Ein his­to­ri­sches Abkommen

Der japanische Aussenminister Fumio Kishida und sein südkoreanischer Amtskollege Yun Byung-Se bei der Pressekonferenz.
Der japa­ni­sche Aus­sen­mi­nis­ter Fumio Kishi­da und sein süd­ko­rea­ni­scher Amts­kol­le­ge Yun Byung-Se bei der Pres­se­kon­fe­renz. Screen­shot: youtube/​ANN­newsCH

«Trost­frau­en», das ist in Japan ein Euphe­mis­mus für die Frau­en, die wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs in den besetz­ten Gebie­ten von der japa­ni­schen Armee zur Pro­sti­tu­ti­on gezwun­gen wur­den. Schät­zungs­wei­se 200’000 Frau­en in Korea und Chi­na waren davon betrof­fen. Die weni­gen, noch leben­den Opfer haben jahr­zehn­te­lang ver­geb­lich auf eine offi­zi­el­le Aner­ken­nung und Ent­schä­di­gung für die began­ge­nen Ver­bre­chen gewartet.

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Japan berief sich stets dar­auf, dass man die Kriegs­schuld mit der Nor­ma­li­sie­rung der Bezie­hun­gen 1965 und der damit ein­her­ge­hen­den Wirt­schafts­hil­fe begli­chen habe. Aus­ser­dem wur­de 1995 von der japa­ni­schen Regie­rung ein pri­va­ter Fonds ein­ge­rich­tet, um den betrof­fe­nen Frau­en zu hel­fen. Hin­zu kam eine inof­fi­zi­el­le schrift­li­che Ent­schul­di­gung des jewei­li­gen Pre­mier­mi­nis­ters. Der Fonds wur­de 2007 aufgelöst.

Für Süd­ko­rea und vie­le Betrof­fe­ne reich­ten die­se Leis­tun­gen nie wirk­lich aus. Sie ver­lang­ten eine for­ma­le Ent­schul­di­gung sowie eine direk­te Ent­schä­di­gung vom japa­ni­schen Staat.

Pro­vo­ka­tio­nen und die Eiszeit

Aus­ser­dem kam es wie­der­holt zu Pro­vo­ka­tio­nen in den Bezie­hun­gen. Pre­mier­mi­nis­ter Shin­zo Abe zwei­fel­te in einer Äus­se­rung in sei­ner ers­ten Amts­zeit gar an, dass damals Zwang auf Frau­en aus­ge­übt wor­den sei. Erst nach hef­ti­ger inter­na­tio­na­ler Kri­tik folg­te eine Ent­schul­di­gung. Die Stra­te­gie der kon­ser­va­ti­ven Krei­se war es stets, das The­ma zu hin­ter­fra­gen, ver­harm­lo­sen, recht­fer­ti­gen und ver­all­ge­mei­nern (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Nach dem neu­er­li­chen Amts­an­tritt von Abe 2012 folg­te eine neue, diplo­ma­ti­sche Eis­zeit zwi­schen den bei­den Län­dern. Doch nun haben sich Shin­zo Abe und die süd­ko­rea­ni­sche Prä­si­den­tin Park Geun-hye nach zwei­mo­na­ti­gen Ver­hand­lun­gen offen­bar gefun­den und eine his­to­ri­sche Eini­gung getrof­fen, wie NHK News berichtet.

Das Abkom­men

Laut der japa­ni­schen Regie­rung zahlt Japan 1 Mil­li­ar­de Yen (7,5 Mio Euro) in einen Fonds ein, der von Süd­ko­rea ver­wal­tet wird und den noch 46 über­le­ben­den, ehe­ma­li­gen Zwangs­pro­sti­tu­ier­ten zugu­te kom­men soll. Als Teil des Abkom­mens hat sich auch Pre­mier­mi­nis­ter Shin­zo Abe schrift­lich und per­sön­lich bei den ehe­ma­li­gen Zwangs­pro­sti­tu­ier­ten für den Schmerz und das Leid, das ihnen ange­tan wur­de, ent­schul­digt. Japan sei sich sei­ner Ver­ant­wor­tung bewusst, mein­te Aus­sen­mi­nis­ter Fumio Kishi­da. Man hof­fe, dass der Fonds hel­fe, die Wür­de der Frau­en wiederherzustellen.

Im Gegen­zug hat Süd­ko­rea ver­spro­chen, das The­ma damit unwi­der­ruf­lich abzu­schlies­sen. Bei­de Län­der wol­len künf­tig auf Pro­vo­ka­tio­nen auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne ver­zich­ten. Park bezeich­ne­te als ein Resul­tat inten­si­ver Bemü­hun­gen. Es sei eine Not­wen­dig­keit, da immer weni­ger Betrof­fe­ne noch am Leben sei­en. Abe wie­der­um hofft nun auf ver­bes­ser­te Bezie­hun­gen und dar­auf, dass man das The­ma nicht an eine wei­te­re Gene­ra­ti­on wei­ter­ge­ben müs­se. Letzt­end­lich haben der Druck aus Washing­ton auf die bei­den Alli­ier­ten sowie die Sor­ge um ein erstar­ken­des Chi­na mass­geb­lich zu die­ser Eini­gung beigetragen.

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