Japan tes­tet die Freizeit

So kann das Leben auch aussehen.
So kann das Leben auch aus­se­hen. Foto: flickr/​Patrik Jones

Seit dem 1. Juli tes­ten die japa­ni­schen Staats­be­am­ten die Frei­zeit, wie die Sank­ei Shim­bun berich­tet. Yūkatsu, Abend­ak­ti­vi­tät, nennt sich die­ses Vor­ha­ben, das laut Pre­mier­mi­nis­ter Shin­zo Abe zu «einer Revo­lu­ti­on des som­mer­li­chen Lebens­stils» füh­ren soll (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Kon­kret bedeu­tet dies, dass die Ange­stell­ten neu zwi­schen 7:30 und 8:30 Uhr mit der Arbeit begin­nen. Das sind ein bis zwei Stun­den frü­her als üblich.

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Im Gegen­zug ver­las­sen sie spä­tes­tens um 17:30 Uhr das Büro, damit ihnen der Abend für Akti­vi­tä­ten mit der Fami­lie oder Freun­den bleibt. Um dies umset­zen zu kön­nen, dür­fen Mee­tings nicht mehr nach 16:15 Uhr ange­setzt. Mit die­sen Mass­nah­men hofft man, die Über­stun­den auf ein Mini­mum redu­zie­ren zu kön­nen. Der Ange­stell­te soll ent­ge­gen der bis­he­ri­gen Gewohn­heit am Mor­gen sei­ne wich­tigs­ten Arbei­ten erledigen.

Das Yūkatsu-Pro­gramm fin­det zur­zeit bei 220’000 Beam­ten Anwen­dung. Bis Ende August läuft die­se Test­pha­se. Ver­bun­den ist die Hoff­nung, dass die regio­na­len Ver­wal­tun­gen sowie auch die Pri­vat­wirt­schaft irgend­wann nach­zie­hen wer­den. Pre­mier Abe will damit die japa­ni­sche Wirt­schaft vom Selbst­ver­ständ­nis der lan­gen, inef­fi­zi­en­ten Arbeits­ta­ge wegbringen.

Der lan­ge, inef­fi­zi­en­te Arbeitstag

Denn lan­ge Pen­del­zei­ten, regel­mäs­si­ge Über­stun­den und schliess­lich noch das Bier und Essen mit den Arbeits­kol­le­gen am Ende des Tages sind bis heu­te all­täg­li­che Fix­punk­te im Leben eines Sala­ry­mans. Zeit für die Fami­lie und Hob­bys gibt es fast kei­ne. Bezahl­ten Urlaub bezie­hen nur die wenigsten.

Die­se Jahr­zehn­te alte Arbeits­ge­wohn­heit gerät jedoch zuneh­mend in die Kri­tik. Pre­mier­mi­nis­ter Shin­zo Abe bezeich­net die­ses Sys­tem als eine Bedro­hung für sein Wirt­schafts­pro­gramm. Denn wer immer im Büro ist, dem bleibt kei­ne Zeit, um das hart ver­dien­te Geld aus­zu­ge­ben und Stress abzu­bau­en. Die Gesund­heits­kos­ten stei­gen und gleich­zei­tig fehlt es an Effi­zi­enz im Arbeitsalltag.

Aus­ser­dem ver­hin­dert ein Sys­tem der stän­di­gen Prä­senz am Arbeits­platz die von Abe viel pro­pa­gier­te, ver­bes­ser­te Inte­gra­ti­on der Frau in die Arbeits­welt und die gleich­zei­ti­ge För­de­rung der Fami­li­en in einem Land, das unter einer chro­nisch tie­fen Gebur­ten­ra­te lei­det (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die Fra­ge nach der Umsetzung

Theo­re­tisch macht Yūkatsu Sinn. Doch es bleibt die Fra­ge, wie stark die Minis­te­ri­en und Behör­den sich an die­sen neu­en Arbeits­stil hal­ten wer­den. Eine der­zeit ver­län­ger­te Par­la­ments­ses­si­on sowie die tra­di­tio­nel­le Aus­ar­bei­tung des Bud­get­ent­wurfs im Som­mer wer­den vie­le Beam­te trotz neu­er Vor­ga­ben bis in die Nacht­stun­den beschäf­ti­gen. Am Ende besteht sogar das Risi­ko, dass es durch den frü­hen Arbeits­be­ginn noch zu viel län­ge­ren Arbeits­zei­ten kommt.

Ein Bericht von TBS News zeigt, dass beson­ders die Umstel­lung am Mor­gen schwer fällt. «Heu­te bin ich um 5:30 Uhr auf­ge­stan­den. Es ist ziem­lich hart. Ich bin müde», zitiert der Sen­der eine Beam­te. Ande­re wie­der­um zei­gen sich dar­über erfreut, sich am Abend um die Kin­der küm­mern oder schon früh ein Fei­er­abend­bier trin­ken zu können.

Ein Umden­ken wird wohl davon abhän­gen, wie gut die Poli­ti­ker und die Regie­rung die neue Regel selbst ein­hält und vor­lebt. Pre­mier Abe hat schon mal betont, dass er fort­an sein Büro um 17:30 Uhr ver­las­sen wer­de. Mit der «CoolBiz»-Kampagne, die den Büro­ar­bei­tern im Som­mer eine locke­re­re Klei­der­ord­nung erlaubt, gelang schon ein­mal ein sol­ches von oben ver­ord­ne­tes Expe­ri­ment (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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