Raucherparadies Japan
Japan ist ein Raucherparadies. Während in den USA und Europa die Rauchverbote auf dem Vormarsch sind, wird in Japan noch in den allermeisten Bars und Restaurants munter weitergequalmt. Eine Zigarettenpackung ist mit durchschnittlich 300 Yen (ca. 2.10 Euro) mindestens halb so teuer wie in Europa. Während in Europa auf den Zigarettenpackungen grosse Bilder mit abschreckender Wirkung prangen, heisst es in Japan immer noch schlicht: «Rauchen kann Lungenkrebs verursachen.»
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Mit ein Grund für diese raucherfreundliche Umwelt ist das Grossunternehmen Japan Tobacco, ein Tabak-, Nahrungsmittel- und Pharmakonzern. Der frühere Monopolbetrieb beschäftigt heute weltweit 48’000 Angestellte und gehört immer noch zu 66 Prozent der Regierung. Der Hauptsitz fürs internationale Geschäft ist in Genf. Japan Tobacco gehören Zigarettenmarken wie Winston, Mild Seven oder Camel. So ist Rauchen in Japan auch immer ein bisschen Subvention für den Staat.
Zweite Klage gegen den Multi
Es verwundert daher wenig, dass der japanische Tabakmulti bereits 2003 eine Klage erfolgreich abwehren konnte. Nun steht ein zweiter Prozess an. Drei Opfer von jahrelangem Tabakkonsum haben bereits 2005 in Yokohama Klage eingereicht. Der Fall zieht sich bis heute hin. Ein Kläger ist unterdessen schon verstorben. Die weiteren zwei Kläger sind bereits 67 Jahre alt. Koreyoshi Takahashi leidet an Lungenkrebs und Masanobu Mizuno an einer Lungenaufblähung. Sie verlangen strengere Hinweise auf die Gesundheitsrisiken, ein Verbot von Zigarettenverkauf an Automaten und ein Zugeständnis des Unternehmens, dass Rauchen süchtig macht und schädlich ist.
Japan Tobacco betont aber weiterhin, dass man jederzeit aufhören könne und dass sie dafür nicht die Verantwortung trügen. Zudem habe Krebs verschiedene Ursachen. Für Mizuno ziehen diese Argumente nicht: «Als ich mit dem Tabakkonsum begann, waren noch 80 Prozent der Männer Raucher gewesen.» Damals seien sie noch nicht auf die möglichen Gesundheitsschäden aufmerksam gemacht worden.
1966 rauchten tatsächlich noch 83,7 Prozent der Männer in Japan. Heute sind es noch 39,4 Prozent. Tendenz sinkend. Im Gesamtschnitt rauchen noch gut ein Drittel der Japaner. Die Zahl ist vergleichbar mit den europäischen Werten. In den USA sind es sogar nur noch 24 Prozent Raucher.
Zeichen des Wandels
Diese Zahlen geben trotz allem Hoffnung für die Zukunft. Und Anzeichen der Veränderung im japanischen Alltag gibt es bereits. Heute gibt es in Japan zunehmend rauchfreie Zonen in den Bahnhöfen und in einigen Städten darf man nur noch in klar definierten Raucherzonen draussen rauchen. Sozusagen eine Umkehrung der westlichen Verhältnisse, wo der Tabakkonsum in Räumlichkeiten zunehmend verboten wird. Zudem können Zigaretten an Automaten nur noch mit einer sogenannten «Taspo»-Karte erworben werden, um den Verkauf an unter 20-Jährige zu verhindern.
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