden per Lautsprecher den Passagieren übermittelt. Unfälle, technische Probleme, Erdbeben aber auch Tragödien wie Selbstmorde bereiten den Bahnbetreibern am meisten Kopfzerbrechen (Asienspiegel berichtete).
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Doch hin und wieder sorgen auch ganz harmlose Zwischenfälle für Verzögerungen im morgendlichen Bahnverkehr. So haben letzte Woche zwei Angestellte in Tokios Metro-Bahnhof Minami-Asagaya, der von der Marunouchi-Linie bedient wird, während ihrer Nachtschicht etwas allzu gut geschlafen.
Was geschah
Anstatt um 4:30 Uhr in der Früh die Station in Betrieb zu nehmen und um 4:45 die Tore für die ersten Pendler zu öffnen, schliefen sie einfach weiter. Offenbar hatten beide ihren Alarm nicht gehört. Erst ein wütender Anruf vom Kontrollzentrum weckte die beiden. Um 5:07 Uhr, mit 22 Minuten Verspätung, öffneten sie den Bahnhof für die Passagiere. Um 5:18 Uhr waren schliesslich auch die automatischen Fahrkartenkontrollen sowie die Fahrkartenautomaten in Betrieb.
Der «Schaden» war aber bereits angerichtet. Denn bereits um 5:03 fuhr kam der erste Zug in Minami-Asagaya an. Der Zugführer bemerkte dabei, dass der Bahnhof noch gar nicht geöffnet war. Er meldet dies dem Kontrollzentrum. Weil die beiden verschlafen hatten, verpassten 34 Personen ihren morgendlichen Zug zur Arbeit und zwei weitere, die gerade ausgestiegen waren, musste sich ein paar Minuten gedulden, um die Metro-Station überhaupt verlassen zu können.
Genaues Protokoll
Das besondere daran ist, dass sich dieser Zwischenfall dank der detaillierten Pressemitteilung von Betreiber Tokyo Metro exakt rekonstruieren lässt und von den japanischen Medien auch so weitergegeben wird. In Japans Bahnbetrieben ist diese Vorgehensweise üblich. Neben einer Entschuldigung wird nochmals genauer erklärt, was geschehen ist und wie viele Personen von der Verspätung direkt betroffen waren.
Darüber hinaus wird auf die Gegenmassnahmen verwiesen, um ein solches Vorkommnis künftig zu verhindern. Im Fall von Minami-Asagaya hat der Betreiber versprochen, dass man die Angestellten nochmals gründlich instruieren werde. Ausserdem arbeite man an einem Plan B, damit der pünktliche Betrieb gesichert sei, selbst wenn ein Angestellter wieder verschlafen sollte.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Bahnpersonal sich während ihrer Nachtschicht etwas zu lange ausruht. Vor zwei Jahren kam ein Angestellter in Kyoto deswegen in die Schlagzeilen (Asienspiegel berichtete).
Bescheinigung für die Verspätung
Übrigens erhalten Passagiere, die wegen solcher Vorfälle zu spät zur Arbeit kommen, eine sogenannten «Bescheinigung für die Verspätung» (siehe Foto) von der Bahn ausgehändigt, die sie dem Arbeitgeber als Beweis vorlegen können. Denn auch in der japanischen Arbeitswelt hat man pünktlich zu sein.
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