Kampf für ein Fukushima-Mahnmal
In der Kleinstadt Futaba stehen die heute stillgelegten Reaktoren 5 und 6 des AKW Fukushima 1. Das Atomkraftwerk war lange ein guter Arbeitgeber und grosszügiger Helfer für die Anliegen der Gemeinde. Seit der AKW-Katastrophe von 2011 ist Futaba jedoch Sperrzone. Die gesamte Stadt wurde evakuiert.
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Auf eine permanente Rückkehr warten seine Bewohner hier vergeblich. Die Stadtverwaltung ist nach Iwaki gleich ausserhalb der Sperrzone umgezogen. Die Bewohner haben andere Bleiben in- und ausserhalb der Präfektur Fukushima gefunden.
Ein Wahrzeichen der Stadt waren zwei grosse, über die Strasse ragende Schrifttafeln, auf denen vier Atomenergie-Slogans die Besucher begrüssten. «Atomkaft: die Energie einer glänzenden Zukunft» oder «Die Atomenergie bringt Entwicklung für die Heimat und eine wohlhabende Zukunft» lauteten die verlockenden Sätze, die 1988 aus zahlreichen Einreichungen der lokalen Bevölkerung ausgewählt wurden.
Der geplante Abbau
Die inzwischen verrosteten Atom-Schriftzüge von Futaba haben sich vier Jahre nach der Katastrophe als falsche Versprechen erwiesen. Sie sind zu einem Mahnmal der Katastrophe geworden. Im März entschied die Lokalregierung, die Aufschriften abzubauen. Sie seien baufällig und somit eine Gefahr für passierende Autos und Menschen (Asienspiegel berichtete).
Doch nicht allen gefiel diese Idee. Der Schritt der Behörde macht sie gar stutzig. Man würde damit ein Mahnmal der Katastrophe entfernen und so versuchen, die Vergangenheit vergessen zu machen, lautet die Kritik. Die noch lebenden Autoren der Slogans sind nun aktiv geworden, allen voran der 39-jährige Yuji Onuma. Er war noch ein junger Schüler in Futaba, als sein Slogan «Atomkaft: die Energie einer glänzenden Zukunft» für den Schriftzug ausgewählt wurde.
Er möchte die Strassentafeln in ihrem jetzigen Zustand bewahren, «für die kommenden Generationen als ein beschämendes Vermächtnis» wie er es gegenüber der Japan Times ausdrückt. Sie seien eine Mahnmal, um über die Vergangenheit nachzudenken.
Prominente Unterstützer
Exakt 6502 Unterschriften sammelte er laut der Mainichi Shimbun für sein Vorliegen. Zu den Unterzeichnern gehören so prominente Figuren wie der ehemalige Premierminister Naoto Kan, der ehemalige Fukushima-Gouverneur Eisaku Sato sowie der zweite noch lebende Verfasser eines der vier Atom-Slogans.
Die Unterschriften hat er Anfang Juni Bürgermeister Shiro Izawa übergeben. Man werde sich das Anliegen genau anschauen, liess dieser verlauten. Das letzte Wort wird schliesslich die Lokalversammlung haben. Die wird womöglich anders als im Sinne Onumas entscheiden. Denn von den 6502 Unterzeichnern stammen nur 50 aus Futaba.
Onuma selbst lebt heute in der Nachbarspräfektur Ibaraki, wo er Land gekauft und Solarpanele installiert hat. An seine atomare Vision von 1988 glaubt er selber schon lange nicht mehr.
Atomgegner haben den Satz umformuliert: «Der Atomaustieg: die Energie einer glänzenden Zukunft»
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