Die Handys von Galápagos
Japanische Handys sind eierlegende Wollmilchsäue. Man kann damit längst nicht mehr nur telefonieren, sondern auch Emails senden und empfangen, im Internet surfen, Fotos machen, elektronische Bücher lesen, Musik hören, fernsehen, bezahlen, per GPS navigieren, Strichcodes einlesen und Videokonferenzen abhalten. Für die Japaner ist das Mobiltelefon denn auch zum wichtigsten Alltagswerkzeug geworden, wichtiger noch als der Computer. Denn im Unterschied zum Computer passt das Handy in die Hand- oder Hosentasche und kann immer und überall eingesetzt werden, etwa um sich auf dem typischerweise stundenlangen Arbeitsweg im Zug die Zeit mit etwas Unterhaltung zu vertreiben.
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Das Gálapagos-Syndrom
Im Bezug auf Handys kennen die Japaner jedoch auch das Phänomen das Galápagos-Syndroms, wie Takeshi Natsuno von der Keio University gegenüber der New York Times erklärte. Wie die oft nur auf Galápagos vorkommenden wundersamen Kreaturen, hätten sich die japanischen Handys so stark an ihren isolierten Markt angepasst, dass sie ausserhalb des japanischen Archipels nicht überlebensfähig seien. Tatsächlich basiert das japanische Mobilfunknetz auf einer fortgeschrittenen Technologie, die aber mit den europäischen und amerikanischen Standards nicht kompatibel ist.
Zudem subventionieren die japanischen Mobilfunkanbieter die Geräte mit hohen Beträgen, welche sie später durch Gebühren für Abos und Dienste wie den vielgenutzten Internetservice i-mode wieder hereinholen. Diese lukrativen Dienste stellen einen riesigen Markt dar, weil sie aber gegen aussen abgeschottet sind, trägt diese Entwicklung weiter zur Isolierung der japanischen Handys bei. Zudem wirken die japanischen Handys klobig, weil sie mit dutzenden von Funktionen vollgestopft sind, und die Software und Menuführung ist oft wenig intuitiv und von Gerät zu Gerät unterschiedlich.
Japanische Handyhersteller in der Bredouille
So kann es eigentlich nicht erstaunen, dass die Hersteller dieser wundersamen Geräte auf den ausländischen Märkten entweder nur einen winzigen Marktanteil halten oder sich ganz aus dem Auslandgeschäft zurückgezogen haben. Sony kommt als einziger japanischer Handyhersteller mit einem Joint-Venture mit der schwedischen Ericsson auf eine nennenswerte Auslandpräsenz.
Doch auf dem japanischen Markt drängen sich acht heimische Handyhersteller, und das bei einer sinkenden Nachfrage und neuen Konkurrenten wie Apples iPhone. In naher Zukunft ist zu erwarten, dass sich einige dieser Hersteller ganz aus dem Handygeschäft zurückziehen werden oder aber die Flucht nach vorn ins Ausland wagen werden.
Südkorea erfolgreich
Im Gegensatz zu den japanischen Handyherstellern sind die beiden südkoreanischen Handyproduzenten Samsung und LG auch im Ausland äusserst erfolgreich. Samsung ist nach Nokia weltweit zur Nummer 2 aufgestiegen, LG belegt direkt dahinter Rang 3. Die Koreaner versorgen nicht nur den kompetitiven Heimmarkt mit fortgeschrittenen Handymodellen, sondern zielen im Auslandsgeschäft exakt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Märkte und Verbrauchersegmente.
Anstatt einfach immer neue Funktionen in ihre Handys zu packen, variieren sie die Produktpalette vom günstigen Basismodell für die Schwellenländer bis zum durchdesignten Prada Luxusmodell. Auch auf den Trend zu Smartphones und dem Geschäft mit Applikationen haben die Koreaner bereits reagiert. LG lancierte vergangene Woche einen eigenen App-Store.
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