Der Bahnhof im Niemandsland
Der Bahnhof Koboro ist der wohl abgelegenste Bahnhof in Japan. Offiziell liegt die Station auf dem Gebiet von Toyoura. Doch dieses Dorf ist ein ganzes Stück entfernt. Der Bahnhof Koboro bietet zwei kleine Bahnsteige, Tunneleingänge in beide Richtungen, undurchdringliche, bewaldete Berghänge und in südliche Richtung das Meer. Einzig ein schmaler Waldpfad führt zu einem von Felsen umgebenen Steinstrand.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
1943 wurde dieser Ort als Signalstation gebaut, wo aus einer Gleisspur zwei Gleisspuren wurden. Von Anfang an durften Passagier hier ein- und aussteigen. Mitte der 60er kam bei diesem Streckenabschnitt ein weiteres Gleis hinzu und so verlor Koboro an Bedeutung.
Trotzdem behielt man die Station. Im Lauf der Jahre erhielt Koboro gar den Status eine Bahnhofs und wurde zum Geheimtipp für Touristen und Zug-Fans. Diese bezeichnen den Ort als «Hikyō’eki», «ein Bahnhof in einem unerforschten Gebiet».
Vergessen in Koboro
Besonders in der Sommerzeit steigt man in diesem Niemandsland gerne für einen Zwischenstopp aus. Rund acht Mal im Tag stoppt hier der Lokalzug der JR-Muroran-Linie. Entsprechend lange muss eine Person im Niemandsland warten, sollte sie einen Zug verpassen. Am 21. Januar 2016 kam es zu einem dieser seltenen Fälle, wie die Asahi Shimbun berichtete. Um 15:40 Uhr passierte ein Lokalzug versehentlich die Station ohne zu halten, obwohl zwei Personen auf dem Bahnsteig auf den Zug gewartet hatten.
Der Zugführer bemerkte seinen Fehler, konnte jedoch nicht mehr rechtzeitig halten. Er kontaktierte daraufhin die Zentrale in Sapporo, woraufhin der nächste Schnellzug, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr, ausnahmsweise einen Halt in Koboro einlegte, um die zwei wartenden Passagiere «zu retten». Diese hätten ansonsten noch weitere zwei Stunden in der Kälte ausharren müssen.
Schliessung verhindert
Und so zeigt sich, dass der Besuch eines abgelegenen Bahnhofs in Japan nicht immer ohne Risiko ist, besonders im kalten Winter auf der Nordinsel Hokkaido. Dass man Koboro überhaupt noch besuchen kann, ist den Bewohnern des Dorfes Toyoura zu verdanken. Denn eigentlich wollte Betreiber JR Hokkaido den Bahnhof Koboro letzten Herbst endgültig schliessen. Dank einer Spendenaktion aus Toyoura konnte der Betrieb jedoch fortgeführt werden.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken