Abgeschnittene Verkehrswege
Nach einem Erdbeben gilt es Feuer zu löschen, Leben zu retten, Vermisste ausfindig zu machen und Notfallmassnahmen zu treffen. Die Strom- und Wasserzufuhr für die Haushalte müssen sichergestellt werden. Aber auch die Wiederherstellung des öffentlichen Verkehrs steht ganz weit oben in der Prioritätenliste.
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Nach dem ersten Beben vom 14. April wurden alle wichtigen überregionalen Verkehrslinien nach Kumamoto unterbrochen. Seit Tagen arbeiten die entsprechenden Stellen mit Hochdruck an deren Wiedereröffnung. Doch dies nimmt viel Zeit in Anspruch. So wird der Kyushu-Shinkansen auch in den nächsten Tagen nicht verkehren.
Kyushu-Shinkansen
Während des ersten Beben entgleiste ein Shinkansen-Wagen, der keine Passagiere führte, auf einer Hochbrücke. Um diesen Zug wieder in Position zu bringen ist ein riesiger Kran notwendig. Die entsprechenden Arbeiten hat man Montag in Angriff genommen, wie NHK News berichtete. 50 Personen sind mit dieser Aufgabe beschäftigt. Es ist ein schwieriges Unterfangen, da der entgleiste Shinkansen sich in einer Kurve auf einer engen Hochbrücke befindet und sich das Gleisbett leicht neigt.
Ausserdem muss die gesamte Shinkansen-Strecke auf Schäden kontrolliert werden. Bislang wurden 130 Stellen gezählt, an denen Reparaturarbeiten notwendig sind. So fielen an verschiedenen Stellen Teile der Schutzmauern auf den Shinkansen-Hochbrücken in die Tiefe. Es kam zu Deformationen von Gleisabschnitten, aber auch in den Bahnhöfen und auf den Bahnsteigen wurden zahlreiche Schäden entdeckt.
Derweil kämpfen auch einige der gewöhnlichen Bahnlinien weiterhin mit Problemen. Eigentlich hatte man den Streckenabschnitt zwischen Kumamoto und Fukuoka der so wichtigen Kagoshima-Linie bereits am Montag wieder eröffnet. Doch nur eine halbe Stunde später musste diese wieder unterbrochen werden, weil am Bahnhof Kumamoto weitere Schäden entdeckt wurden. JR Kyushu informiert laufend auf ihrer Website.
Flughafen Kumamoto
Auch der Flughafen Kumamoto blieb am 18. April geschlossen, weil Teil der Decken des Terminalgebäudes zu Boden fielen und grossen Schaden anrichteten. Die Betreiber hoffen, dass man heute wieder eröffnen kann und Kumamoto somit wieder mit den grossen Städten verbinden kann. Alle anderen Flughäfen auf der Südinsel Kyushu haben normal geöffnet.
Auch mehrere Strassen und Autobahnabschnitte in den Präfekturen Kumamoto und Oita sind durch Erdrutsche, Einstürzte und Verschiebungen nicht mehr befahrbar. In einem Fall fiel sogar eine Strassenbrücke auf eine Autobahn, wie die Asahi Shimbun berichtet. Das sei in Japan ein ziemlich einmaliger Fall. Bislang hätten alle 5800 Strassenüberführungen im Land noch jedes Erdbeben überstanden. An sieben Stellen ist das Autobahnnetz gemäss Sankei Shimbun gesperrt. Zahlreiche überregionale Busverbindungen blieben Anfang Woche fürs Erste eingestellt.
Die Erfahrung von 2011
Wie die Erfahrung von 2011 zeigt, gehen die Reparaturarbeiten nach einem Beben in Japan schnell vonstatten, besonders wenn es um den Shinkansen geht und dies selbst nach schwersten Zerstörungen. So wurde der Tohoku-Shinkansen nach dem verheerenden Erdbeben im Nordosten Japans gleich an 1200 Stellen beschädigt. Es dauerte aber nur 45 Tage bis diese Strecke wieder in Betrieb genommen werden konnte (Asienspiegel berichtete). Zumindest der Streckenabschnitt zwischen Kagoshima und Shin-Minamata im Süden Kyushus kann am 20. April wieder eröffnet werden, wie JR Kyushu heute bekanntgegeben hat.
Einen umfangreichen und stets aktualisierten Überblick über die gesperrten und wiedereröffneten Verbindungen für Bahn, Shinkansen, Bus oder Flugzeug in der Region Kumamoto bietet neu auch die japanische Tourismusorganisation JNTO in englischer Sprache auf ihrer Website.
Stand nach drei Tagen
Drei Tage nach den beiden Erdbeben ist die Zahl der Toten gemäss NHK News auf 47 gestiegen. Noch werden 3 Personen vermisst. Schätzungsweise 1000 Gebäude wurden beschädigt. 125’000 Menschen bleiben in der Präfektur Kumamoto evakuiert. 89’000 Haushalte haben noch immer kein Wasser, 14’300 keinen Strom.
Bislang wurden über 650 Nachbeben gezählt. Es wird damit gerechnet, dass auch stärkere Erschütterungen noch eine Woche anhalten werden.
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