Die Brücke aus einer anderen Zeit
Nein, sie ist keine Berühmtheit. Die Touristen, die unter der Woche zur berühmten morgendlichen Fischmarktauktion in Tsukiji pilgern, übersehen sie nur zu gerne. Die Rede ist von der Kachidokibashi, eine der grössten beweglichen Brücken in Japan, die einst für die Olympischen Spiele in Tokio gebaut wurde. Auf die Spiele wartete das Bauwerk jedoch vergeblich.
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246 Meter lang ist die aus vier Stahlbögen bestehende Kachidokibashi, deren 44 Meter langer Mittelteil als imposante Klappbrücke dient. Ihr Name bedeutet «Siegesschrei» und dient als Erinnerung an den Sieg Japans über Russland im Jahr 1905. Baubeginn der Kachidokibashi war 1933. Die Brücke sollte zum «Haupttor» der Olympischen Sommerspiele 1940 in Tokio und der Tokyo-Expo im selben Jahr werden.
Reger Verkehr nach dem Krieg
1940 wurde sie eröffnet, doch wegen des Zweiten Weltkriegs fanden weder die Sommerspiele noch die Expo statt. Vergebens war der Bau jedoch nicht. Die Brücke überstand den Krieg schadlos und wurde zu einem wichtigen Verbindungsstück zwischen Ginza und den immer grösser werdenden Inseln in der Tokioter Bucht. Selbst die Bahn fuhr bis 1968 über die Kachidokibashi.
Und auch die Klappbrücke tat ihren Dienst, damit der Schiffsverkehr auf dem Sumida-Fluss gewährleistet blieb. In den 1950er-Jahren wurde sie bis zu fünf Mal am Tag hochgefahren. Für den Autoverkehr bedeutete dies jeweils Wartezeiten von rund 20 Minuten. In den 1960er-Jahren fuhren immer weniger grosse Schiffe durch die Passage. Gleichzeitig nahm der Autoverkehr derart stark zu, dass der Betrieb der Klappbrücke keinen Sinn mehr machte.
1970 wurde sie zum letzten Mal für ein Schiff geöffnet. Die Stromversorgung für die Klappbrücke wurde 1980 komplett eingestellt. Die Kachidokibashi wurde zur «normalen» Brücke degradiert.
Wird die Brücke wieder hochgefahren?
Doch seit einigen Jahren tut sich wieder etwas. 2007 wurde die Brücke von der Regierung zum Kulturgut von nationaler Bedeutung erhoben. Ausserdem ist eine Bürgergruppe entstanden, die sich dafür einsetzt, die Klappbrücke wieder in Betrieb zu nehmen, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Mindestens einmal im Tag soll sie wieder hochgefahren und damit zu einem Anziehungspunkt für Touristen werden.
Ein Bericht ergab 2006, dass die Technik der Klappbrücke theorisch noch immer funktionsfähig wäre. Es stellen sich aber noch logistische und finanzielle Fragen, da die heutigen Autofahrer einen Stopp des Verkehrsflusses von 20 Minuten wohl kaum goutieren würde.
Mit den kommenden Sommerspielen von 2020 ist die Hoffnung gross, dass die Vision der Bürgergruppe dennoch zustande kommt. Zumindest wird die Kachidokibashi dann mit 80 Jahren Verspätung doch noch ihren ursprünglichen Zweck als Tor zu den Spielen erfüllen. Denn ein Teil der Mega-Veranstaltung wird in der Tokioter Bucht stattfinden.
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