Ein Kurtisane in Schwarzweiss
Ukiyoe-Künstler Kitagawa Utamaro (ca. 1753 bis 1806) war ein Meister seines Fachs. Seine grosse Leidenschaft galt besonders den Frauen. Wie keinem anderen Ukiyoe-Künstler gelang es ihm die Schönheit der Frauen in stillen, unbeobachteten Momenten wiederzugeben. Bijin-ga, «Bilder von schönen Frauen» heisst dieses Genre.
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Das Teehausmädchen, die Geisha, die Kurtisane oder die Aristokratin: Utamaro porträtierte sie alle, stets mit viel würde und Eleganz. Selbst die französischen Impressionisten liessen sich im späten 19. Jahrhundert von Utamaros farbenfrohen Kompositionen inspirieren.
Und selbst über zweihundert Jahre nach seinem Tod ist Utamaro immer noch für Überraschungen gut. Das Fukuoka Art Museum gab bekannt, ein Originalwerk von Utamaro entdeckt zu haben, das sich gleich in mehrfacher Hinsicht von seinen gewöhnlichen Bijin-ga unterscheidet, wie NHK News berichtet.
Eine Kurtisane in Schwarzweiss
So handelt es sich in diesem Fall nicht um einen Farbholzschnitt, sondern um ein seltene Malerei des Ukiyo-e-Künstlers. 50 Gemälde von Utamaro sind bis heute bekannt, doch dieses ist das erste, bei dem eine Frau von Utamaro nicht in Farbe, sondern in schwarzweisser Tuschemalerei-Stil (Sumi-e) porträtiert wird.
Auf dem Bild zu sehen sind eine Kurtisane und eine junge Frau, die zur Prostituierten ausgebildet wird. Ein solches Motiv in Schwarzweiss wiederzugeben, war in der Ukiyoe-Welt nicht üblich. Eine weitere Besonderheit dieser Neuentdeckung ist das Gesicht der Kurtisane, das geradeaus nach vorne blickt, so als würde sie den Betrachter des Gemäldes direkt in die Augen schauen. Gewöhnlich wenden sie die Köpfe von Utamaros Frauen jeweils in einem bestimmten Winkel ab.
Erste Vermutungen
Über den beiden Frauen ist ein Text des Schriftstellers Santo Kyoden zu sehen, der sich offenbar gut mit Utamaro verstanden hatte. Gemalt hat der japanische Meister der Ukiyo-e-Welt dieses Sumi-e mit dem Titel Oiran to Kamuro Zu (Die Kurtisane und die Lehrtochter) vermutlich zwischen 1790 und 1793, kurz vor seinem Höhepunkt als Ukiyo-e-Künstler.
Weshalb Utamaro diesen speziellen Stil wählte, ist nun Gegenstand der Forschung, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Es könnte sein, dass er bewusst mit Motiv und Stil experimentieren wollte. Gefunden wurde das Werk dieses Frühjahr bei einem Sammler in Tokio. Experten konnten anschliessend die Echtheit des Sumi-e bestätigen. Nun wird das Werk vom 8. August bis 20. September im Rahmen der Ausstellung World of Nikuhitsu Ukiyo-e im Fukuoka Art Museum zu sehen sein.
Ein vielfältiger Künstler
Oiran to Kamuro Zu ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich Utamaros Schaffen nicht nur auf Porträts von schönen Frauen beschränkte. Wie jeder andere Künstler verdiente er seinen Lebensunterhalt mit verschiedensten Auftragsarbeiten.
Porträts von Kabuki-Schauspielern, Theaterprogramme, Parodien, Naturstudien, Landschaftsbilder oder erotische Kunst gehören zur Palette seines Schaffens. Erst zuletzt wurde ein Teil eines riesiges, dreiteiliges Gemälde von Utamaro, das seit 1948 spurlos verschwunden war, wieder entdeckt (Asienspiegel berichtete).
Die Popkultur der Edo-Zeit
Die Kunst der Ukioye («Bilder der fliessenden Welt»), welche anhand von Farbholzschnitten wie auch Gemälden von der Welt der aufkommenden Kaufleute und den lebendigen Vergnügungs- und Theatervierteln erzählt, erlebte ihre Blüte in der Edo-Zeit (1603 – 1868).
Die Technik des Farbholzschnitts ermöglichte die Entstehung einer Verlagsindustrie, welche Verlegern, Handwerker, Druckern und Künstlern eine lukrative Einnahmequelle bot. Ukiyo-e wurde zur Popkultur der damaligen Zeit, welche die Kabuki-Schauspieler, Kurtisanen und schliesslich auch die Künstler selbst zu Stars machte.
Mit der Öffnung und Modernisierung des Landes kam das schleichende Ende dieser Tradition. Es waren schliesslich die Impressionisten im Westen, welche sich vom Ukiyoe-Stil inspirieren liessen und Katsuhika Hokusai, Ando Hiroshige, Sharaku oder eben Kitagawa Utamaro zu weltweit gefeierten Meistern der japanischen Kunst machten.
Das Sumi-e wird den Medien vorgestellt:
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