Das Ende der Billignahrung
Der Fleischeintopf (jap. Gyudon), bei dem gekochte Rindfleischscheiben auf Reis serviert werden, ist in Japan der Inbegriff für billiges Essen. Yoshinoya, Sukiya und Matsuya heissen die drei grossen Restaurantketten, die sich auf dieses Gericht spezialisiert haben. Gyudon ist, ähnlich dem Big-Mac-Index, auch ein Gradmesser für das Wohlergehen der japanischen Volkswirtschaft.
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Seit 1990, als die Wirtschaftsblase platzte, ging es mit dem Preis für das Eintopf-Gericht nur noch bergab. Und so wurden Yoshinoya, Matsuya und Sukiya zum Symbol der anhaltenden Deflation. Es ist einer Branche, die in einem zerstörerischen Wettkampf um den billigsten Preis konkurriert. Jede Preisveränderung wird von den Medien scharf beobachtet.
Die Preiserhöhung
Doch nun gibt es für einmal etwas andere News. Nach 24 Jahren geht es erstmals wieder in die anderer Richtung. So hat Yoshinoya angekündigt, den Preis für eine normale Portion Gyudon von 300 auf 380 Yen zu erhöhen, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Eine gross Portion wird künftig 550 Yen kosten und nicht mehr 460 Yen. Und für eine extra grosse Schale blättert der Kunde neu 680 Yen hin, was einer Steigerung um 120 Yen entspricht.
Der Grund für die «Preisexplosion» ist ein Mix aus verschiedenen Faktoren. So sind einerseits die Importkosten durch den anhaltend schwachen Yen spürbar gestiegen. Yoshinoya kauft sein Rindfleisch jeweils in rauen Mengen in den USA ein. Hinzu kommt die gesteigerte Nachfrage nach Fleisch in den aufstrebenden Wirtschaftsnationen. Diese habe den Rindfleischpreis im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln lassen. Ausserdem wälzt nun auch Yoshinoya die in diesem Jahr erlassene Erhöhung der Mehrwertsteuer zumindest teilweise auf die Kunden ab.
Freude bei Abe?
Der gesteigerte Preis für das klassische «Deflations-Gericht» wird die Regierung um Premierminister Shinzo Abe sowie die Bank of Japan freuen. Es ist eine Bestätigung ihrer Inflationspolitik. Noch vor über einem Jahr zeigte sich die Gyudon-Branche resistent und verkündete eine weitere Preissenkung (Asienspiegel berichtete).
Für die Kunden ist es kaum eine gute Nachricht. Seit einem Jahr klagen die Verbraucher in Japan über zunehmend höhere Preise, ohne dabei aber von spürbaren Lohnerhöhungen profitieren zu können. Die «Steuer», 税 («zei») wurde – kaum verwunderlich – zum Schriftzeichen des Jahres erkoren (Asienspiegel berichtete).
Was macht die Konkurrenz
Die Konkurrenten Matsuya und Sukiya warten derweil noch ab. Noch kosten deren Gyudon-Portionen bescheidene 290 beziehungsweise 291 Yen. Man plane zurzeit keine Preisänderung, heisst es laut FNN News.
Die Preiserhöhung in der gesamten Branche ist jedoch wohl nur noch eine Frage der Zeit. Besonders Sukiya hat seit diesem Jahr mit einem akuten Personalmangel zu kämpfen. Einst 24 Stunden geöffnete Ableger mussten ihre Öffnungszeiten kürzen (Asienspiegel berichtete). Sukiya hat in der Folge eine Besserung im Umgang mit den Angestellten versprochen. Dies wird nicht ohne höhere Personalkosten gehen.
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