Der Kampf um die gleichgeschlechtliche Ehe
Das japanische Gesetz kennt kein Verbot von gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Heirat wird aber als ein Akt zwischen Mann und Frau definiert und schliesst so eine gleichgeschlechtliche Ehe aus.
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Auch gibt es in Japan keine starke christlich-konservative Bewegungen, die solche Eheformen wie in Schweden, den Niederlanden oder den USA bekämpfen. Auf der anderen Seite ist die Ehe unter homosexuellen Partnern in Japan jedoch schlicht kein soziales oder politisches Thema, auch nicht in der heissen Phase des Wahlkampfs, schreibt die Mainichi Shimbun.
Erste öffentlich lesbische Politikerin
Kanako Otsuji, eine ehemalige Abgeordnete im Präfekturparlament von Osaka und die erste öffentlich lesbische Kandidatin für ein nationales Amt, glaubt, dass gleichgeschlechtliche Ehen in Japan möglich werden können, wenn die Öffentlichkeit Druck auf das Justizministerium ausübt. Doch solange Schwule und Lesben nicht besser akzeptiert sind, bleiben sie zurückhaltend, wenn es darum geht, sich öffentlich zu exponieren. Die Öffentlichkeit wiederum nimmt das Problem deshalb gar nicht wahr. Ein Teufelskreis.
Otsuji erklärt das Problem folgendermassen: «In Japan kennen wir tatemae (der öffentliche Gefühlsausdruck nach aussen) und honne (das echte, innere Empfinden). Nach aussen gibt es keinen Widerstand (gegen die gleichgeschlechtliche Ehe). Aber wenn man die Leute fragt, wieso sie nicht dagegen seien, wissen sie es nicht oder geben eine ausweichende Antwort.»
Die Erfahrungen anderer Länder haben gezeigt, dass die Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Ehe nach deren Legalisierung steigt. 85 Prozent der Niederländer sind heute für die gleichgeschlechtliche Ehe. Der beste Weg, dorthin zu gelangen, ist der Dialog. Doch der findet in Japan zurzeit nicht statt.
Auch Japan verändert sich
Otsuji ist trotzdem zuversichtlich, dass der Prozess bereits begonnen hat. Vor 10 Jahren wäre eine «Gay Pride»-Parade in Japan undenkbar gewesen. Heute ziehen sie tausende Besucher an. Von einer Parade zu einer rechtlich anerkannten Trauung ist es jedoch noch ein weiter Weg. Doch die Parade ist ein Schritt in Richtung einer öffentlichen Diskussion. «Japan liegt zurück, aber ich denke, dass es möglich ist,» sagte ein junger Mann und fügt hinzu, dass Japan genau beobachte, was die anderen Ländern, insbesondere der Westen, tue. «Vielleicht in 10 Jahren wird es soweit sein.»
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