Jedes Jahr weni­ger Selbstmorde

Ein Zug der Yamanote-Linie in Tokio nach einem Selbstmordversuch.
Ein Zug der Yama­no­te-Linie in Tokio nach einem Selbst­mord­ver­such. Foto: wikimedia/​Kih­kyef

Die schlech­te Nach­richt ist: Japan hat unver­än­dert eine der höchs­ten Selbst­mord­ra­ten der Welt. In den Nul­ler­jah­ren waren es kon­stant über 30’000 Sui­zi­de. Es gibt aber auch posi­tiv stim­men­de Nach­rich­ten: Seit fünf Jah­ren ist die Zahl der Sui­zi­de rück­läu­fig, seit drei Jah­ren sind es weni­ger als 30’000.

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Bereits im Janu­ar gab die Natio­na­le Poli­zei­be­hör­de anhand eine Vor­be­richts bekannt, dass die Zahl der Selbst­mor­de 2014 unter 26’000 gefal­len war (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Die Regie­rung hat nun die offi­zi­el­len Sta­tis­ti­ken mit zahl­rei­chen Fak­ten ver­öf­fent­licht, die auch einen Ein­blick in den see­li­schen Zustand eines Lan­des gewähren.

Zahl der Selbst­mor­de rückgängig

2014 haben sich 25’427 Men­schen das Leben genom­men. Das sind 1909 weni­ger als noch 2013. Es sind so wenig Fäl­le wie schon lan­ge nicht mehr. Als man die Sta­tis­tik 1978 ein­führ­te, waren es mit ein paar Aus­nah­men stets etwa 21’000 Selbst­mor­de, in den 90ern stieg die Zahl auf über 25’000, in den Nul­lern schliess­lich auf 30’000. Erst 2011 wur­de die­ser Auf­wärts­trend gestoppt. Im lau­fen­den Jahr 2015 gab es bis­lang 10’317 Suizide.

Die Ursa­chen für die Suizide

Als Ursa­chen wer­den regel­mäs­sig gesund­heit­li­che Pro­ble­me ange­ge­ben (12’920). Es fol­gen wirt­schaft­li­che und sozia­le Schwie­rig­kei­ten (4144), fami­liä­re Sor­gen (3644) und schliess­lich direk­te Pro­ble­me am Arbeits­platz (2227), wobei die­se Fak­to­ren nicht sel­ten in engem Zusam­men­hang stehen.

Aus­ser­dem spielt auch die Arbeits­lo­sig­keit offen­bar eine ent­schei­den­de Rol­le bei den Betrof­fe­nen. In 15’163 Fäl­len waren die Per­so­nen ohne regel­mäs­si­ge Beschäf­ti­gung. In 7164 Fäl­len han­del­te sich um Ange­stell­te. Selb­stän­di­gen (1840) und Stu­den­ten (874) sind weit weni­ger betroffen.

Mit 60 am meis­ten gefährdet

Am meis­ten Selbst­mor­de gibt es bei Men­schen in den 60ern (4325), gefolgt von den 40ern (4234), den 50ern (4181) und den 70ern (3508). Auf­fäl­lig ist zudem, dass bei den unter 40-jäh­ri­gen die meis­ten Sui­zi­de zwi­schen Mit­ter­nacht und 1 Uhr Selbst­mord geschehen.

Mehr Män­ner als Frauen

Nach Geschlech­tern auf­ge­teilt, neh­men sich bedeu­tend mehr Män­ner (17’386) als Frau­en (8041) das Leben. In der länd­li­chen Prä­fek­tur Yama­na­shi ist die Rate mit 30,3 Sui­zi­den pro 100’000 Ein­woh­ner am höchs­ten. Es fol­gen wei­te­re eher weni­ger dicht bevöl­ker­te Gegen­den wie Iwa­te (28,9), Niiga­ta (26,1) Aki­ta (26,4) und Fuku­shi­ma (24,5).

Selbst­mor­de wegen des Kata­stro­phe von 2011

Gute Nach­rich­ten gibt es auch bezüg­lich der Aus­wir­kun­gen der Drei­fach­ka­ta­stro­phe von 2011. 2014 gab es noch 22 Selbst­mor­de, die in direk­tem Zusam­men­hang mit den dama­li­gen Ereig­nis­sen ste­hen. Das ist doch ein bedeu­ten­der Rück­gang zum Vor­jahr, als es noch 38 Fäl­le gab.

Der gefähr­li­che Mon­tag im März

Wie so oft in den Vor­jah­ren ver­üb­ten 2014 wie­der­um im März am meis­ten Per­so­nen Selbst­mord, näm­lich 2317. Frü­he­re Stu­di­en erga­ben, dass jeweils ein Monat im März der gefähr­lichs­te Zeit­punkt für Men­schen sei, die sich das Leben neh­men wollen.

Der März als Ende des Geschäfts­jah­res und der Mon­tag als Neu­be­ginn der Woche spie­len hier­bei als Wen­de­punk­te eine psy­cho­lo­gi­sche Rol­le (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Im Febru­ar (1758) und im Dezem­ber (1796) waren die Zahl der Selbst­mor­de 2014 am tiefsten.

Die Grün­de für den Rückgang

Nun stellt sich die Fra­ge, wes­halb die Zahl der Sui­zi­de abnimmt? Einer­seits spielt die ver­bes­ser­te Wirt­schafts­la­ge eine Rol­le. Doch viel wich­ti­ger ist wohl die ver­stärk­te Prä­ven­ti­ons­ar­beit der Behör­den in den letz­ten Jahren.

Seit 2007 wird in einem jähr­lich publi­zier­ten Regie­rungs­weiss­buch über die mög­li­chen Ursa­chen und Gegen­mass­nah­men Bericht erstattet.

Die Behör­den haben auch ange­fan­gen, mit Men­schen, die in Inter­net­fo­ren ihren Selbst­mord ankün­di­gen, pro­ak­tiv Kon­takt auf­zu­neh­men und tele­fo­ni­sche Anlauf­stel­len ein­zu­rich­ten. Der Sui­zid wird nicht mehr ein­fach als unab­wend­ba­re Tra­gö­die betrachtet.

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