«Das einzige wozu sie fähig sind, ist die Arbeit»
Bereits am ersten Wochenende nach der Auflösung des Parlaments ist der Wahlkampf zwischen Premier Taro Aso von den Liberaldemokraten (LDP) und Yukio Hatoyama von den oppositionellen Demokraten (DPJ) heftig im Gang. So heftig, dass Aso in der Hitze des Gefechts bereits zum ersten Mal ins Fettnäpfchen getreten ist, als er in Yokohama auf die Zukunft des Renten- und Gesundheitssystem angesprochen wurden.
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«Es gibt gesunde, tatkräftige Leute über 65. Tatsächlich braucht über 80 Prozent dieser Altersgruppe keine Pflege», führte Aso richtig aus. Schliesslich fuhr er weiter: «Und denken sie bitte daran, dass das einzige wozu diese Leute fähig sind die Arbeit ist. Mit über 80 Jahren ist es etwas spät, um sich noch dem Zeitvertreib zu widmen.»
Es ging nicht lange, bis die Opposition diese Vorlage aufnahm. So ereiferten sich die Kommunisten nur wenig später: «Er beleidigt mit dieser Aussage eine ganze Altersgruppe!» Bei einer öffentlichen Rede in Osaka verpasste es Yukio Hatoyama ebenso wenig auf den Versprecher einzugehen: «Meine Mutter ist 85 Jahre alt und möchte unbedingt einen koreanischen Fernsehstar treffen. Dafür hat sie jetzt begonnen mit ganzer Energie das koreanische Alphabet Hangul zu lernen. Das Leben bietet so viel. Ein Satz wie ‹das einzige wozu diese Leute fähig sind, ist die Arbeit› ist, egal wie man ihn dreht, lächerlich.»
Bei der nächsten Wahlkampveranstaltung in Sendai rechtfertigte sich Premier Aso umgehend: «Meine Aussage wurde aus dem Kontext gegriffen und so weiterverbreitet. Was ich damit sagen wollte ist, dass gesunde, ältere Menschen einen Beitrag an unsere Gesellschaft leisten. Und genau diesen Menschen will ich die Möglichkeit geben, arbeiten zu können. Das ist für mich eine alternde Gesellschaft, die vital und vielversprechend ist.»
Eine demographische Zeitbombe
In Japan sind bereits über 20 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre alt. In fünfzig Jahren werden es 40 Prozent sein. Bis 2015 wird die Zahl der 20 bis 30-Jährigen um über drei Millionen Menschen schrumpfen. Diese demographische Zeitbombe stellt für Japan, das keine Einwanderung fördert, ein schier unüberwindbare Last für die Zukunft des Renten- und Gesundheitssystem dar, die bereits heute zu spüren ist. Denn seit 2007 gehen die geburtenstärksten Jahrgänge der Nachkriegszeit, die sogenannte Babyboomer-Generation, in Pension.
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