Das Jahr in einem Schriftzeichen

Die Steuer hat das Rennen gemacht.
Die Steu­er hat das Ren­nen gemacht. Screen­shot: FNN News

Auch die­ses Jahr war Sei­han Mori, der Obers­te Pries­ter des ehr­wür­di­gen Kiyo­mi­zu-Tem­pels in Kyo­to, mit dem über­gros­sen Tusche­pin­sel zur Stel­le. Jeweils im Dezem­ber ist es an ihm, das Schrift­zei­chen (jp. Kan­ji) auf gros­sem weis­sem Papier fei­er­lich nie­der­zu­schrei­ben, wel­ches das ablau­fen­de Jahr in den Augen der Japa­ner am bes­ten umschreibt. 167’612 Stim­men wur­den die­ses Jahr auf der Web­site der Kan­ji Apti­tu­de Foun­da­ti­on abgegeben.

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Im Gegen­satz zu den hoff­nungs­vol­len Vor­gän­gern (Asi­en­spie­gel berich­te­te) haben die­ses Jahr die eher nega­tiv gefärb­ten Schrift­zei­chen das Ren­nen gemacht. So hat es 税, das «zei» aus­ge­spro­chen wird und für Steu­ern steht, mit einem Stim­men­an­teil von 5,18 Pro­zent zum Kan­ji des Jah­res gebracht.

Es steht für die ers­te Erhö­hung der Mehr­wert­steu­er seit 1997. Seit dem 1. April zah­len die Japa­ner auf alle Güter und Dienst­leis­tun­gen nicht mehr 5 son­dern 8 Pro­zent. Für die Haus­hal­te und die Geschäf­te hat­te dies trotz einer Kon­junk­tur­sprit­ze der Regie­rung Fol­gen. Die Prei­se sind für vie­le spür­bar gestie­gen. Aus­ser­dem wird damit auch der aktu­el­le Rück­fall in eine Rezes­si­on erklärt.

Kein gutes Zei­chen für Abe

Pre­mier­mi­nis­ter Shin­zo Abe hat in der Fol­ge die ursprüng­lich für 2015 geplan­te Erhö­hung auf 10 Pro­zent ver­scho­ben und kur­zer­hand Neu­wah­len ange­kün­digt, die am Sonn­tag statt­fin­den wer­den. Abe hät­te sich bestimmt ein ande­res Schrift­zei­chen des Jah­res gewünscht – eines, das mit Auf­bruch und sei­ner mit Abe­no­mics titu­lier­ten Wirt­schafts­po­li­tik in Ver­bin­dung gestan­den wäre.

Auch Ober­pries­ter Sei­han Mori zeigt sich über­rascht. Er hät­te nicht ver­mu­tet, dass es 税 wer­den wür­de, zitiert ihn NHK News. Doch selbst die Kan­jis auf den nächs­ten Rän­gen ste­hen auf den ers­ten Blick für wenig Hoffnungsvolles. 

Fie­ber und Lügen

«Net­su» 熱, das für Fie­ber, Hit­ze aber auch Enthu­si­as­mus steht, hat es mit einem Stim­men­an­teil von 3,58 Pro­zent auf den 2. Platz gebracht. So war die Rück­kehr des Den­gue-Fie­bers in Tokio, das zur zeit­wei­sen Schlies­sung des Yoyo­gi-Parks führ­te (Asi­en­spie­gel berich­te­te), das Gesprächs­the­ma des Som­mers. «Net­su» umschreibt wei­ter den ver­hee­ren­den Aus­bruch des Ebo­la-Virus in Afrika. 

Das Kan­ji soll aber auch für das dies­jäh­ri­ge «Sport­fie­ber» ste­hen , das mit der Fuss­ball-WM (Asi­en­spie­gel berich­te­te) oder Kei Nis­hi­koris Final­ein­zug am US-Open (Asi­en­spie­gel berich­te­te) ver­schie­de­ne Höhe­punk­te hatte.

Den 3. Platz belegt mit 3,57 Pro­zent das Kan­ji 嘘, das Lüge bedeu­tet und «uso» aus­ge­spro­chen wird. So war es in Japan ein beson­de­res Jahr der Unwahr­hei­ten und Ver­tu­schun­gen. Da war einer­seits der Lokal­a­bge­ord­ne­te Ryut­a­ro Nono­mu­ra, der in einem Jahr 195 Geschäfts­rei­sen auf Staats­kos­ten unter­nom­men hat­te und dies mit einer gro­tes­ken Heul­at­ta­cke an einer Pres­se­kon­fe­renz ver­tu­schen woll­te. Das Video dazu mach­te ihn zum unge­woll­ten You­tube-Star (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Wei­ter mach­te der schein­bar gehör­lo­se Kom­po­nist Mamo­ru Samu­ra­gochi von sich Reden. Wie sich her­aus­stell­te, hat der über Jah­re gefei­er­te Musi­ker offen­bar ein ganz gutes Gehör (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Aus­ser­dem gab es die Geschich­te der jun­gen Wis­sen­schaft­le­rin Haru­ko Obo­ka­ta, die zunächst für ihre Leis­tung als Stamm­zel­len­for­sche­rin gefei­ert wur­de. Doch nur weni­ge Wochen spä­ter stell­te sich her­aus, dass ihre bahn­bre­chend Arbeit ein­deu­ti­ge Feh­ler, ja sogar Fäl­schun­gen aufwies.

Die schlech­ten Jahre

Übri­gens ist es nicht das ers­te Mal, das ein nega­tiv bewer­te­tes Schrift­zei­chen das Ren­nen gemacht hat. Seit der ers­ten Wahl des «Kan­ji des Jah­res» 1995 schaff­ten es auch immer wie­der nega­tiv besetz­te Schrift­zei­chen an die Spitze.

Nach den Ter­ror­an­schlä­gen auf das World Tra­de Cen­ter in New York war es das Zei­chen für Krieg 戦, wel­ches das Jahr 2001 am bes­ten umschrieb. Oder nach den zahl­rei­chen Natur­ka­ta­stro­phen von 2004 gewann 災 für Kata­stro­phe die Wahl.

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