Frauen in Japans Armee
In Japan werden künftig auch Frauen Kampfjets der Typen F-15 und F-4 sowie Aufklärungsflugzeuge des Typs RF-4 fliegen, wie die Asahi Shimbun berichtet. Dies hat das japanische Verteidigungsministerium angekündigt. Da die Ausbildung drei Jahre dauert, wird es frühestens 2018 die erste japanische Pilotin geben, die theoretisch auch in Kampfeinsätze verwickelt werden könnte. Bereits heute gibt es in den japanischen Selbstverteidigungstreitkräften (SDF) – so nennt sich aus Verfassungsgründen die Armee in Japan – rund 30 Pilotinnen, die jedoch einzig in Transport- und Patrouillenmaschinen zum Einsatz kommen.
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Die Massnahme gehört zu Premierminister Shinzo Abes Strategie, die Frauen besser in die Wirtschaftswelt zu integrieren (Asienspiegel berichtete). Denn Japan mangelt es durch die fortschreitende Überalterung immer mehr an Personal in den verschiedensten Branchen (Asienspiegel berichtete). Und so möchte selbst die japanische Armee schon länger nicht mehr auf die Frau verzichten, auch wenn Soldatinnen in Japan eine Randerscheinung geblieben sind. Gerade mal 13’000 der 227’000 SDF-Angehörigen sind weiblich.
Mehr Politik als Gleichberechtigung
Die Integration der Frauen in die japanische Armee war denn auch nie die Folge einer öffentlichen Bewegung für mehr Gleichberechtigung wie in anderen Ländern. Im Gegenteil, die Frauenbewegungen in Japan waren der SDF gegenüber immer skeptisch eingestellt, da der Verfassungsartikel 9 eine Armee eigentlich gar nicht erlaubt.
Vielmehr wurden die Frauen jeweils dann gefördert, wenn es der SDF und der Politik dienlich erschien oder diese von aussen gezwungen wurden, wie die Sozialwissenschaftlerin Fumika Sato in einer ausführlichen Analyse schrieb, die 2012 im The Asia-Pacific Journal erschienen war und einen übersichtlichen Blick auf die Geschichte der Frau im japanischen Militär der Nachkriegszeit erlaubt.
In den 50ern-Jahren, als aus der nationalen Polizeireserve die Selbstverteidigungsstreitkräfte wurde, waren die Frauen vornehmlich als Krankenschwestern im Einsatz. Ende der 60er-Jahre wurden ihnen neu in Bereichen wie der Administration, Rekrutierung, Buchhaltung und Kommunikation Stellen zugewiesen. Es handelte sich um eine bewusste Image-Kampagne für die in der Bevölkerung damals noch unbeliebte SDF, die Mühe hatte, gute Leute zu finden. Die Soldatinnen sind seither wichtige Werbebotschafterinnen auf den Rekrutierungsplakaten der SDF.
Das letzte Boom-Jahrzehnt
Erst in den 80ern spielte die Förderung der Gleichberechtigung eine Rolle bei der Erweiterung der Stellenmöglichkeiten für die Frauen in der SDF. Als Basis dazu diente ein neu eingeführtes Gesetz für mehr Gleichberechtigung in der Arbeitswelt, das auf der Ratifikation einer entsprechenden, internationalen UNO-Vereinbarung basierte.
Plötzlich waren 75 Prozent aller Stellen in der Armee auch für Frauen zugänglich. Die Zahl der Frauen in der SDF verdoppelte sich von 4200 auf 8000, was mit 3,4 Prozent immer noch einen Bruchteil des Gesamtpersonals ausmachte. Für den damaligen konservativen Premierminister Yasuhiro Nakasone war es vielmehr noch eine Gelegenheit, die Bedeutung der Armee auszuweiten und diese als fortschrittliche Organisation zu präsentieren, wie Fumida betont.
Erster Einsatz im Ausland
Seit den 90ern schreitet die Integration schneller voran. 2002 wurden erstmals japanische Soldatinnen für eine UNO-Friedensmission eingesetzt. Auch beim SDF-Einsatz im Irak wurden in jeder Einheit auch Frauen eingesetzt. Sie sollten dazu beitragen, die für viele ungern gesehenen Missionen im Ausland sanfter aussehen zu lassen, so Fumida.
Frauen dürfen auch seit einigen Jahren auf Geleitschiffen und als Pilotinnen aktiv sein – und nun folgt die Öffnung für die Kampfjets. Auch in diesem Fall geht es nur untergeordnet um eine politische Überzeugung für eine gleichberechtigte Gesellschaft. Die Überalterung der Gesellschaft, der akute Personalmangel und eine Image-Förderung für die SDF nach der Einführung der umstrittenen Sicherheitsgesetzen (Asienspiegel berichtete) sind in diesem Fall die noch viel wichtigeren Antriebsfedern.
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