Japans verrücktes Kaufhaus
Kein Kaufhaus ist chaotischer und lauter. Er nennt sich «der Palast der Schleuderpreise» und trägt den bezeichnenden Namen «Don Quijote». 262 gibt es davon in Japan. Die Unübersichtlichkeit und der Lärm, ein Albtraum für alle traditionellen Kaufhäuser, hat bei Don Quijote Prinzip.
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Jeder Ableger ist vollgestopft mit allerlei Gütern. Vom Sexspielzeug über Lebensmittel bis zur Louis Vuitton-Handtasche findet man alles bei «Donki». Die Läden haben die Struktur eines Irrgartens, so dass der Kunde auf eine Entdeckungsreise gezwungen wird und dabei auf Dinge stösst, die er gar nie haben wollte und dennoch kauft. Hier wird Shopping und Unterhaltung kombiniert.
Der Aufstieg von Donki
Das Prinzip ist erfolgreich. Im laufenden Geschäftsjahr, das im Juni 2015 endet, rechnet der Konzern laut Nikkei mit einem Betriebsgewinn von 34,8 Milliarden Yen. Angefangen hat die Geschichte von Don Quijote 1980, als Gründer Takao Yasuda einen kleinen Laden in Tokio eröffnete. Mit dem Platzen der Wirtschaftsblase Ende der 1980er-Jahre ging es für den Discounter aufwärts.
1989 ging der erste Donki-Laden nach heutigem Konzept auf. Yasuda wollte alle Regeln brechen und den Einzelhandel auf den Kopf stellen. Möglichst 24 Stunden sollte seine Ladenkette geöffnet sein, alle möglichen Güter unter einem Dach vereinen und vor allem billig musste die Ware sein.
Etwas selbstironisch benannte Yasuda seinen Laden nach dem nimmermüden und verrückten Romanhelden, der verzweifelt gegen Windmühlen ankämpft. Der Kampf mit den Behörden um irgendwelche Zulassungen hat heute noch Prinzip. Heute zählt das Unternehmen 262 Ableger in Japan und über 5200 Angestellte. Auch in Hawaii ist Donki inzwischen vertreten. Bezüglich Marktkapitalisierung hat Donki letzten Dezember die angesehene japanische Kaufhausgruppe Isetan Mitsukoshi übertroffen. Und Yasuda ist weiterhin als Vorstandsvorsitzender im Unternehmen tätig.
Vom Ramsch- zum Kultladen
Was früher als billiger Ramschladen galt, zieht heute die Massen an. Ja, selbst US-Sängerin Beyoncé wurde 2009 auf der Suche nach einem Halloween-Kostüm in einem Ableger erblickt. Für viele ausländische Touristen ist ein Einkaufen in einem Donki-Tempel ein Muss. Seitdem die Regierung die Palette der Tax-Free-Produkte für Touristen auf zahlreiche Verbrauchsgüter erweitert hat (Asienspiegel berichtete), erlebt Don Quijote einen regelrechten Boom.
Zwischen Juli und Dezember 2014 ging der Umsatz laut Nikkei um 10 Prozent in die Höhe. Ein Betriebsgewinn von 23 Milliarden Yen (194 Millionen Dollar) wurde verzeichnet. Dazu beigetragen haben insbesondere die ausländischen Kunden, die im Durchschnitt 18’200 Yen bei einem Besuch ausgeben, während es bei den gewöhnlichen japanischen Donki-Kunden 2400 Yen sind.
Mit der eigenen Währung bezahlen
Entsprechend intensiv kümmert sich Don Quijote nun auch um die ausländischen Kunden. Dazu erlaubt sie ihren Kunden nun in ausländischen Währungen ihre Einkäufe zu tätigen. In vorläufig 20 Ablegern – dazu gehören die grossen Vertreter in Tokio sowie in Sapporo, Osaka und Fukuoka – können die Touristen nun mit Yuan, Won, Baht, Taiwan-Dollar, Hongkong-Dollar, US-Dollar oder Euro bezahlen.
Akzeptiert werden nur Noten, die Differenz darf mit Yen beglichen werden. Als Rückgeld erhält der Kunde japanische Yen. Mit dieser Massnahme erhofft sich Don Quijote einen noch grösseren Zulauf an Touristen. Der Wechselkurs soll dabei ständig aktualisiert werden. Die chinesischen Kunden, die zu den grössten Touristengruppen in Japan zählen, dürfen ausserdem ab sofort mit ihrer Union-Pay-Kreditkarte bezahlen.
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