Die Kroketten-Affäre
Bei einer Wahlkampagne am Wochenende hat DPJ-Spitzenkandidat Yukio Hatoyama mit dem Kauf einer Fleisch-Krokette unerwartete Reaktionen ausgelöst. In Yanaka, dem zweiten Wahldistrikt von Tokio, hat er am Sonntag seinen Parteikollegen Yoshikatsu Nakayama einen Unterstützungsbesuch abgestattet (Asienspiegel berichtete).
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Dabei liess es Hatoyama nicht nehmen eine Fleisch-Krokette im Laden einer älteren Dame zu kaufen. 150 Yen kostete das Stück, Hatoyama bezahlte mit einer 1000 Yen-Note. Genüsslich biss er in die Krokette und lächelte in die Kameras der Journalisten.
Kein Wechselgeld nötig?
Wechselgeld hat er keines erhalten. «Herr Hatoyama hat mir 1000 Yen gegeben und ist einfach so gegangen, obwohl ich ihm das Wechselgeld noch geben wollte», sagte die Verkäuferin des Kroketten-Ladens gegenüber der Yomiuri Shimbun.
Mit einem verschmitzten Lächeln fuhr sie weiter: «Nun gut, Geld hat Herr Hatoyama ja genug.» Es sei in der Folge auch keiner seiner Angestellten vorbeigekommen, um das Wechselgeld noch abzuholen.
Die Krokette und das Wahlgesetz
Und hier startete die kleine Affäre. Denn die japanischen Zeitungen fragten sich am nächsten Tag, ob sich Hatoyama damit die Stimme der Dame erkauft habe. Ein Wahlverantwortlicher sagt dazu: «Laut Wahlgesetz ist es tatsächlich als Kandidat verboten eine Ware mit einem grosszügigen Betrag zu erwerben und dann auf das Wechselgeld zu verzichten. In einem solchen Fall könnte der Tatbestand einer erkauften Stimme vorliegen. Eine Untersuchung wird aber erst bei bedeutend grösseren Beträgen gestartet.»
Im Falle Hatoyamas gab die Wahlkommission denn auch Entwarnung: «Da sich Herr Hatoyama ausserhalb seines Wahlbezirkes befunden hat, wird das Wahlgesetz nicht tangiert. Um aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, sollte er das Wechselgeld nachträglich einfordern.»
Ein Missverständnis?
Das Büro des DPJ-Spitzenkandidaten hatte ebenfalls eine Erklärung parat: «Herr Hatoyama hat Kroketten für 1000 Yen verlangt. Wegen den vielen Leuten, die um ihn herumstanden konnte er aber weder das Wechselgeld, noch die restlichen Kroketten entgegennehmen.»
Auch Kandidat Yoshikatsu Nakayama nimmt ihn in Schutz: «Es dürfen hier keine Missverständnisse entstehen. Wir entschuldigen uns auch dafür, dass wir dem Laden Unannehmlichkeiten bereitet haben.»
Laut Asahi Shimbun hat ein Vertrauter Hatoyamas übrigens am Dienstagmorgen den Laden aufgesucht und, wie es sich gehört, das Wechselgeld mit der Quittung für die Fleischkrokette schliesslich doch noch erhalten. Damit hat die Kroketten-Affäre ein glimpfliches Ende für den Wahlfavoriten Hatoyama genommen.
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