Die Koizumi-Nostalgie
In schlechten Zeiten erinnert man sich gerne an die guten alten Tage. Für viele Liberaldemokraten verkörpert der ehemalige Premierminister Junichiro Koizumi diese Nostalgie. Nicht wenige LDP-Kandidaten hoffen mit seiner Unterstützung die kommenden Unterhauswahlen vom 30. August, trotz schlechter Umfragewerte der Regierungspartei, doch noch für sich zu entscheiden. So reist Koizumi, ganz der alte Politiker, von Wahlkreis zu Wahlkreis, um seinen LDP-Freunden den Segen zu geben.
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«Seine Reden sind interessanter als die anderer Politiker. Er sprüht vor Überzeugungskraft!» kommentiert eine 71-jährige Bäuerin aus der Yamanashi-Präfektur einen Auftritt Koizumis. «Mit seinem Erscheinen erhoffe ich mir den Gegenwind in einen günstigen Rückenwind zu verwandeln», sagt der LDP-Kandidat Jiro Ono für den Koizumi extra angereist ist.
So erhofft sich auch Takao Ochi den sechsten Tokioter Wahlkreis, der zum grössten Teil den Stadtbezirk Setagaya abdeckt, zum zweiten Mal nach 2005 für sich zu gewinnen. «Ich habe grossen Respekt vor Herrn Koizumi. Er ermutigt mich!» freut sich Takao Ochi auf Koizumis Erscheinen, das für den 11. August vorgesehen ist. «Herr Koizumi kommt nach Setagaya! Es ist die Staffelübergabe des Reformgeistes», steht entsprechend auf seinem Wahlprospekt, den er auf der Strasse verteilt.
«Koizumi ist Vergangenheit»
Nicht alle teilen diese Euphorie um den Altpolitiker. «Die schwierigen Lebensumstände von heute haben viel mit Koizumis Reformen zu tun», beklagt sich eine 36-jährige Teilzeitarbeiterin aus der Yamanashi-Präfektur gegenüber der Asahi Shimbun. Ihr Ehemann halte sich ebenfalls mit Teilzeitarbeit über Wasser, seitdem die Fabrik, in der er gearbeitet hat, vor zwei Jahren Konkurs ging.
Ein Berater einer Baufirma aus Setagaya sieht das ähnlich: «Koizumi ist Vergangenheit. Jetzt, wo die Dinge so schlecht stehen, wird er trotz seinem Erscheinen wohl kaum meine Stimme erhalten.» Dass der Mann damit nicht so falsch liegt, hat die Bürgermeisterwahl in Koizumis Heimatstadt Yokosuka vor einem Monat gezeigt. Dort verlor der von Koizumi unterstützte 64-jähriger Bürgermeister Ryoichi Kabatani die Wahlen gegen einen 33-jährigen Unabhängigen.
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