Tokio – 2020-Logo: ein Plagiat?
Das Organisationskomitee der Sommerspiele 2020 hatte es in den letzten Monaten nicht einfach. Gleich die gesamte Planung für das futuristische Stadion Stararchitekting Zaha Hadid wurde gestrichen (Asienspiegel berichtete). Premierminister Shinzo Abe befand es für zu teuer. Fünf Jahre vor den Spielen fängt die Planungsphase für das Olympiastadion nun von Neuem an.
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Letzte Woche bot sich endlich die Gelegenheit, die Kontroverse in den Hintergrund rücken zu lassen. Das Organisationskomitee stellte in einer Zeremonie das offzielle Logo für 2020 vor, das vom preisgekrönten japanischen Designer Kenjiro Sano entworfen wurde.
Zu sehen ist ein stilisiertes T, das für die Begriffe «Tokyo», «Tomorrow» und «Team» stehen soll. Die schwarze Farbe der senkrechten Säule verkörpert die Diversität und der Punkt eine offene Welt, in der jeder jeden akzeptiere. Die rote Farbe des Punktes stehen zudem für die Kraft des Herzschlags und die japanische Flagge. Die goldene und silberne Farbe repräsentieren derweil die klassische japanische Ästhetik. In seiner Gesamtheit soll die Einheit der Spiele betont betont werden; viel Symbolik also.
Die ersten Reaktionen
Mit der Präsentation folgten sogleich die ersten kritischen Kommentare, wie es bei neuen Designs so üblich ist. Das Wired-Magazin beschrieb das Logo als ein «verwirrendes geometrisches Chaos».
«‹Ziemlich ordentlich› oder ‹einfach schrecklich›?» richtete BBC die Frage gleich an die Leser. In einer Umfrage des Wall Street Journal missfiel einer Mehrheit von 56 Prozent das Logo-Design.
Die verblüffende Ähnlichkeit
Über den Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Doch die Presse und die sozialen Medien in Japan beschäftigten sich inzwischen mit einer weiteren Frage. Für viele weist das Logo eine auffallende Ähnlichkeit mit dem des Théâtre de Liège in Belgien aif. Auf Twitter werden die Logos in zahlreichen Posts inzwischen miteinander verglichen.
Der Vergleich:
Selbst der Designer Théâtre de Liège-Logos, der 52-jährige Designer Olivier Debie, hat sich inzwischen eingeschaltet. Über seine Facebook-Seite brachte er seine Überraschung zum Ausdruck und stellte gleich noch ein paar visuelle Vergleiche online (siehe unten).
Ob Zufall oder Plagiat, dieser Frage geht der 52-Jährige nun laut 47 News mit seinem Anwalt nach. Noch in dieser Woche werde man einen Entscheid über das weitere Vorgehen fällen.
Der Designer Olivier Debie hat gleich selbst einen visuellen Vergleich angestellt:
Darüber hinaus wurde ein anderes ähnliches Logo gefunden, das von einem spanischen Designer als Spendenaufruf nach dem verheerenden Tsunami 2011 entworfen wurde (siehe ganz rechts im Tweet unten). Dabei fällt auf, dass das Tokio-2020-Logo dieselbe Farbgebung und ähnliche Muster verwendet.
Das Organisationskomitee in Tokio zeigt sich derweil unbesorgt. Man habe das Logo im vergangenen November aus 104 eingereichten Werken ausgewählt und danach gründlich prüfen und einen Antrag für einen internationalen Markenschutz eingereicht, heisst es laut NHK News. Das IOK sieht auch kein Problem. Es komme immer wieder vor, dass ein Logo einem anderen gleiche. Tatsächlich stellt sich die Frage, wann bei einem Design ein Plagiat anfängt? So sieht beispielsweise auch ein Logo von Olivier Debie aus dem Jahr 2014 dem viel älteren Logo der Ginza Graphic Gallery äusserst ähnlich.
Designer Kenjiro Sano hat über seine persönliche Website kurz verlauten lassen, dass er von den anderen Logos nichts gewusst habe. Er habe sich lediglich an das Logo-Design der Spiele 1964 in Tokyo gerichtet.
Es ist zu hoffen, dass Tokio nach dem Stadion nicht auch noch das Logo neu entwerfen muss.
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