Geister bringen Sektenführer in die Politik
«Ich kann dich glücklich machen» beginnt der junge Mann, der eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Oppositionsführer Yukio Hatoyama hat, in einem Werbespot der LDP, bevor er versucht eine junge Frau beim Rendezvous mit allerhand Versprechen zur Heirat zu überreden (Asienspiegel berichtete).
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Noch vollmundiger sind die Versprechen von Ryuho Okawa und seiner Glückverwirklichungspartei (幸福実現党/kofukujitsugento): Okawa verspricht, bis 2030 die Bevölkerung Japans um den Faktor 2,5 auf 300 Mio. Menschen zu vergrössern, indem er Ausländer ins Land holt. Zudem soll Japan dannzumal das grösste Bruttoinlandprodukt der Welt haben.
Ebenfalls will er den pazifistischen Artikel 9 aus der japanischen Verfassung kippen und das Land Wiederaufrüsten und auf einen kommenden Konflikt mit Nordkorea und China vorbereiten.
In den Werbevideos der Glückverwirklichungspartei geht es denn trotz des Parteinamens auch nicht um Glück, sondern um Krieg und Katastrophen: 3 nordkoreanische Nuklearraketen teffen Osaka, Nagoya und Tokio.
Politischer Arm einer Sekte
Die Glücksverwirklichungspartei wurde erst am 23. Mai 2009 gegründet, trotzdem stellt sie in allen Wahlbezirken Kandidaten und ist somit unter diesem Gesichtspunkt die bestorganisierte der zur Wahl stehenden Parteien.
Ihre Erfolgsaussichten sind allerdings minim, denn die japanischen Medien berichten fast gar nicht über die Partei und die japanischen Wähler misstrauen deren religiösem Hintergrund. Okawa ist nämlich auch das religiöse Oberhaupt einer Sekte, die sich Happy Science ( 幸福の科学/kofuku no kagaku) nennt.
Nach Angaben von Happy Science erlangte ihr Meister 1981 die grosse buddhistische Erleuchtung und erwachte zum verborgenen Teil seines Bewusstseins «El Cantare», dessen Aufgabe es ist, der Menschheit Segen zu bringen. 1986 gründete Okawa Happy Science, diese hat mittlerweile nicht nur in ganz Japan Tempel sondern seit April dieses Jahres auch in Düsseldorf einen Ableger.
Okawa soll mit den Toten kommunizieren können und mehr als 500 Bücher geschrieben haben: Mohammed, Christus, Buddha, Konfuzius und Mozart seien ihm im Geist erschienen und hätten ihm ihre Ideen eingeflüstert. Auf die Frage, ob er sich entschlossen habe, in die Politik zu gehen, nachdem er von den Geistern kontaktiert wurde antortete Okawa: «Ja, das stimmt. Aber es bleibt den Menschen überlassen zu entscheiden, ob sie das glauben oder nicht», berichtet die Japan Times.
Parallen zu Aum Shinrikyo
Mit ihrer Mischung aus apokalyptischer Vorsehung, politischer Ambition und religiösem Kult erinnert Happy Science an Aum Shinrikyo, deren bizarrer Plan zur Machtübernahme 1995 in einem Gasanschlag auf die Tokioter U-Bahn endete, bei welchem 12 Menschen ums Leben kamen und 5000 verletzt wurden. Aum Shinrikyo driftete in die Gewalt ab, nachdem die Wähler sie bei den Wahlen 1990 links liegen gelassen hatten.
«Die Sorge ist, was geschieht, wenn Happy Science bei den Wahlen verliert» bemerkte die Journalistin Shoko Egawa, die sich intensiv mit Aum Shinrikyo auseinandergesetzt hat, gegenüber der Japan Times.
Doch Happy Science will nicht nur nicht mit Aum Shinrikyo verglichen werden, Yasunori Matsumoto, der Sprecher von Happy Science sagte sogar, es sei Meister Okawa persönlich gewesen, der die Polizei gewarnt habe, Aum plane Tokio aus der Luft mit Saringas zu besprühen, was bis zu 1 Million Menschen des Leben gekostet hätte.
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