Ruineninsel wird UNESCO-Welterbe
2013 war es der Berg Fuji. 2014 folgte die historische Seidenspinnerei in Tomioka. 2015 folgt nun mit höchster Wahrscheinlichkeit der dritte Ehrung hintereinander. So hat das offizielle Beratungsgremium der UNESCO empfohlen, Japans «Historische Stätten der industriellen Revolution der Meiji-Zeit» in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen, wie die Nikkei Shimbun berichtet.
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Damit sollte dem offiziellen Entscheid beim Treffen der UNESCO in Bonn am 28. Juni nichts mehr im Wege stehen. Es wird das 19.japanische Weltkulturerbe sein. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, handelt es sich dieses Mal gleich um 23 Einrichtungen in 8 Präfekturen des Inselstaates (Asienspiegel berichtete).
Der Grossteil davon befindet sich auf der Südinsel Kyushu und in der anliegenden Präfektur Yamaguchi auf der Hauptinsel Honshu. Dazu gehört auch die berühmte Ruineninsel Hashima vor Nagasaki, im Volksmund «Schlachtschiffinsel» (Gunkanjima) genannt. Spätestens seit dem James-Bond-Film Skyfall hat sie weltweite Bekanntheit erlangt (Asienspiegel berichtete).
Die Stadt im Meer
Zwischen 1887 und 1974 wurde auf der Insel im Auftrag von Mitsubishi unter dem Meer Kohle abgebaut. Auf ihrem Höhepunkt beherbergte Hashima auf seinen 6,3 Hektaren 5300 Menschen, was rund 1600 Haushalten entsprach. Es war damals die höchste Bevölkerungsdichte der Welt. Hier entstanden Japans erste Wohnhäuser aus Beton mit teilweise bis zu neun Stöcke, was damals als eine architektonische Meisterleistung galt.
Mit dem Aufstieg des Erdöls wurde schliesslich der Untergang der Insel besiegelt. 1974 verliessen die letzten Einwohner die Insel. Die Kleinstadt wurde sich selbst überlassen. Die menschenleere Ruinenstadt ist heute zu einem touristischen Anziehungspunkt geworden, der selbst mit Google Street View erkundet werden kann (Asienspiegel berichtete). Alleine 2014 besuchten 190’000 Menschen die Insel.
Japans Modernisierungsära
Alle 23 gelisteten Einrichtungen sind Zeitzeugen von Japans Modernisierungszeit, als das Land sich vom Feudal- zum Industriestaat wandelte. In der Meiji-Zeit, die zwischen 1868 und 1912 dauerte, begann sich Japan mit den westlichen Staaten zu messen.
Fabriken für die Schwerindustrie wurden hochgezogen, ein Eisenbahnschienennetz gelegt, Schulen gebaut, eine Verfassung mit dem Tenno an der Spitze ausgearbeitet und eine schlagkräftige Armee auf die Beine gestellt.
«Die Bereicherung des Landes und die Stärkung der Armee» war die Losung jener industriellen Revolution. Am Ende des 19. Jahrhunderts war Japan zu einer Vormacht in Asien aufgestiegen, die ihre territoriale Expansion begann und die Auseinandersetzung mit den westlichen Grossmächten nicht mehr scheute. Es war auch der Anfang einer verheerenden militärisch-politischen Entwicklung, die erst mit dem Zweiten Weltkrieg endete.
Noch immer in Betrieb
Auf die Meiji-Zeit, die von 1868 bis 1912 dauerte, schaut man in Japan mit viel Nostalgie zurück. Diese Zeit der Modernisierung hat bis heute im ganzen Land ihre Spuren hinterlassen, in Form von Fabriken, alten Kanälen, Spinnereien, stillgelegten Docks, Wasserpumpwerken oder verlassenen Kohlebergwerken. Besonders die Südinsel Kyushu bietet viel Relikte dieser Ära. Und genau diese Einrichtungen haben es nun in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geschafft.
Eine Besonderheit ist, dass gewisse historische Orte wie das 1901 in Betrieb genommene Yahata-Stahlwerk in der Stadt Kitakyushu oder die Schiffswert in Nagasaki bis heute noch teilweise in Betrieb sind. Es wäre das erste Mal überhaupt, dass eine Industriestätte, die noch immer benutzt wird, zum Weltkulturerbe gezählt würde.
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