Mit bösen Wor­ten gegen böse Buben

Ein böser Bube in Japan.
Ein böser Bube in Japan. flickr/​Nokton

Sie sind böse, laut, frech, jung und cool. Die «Boso­zo­ku» (zu Deutsch: «die Wil­de Raser-Gang») sind Motor­rad­row­dys im Jugend­al­ter, die seit den 1950er Jah­ren mit ihren auf­ge­pepp­ten Maschi­nen die Vor­städ­te Japans unsi­cher machen. Tief in der Nacht lie­fern sie sich mit ihrem lau­ten Moto­ren­ge­heul toll­küh­ne Ren­nen und wecken damit gan­ze Nach­bar­schaf­ten aus ihrem Tiefschlaf.

Wenn Sie die­sen Arti­kel gra­tis lesen, bezah­len ande­re dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft die­ses Japan-Blogs.

Die puber­tie­ren­den Halb­star­ken waren bis in die 1980er-Jah­re hin­ein ein öffent­li­ches Ärger­nis. Seit­her ist die Zahl der Motor­rad­row­dys stark gesun­ken. In Oki­na­wa jedoch trei­ben sie, als sei die Zeit ste­hen geblie­ben, wei­ter ihr Unwe­sen. Die Natio­nal­stras­se 58 in der Klein­stadt Gino­wan ist ein belieb­tes nächt­li­ches Aus­flugs­ziel der bösen Buben. Jähr­lich ver­mel­det die loka­le Poli­zei rund 3600 Lärm­be­schwer­den. Nun haben die Bewoh­ner der Stadt genug von den Motor­rad­row­dys. Sie wol­len sie für immer und ewig los­wer­den. Das ist auch das erklär­te Ziel der loka­len Polizei.

Doch wie begeg­net man einem Phä­no­men, das nie­mand seit den 1950ern wirk­lich aus­rot­ten konn­te? Man trifft sie, wo es wirk­lich weh­tut. «Vie­le jun­ge Men­schen in Oki­na­wa den­ken immer noch ein Motor­rad­row­dy zu sein, sei eine coo­le Sache», erklärt Vize-Poli­zei­di­rek­tor Shi­geo Uyo­shi gegen­über der Yomi­uri Shim­bun. Das soll nun geän­dert wer­den. Hier­für hat die Poli­zei eine Aus­schrei­bung gemacht, um einen pas­sen­den Kraft­aus­druck zu fin­den, der die Row­dys so rich­tig abwer­ten soll.

Unter den 650 Vor­schlä­gen blie­ben am Schluss noch Aus­drü­cke wie «Feig­ling-Gang» oder «Kaker­la­ken-Gang» übrig. Zuletzt ent­schied man sich aber auf «Dazai-zoku», was frei über­setzt die «Gang der Uncoo­len» bedeu­tet. So schrit­ten rund 650 Mit­glie­der der «ent­schlos­se­nen Bür­ger­ver­samm­lung, die kei­ne uncoo­le Gang tole­riert» am 17. Juli zur Tat. Die auf­ge­brach­ten Bewoh­ner mar­schier­ten mit Pla­ka­ten wie «die uncoo­le Gang, alle sehen wie, alt­mo­disch ihr seid» oder «Haut ab ihr Uncoo­len!» der Natio­nal­stras­se 58 ent­lang, in der Hoff­nung, dass der Lärm der Halb­star­ken ein Ende neh­men würde.

Wir­kungs­voll oder wirkungslos?

Ob sich die Motor­rad­row­dys wohl von einer sol­chen Dif­fa­mie­rungs-Kam­pa­gne abschre­cken las­sen? «Hät­te man mich zu jener Zeit als uncool bezeich­net, wäre mir das ziem­lich egal gewe­sen», sagt der 43-jäh­ri­ge Kei­suke Yoshi­no, Leh­rer für klas­si­sche Lite­ra­tur und ehe­ma­li­ger Motor­rad­row­dy. «Ich glau­be nicht, dass ein Motor­rad­row­dy die­sen Aus­spruch wirk­lich ernst nimmt», pflich­tet ihm ein 26-jäh­ri­ger ehe­ma­li­ger Boso­zo­ku aus Tokio bei.

Poli­zist Uyo­shi ist da aber ganz ande­rer Mei­nung. «Seit­dem wir die Uncool-Kam­pa­gne gestar­tet haben, ist die Zahl der Beschwer­den rück­läu­fig. Die Wir­kung ist offen­sicht­lich», berich­tet er vol­ler Über­zeu­gung. Ganz ver­trie­ben hat er die Motor­rad­row­dys aber den­noch nicht. So bleibt ihm ein­zig die Hoff­nung, dass der Spuk der Jugend­kul­tur mit der altern­den Bevöl­ke­rung Japans irgend­wann sein ganz natür­li­ches Ende neh­men wird – und das ganz ohne böse Worte.

Im Shop
Asienspiegel Abo
April 2024

Asi­en­spie­gel Abo

Ohne Abon­nen­ten kein Asi­en­spie­gel. Vor­tei­le für Abonnenten.

ABONNENT WERDEN

In Japan
E-Book

In Japan

Der prak­ti­sche Rei­se­füh­rer von Jan Knü­sel in der aktua­li­sier­ten Auf­la­ge 7.3. / 2024.

E-BOOK KAUFEN

Japan Bullet Train
Shinkansen

Japan Bul­let Train

Tickets für Shink­an­sen und Express­zü­ge online kaufen.

KAUFEN

Pocket-Wifi in Japan
Affiliate

Pocket-Wifi in Japan

Unli­mi­tier­ter Inter­net­zu­gang. 10% Rabatt-Code.

BESTELLEN

Airport Taxi
Affiliate

Air­port Taxi

Nari­ta und Hane­da ↔︎ Tokyo und Kan­sai ↔︎ Osa­ka: Air­port Taxi zum Pauschalpreis.

BESTELLEN