«Das ein­zi­ge wozu sie fähig sind, ist die Arbeit»

Zur Arbeit verdammt: Alte Menschen in Japan.
Zur Arbeit ver­dammt: Alte Men­schen in Japan. flickr/​mali­as

Bereits am ers­ten Wochen­en­de nach der Auf­lö­sung des Par­la­ments ist der Wahl­kampf zwi­schen Pre­mier Taro Aso von den Libe­ral­de­mo­kra­ten (LDP) und Yukio Hatoy­a­ma von den oppo­si­tio­nel­len Demo­kra­ten (DPJ) hef­tig im Gang. So hef­tig, dass Aso in der Hit­ze des Gefechts bereits zum ers­ten Mal ins Fett­näpf­chen getre­ten ist, als er in Yoko­ha­ma auf die Zukunft des Ren­ten- und Gesund­heits­sys­tem ange­spro­chen wurden.

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«Es gibt gesun­de, tat­kräf­ti­ge Leu­te über 65. Tat­säch­lich braucht über 80 Pro­zent die­ser Alters­grup­pe kei­ne Pfle­ge», führ­te Aso rich­tig aus. Schliess­lich fuhr er wei­ter: «Und den­ken sie bit­te dar­an, dass das ein­zi­ge wozu die­se Leu­te fähig sind die Arbeit ist. Mit über 80 Jah­ren ist es etwas spät, um sich noch dem Zeit­ver­treib zu widmen.»

Es ging nicht lan­ge, bis die Oppo­si­ti­on die­se Vor­la­ge auf­nahm. So erei­fer­ten sich die Kom­mu­nis­ten nur wenig spä­ter: «Er belei­digt mit die­ser Aus­sa­ge eine gan­ze Alters­grup­pe!» Bei einer öffent­li­chen Rede in Osa­ka ver­pass­te es Yukio Hatoy­a­ma eben­so wenig auf den Ver­spre­cher ein­zu­ge­hen: «Mei­ne Mut­ter ist 85 Jah­re alt und möch­te unbe­dingt einen korea­ni­schen Fern­seh­star tref­fen. Dafür hat sie jetzt begon­nen mit gan­zer Ener­gie das korea­ni­sche Alpha­bet Han­gul zu ler­nen. Das Leben bie­tet so viel. Ein Satz wie ‹das ein­zi­ge wozu die­se Leu­te fähig sind, ist die Arbeit› ist, egal wie man ihn dreht, lächerlich.»

Bei der nächs­ten Wahl­kamp­ver­an­stal­tung in Sen­dai recht­fer­tig­te sich Pre­mier Aso umge­hend: «Mei­ne Aus­sa­ge wur­de aus dem Kon­text gegrif­fen und so wei­ter­ver­brei­tet. Was ich damit sagen woll­te ist, dass gesun­de, älte­re Men­schen einen Bei­trag an unse­re Gesell­schaft leis­ten. Und genau die­sen Men­schen will ich die Mög­lich­keit geben, arbei­ten zu kön­nen. Das ist für mich eine altern­de Gesell­schaft, die vital und viel­ver­spre­chend ist.»

Eine demo­gra­phi­sche Zeitbombe

In Japan sind bereits über 20 Pro­zent der Bevöl­ke­rung älter als 65 Jah­re alt. In fünf­zig Jah­ren wer­den es 40 Pro­zent sein. Bis 2015 wird die Zahl der 20 bis 30-Jäh­ri­gen um über drei Mil­lio­nen Men­schen schrump­fen. Die­se demo­gra­phi­sche Zeit­bom­be stellt für Japan, das kei­ne Ein­wan­de­rung för­dert, ein schier unüber­wind­ba­re Last für die Zukunft des Ren­ten- und Gesund­heits­sys­tem dar, die bereits heu­te zu spü­ren ist. Denn seit 2007 gehen die gebur­ten­stärks­ten Jahr­gän­ge der Nach­kriegs­zeit, die soge­nann­te Baby­boo­mer-Gene­ra­ti­on, in Pension.

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