Der Furchtlose
Um in Japan politisch Erfolg zu haben, braucht man die Unterstützung einer grossen Partei oder einer einflussreichen Organisation. Noch besser ist es, wenn man aus einer Familie stammt, die schon seit Jahrzehnten Politiker stellt, wie es beim aktuellen Premierminister Shinzo Abe der Fall ist. Wer gar nichts davon besitzt, der lässt es lieber bleiben.
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Und dennoch gibt es in Japan immer wieder Kandidaten, die ohne die geringste Hoffnung auf Erfolg in den Wahlkampf steigen. In Japan nennt man sie die «Bubble Candidates», weil sie plötzlichen auftauchen und schliesslich wie eine Seifenblase zerplatzen –und dafür finanziell einen hohen Preis bezahlen. Denn in Japan muss jeder Kandidat eine Gebühr von 3 Millionen Yen (21’400 Euro) hinterlegen. Der Betrag wird vom Staat nur zurückbezahlt, wenn man einen bestimmter Prozentsatz an Stimmen erhält.
Der wohl bekannteste «hoffnungslose Kandidat» ist der heute 66-jährige Mac Akasaka. Mit dem Handel von Seltener Erde hat er sein Geld verdient, das er nun in jeden möglichen Wahlkampf investiert. Abgeordneter im Unterhaus, Gouverneur von Tokio, Gouverneur der Präfektur Niigata, Gouverneur der Präfektur Osaka, Bürgermeister von Osaka. Für all diese Ämter hat Mac Akasaka als Präsident seiner Smile-Partei schon mehrfach kandidiert. Jedes mal ist er kläglich gescheitert – und trotzdem macht er immer weiter. Unverdrossen legt er sich mit den Mächtigen an. Selbst vor dem Grössten, Premier Shinzo Abe, zeigt er sich furchtlos.
Der grösste Exzentriker
Der Dokumentarfilm «The Frivolous – die Leichtsinnigen» von Regisseur Toshimichi Fujioka hat diesen Exzentriker der japanischen Politik während des Wahlkampfs um das Gouverneursamt der Präfektur Osaka im Jahr 2011 begleitet. Es ist von Anfang an ein besonders aussichtsloser Kampf.
Denn Osaka ist die Stadt von Toru Hashimoto (Asienspiegel berichtete). Der für seine polemischen Aussagen landesweit bekannte Politiker und heutige Bürgermeister der Stadt gewinnt seit Jahren jeden Wahlkampf. Seinen politischen Gefährten Ichiro Matsui hat er 2011 zu einer glanzvollen Wahl als Gouverneur verholfen.
Rolls-Royce und Smile-Tanz
Für Mac Akasaka war dieser aussichtlose Wahlkampf jedoch kein Grund, um nicht anzutreten. «The Frivolous» zeigt amüsant, wie er mit der Sonnenbrille seinen Medienauftritt erledigt, in Turnkleidung seine Fernsehbotschaft hält, mit seinem Smile-Tanz Wahlkampf betreibt und mit dem Megafon im weissen Rolls-Royce durch die Strassen fährt.
In Japan kennt man Mac Akasaka gut, aber trotz allem wählt man ihn nicht. Viel lieber verspotten und beschimpfen ihn seine Gegner auf der Strasse.
Warum er sich all dies trotzdem antut, davon handelt «The Frivolous». Der Dokumentarfilm bringt das Phänomen Mac Akasaka sowie die Eigenheiten der japanischen Demokratie dem westlichen Zuschauer näher – humorvoll, tiefgründig und kritisch zugleich.
Ein menschlicher Film
Im Laufe des Films lernt man den Mann hinter der clownesken Fassade kennen. Ein Mann, der einem sympathisch wird und der es mit seiner Sache durchaus ernst meint. Gekonnt zeigt «The Frivolous» dem Zuschauer auf, dass es sich lohnt, für einen Traum zu leben und sich für eine Sache einzusetzen.
«Ich möchte mit dem Film die Menschen aufheitern und ihnen Energie fürs Leben schenken», sagt Toshimichi Fujioka über seinen Film. Mit «The Frivolous» ist ihm ein Werk gelungen, das weit über die Komik und die japanische Politik hinausgeht.
«The Frivolous» wurde völlig unabhängig produziert und kam in Japan ins Kino. In der Schweiz hatte er Premiere am japanischen Filmfestival Ginmaku. Am 18. Januar wird der Film einmalig im Alternativkino gezeigt (17:30 Uhr). Tickets sind hier erhältlich.
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