Aus­ge­beu­te­te Praktikanten

Die Fami­lie eines Chi­ne­sen, der wäh­rend sei­ner Prak­ti­kums­aus­bil­dung in Japan starb, hat am 7. August eine Ent­schä­di­gungs­for­de­rung ein­ge­reicht, mit der Begrün­dung, er sei an Über­ar­bei­tung gestor­ben. Es ist dies der ers­te Fall, in wel­chem die Fami­lie eines ver­stor­be­nen Prak­ti­kan­ten eine Ent­schä­di­gung fordert.

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«Man gibt uns nur 10 Minu­ten Zeit, um zu essen», klag­te eine der Prak­ti­kan­tin­nen. Obwohl die Prak­ti­kan­tin­nen im Monat etwa 270 Über­stun­den leis­te­ten, bezahl­te ihnen das Unter­neh­men dafür nur jeweils zwi­schen 10’000 Yen (75 Euro) und 30’000 Yen (225 Euro). Die Fir­ma behielt sogar das Bank­büch­lein der Praktikantinnen.

Dubio­se Vermittlungsagenturen

Ein Pro­blem sind die Ver­mitt­lungs­agen­tu­ren in den Her­kunfts­län­dern der Prak­ti­kan­ten. Bevor sie nach Japan kom­men, müs­sen vie­le Prak­ti­kan­ten eine Kau­ti­on und wei­te­re Gebüh­ren ent­rich­ten, wel­che ihr Jah­res­ein­kom­men um ein Mehr­fa­ches über­stei­gen. Des­halb sind sie gezwun­gen, einen Kre­dit auf­zu­neh­men, um die Gebüh­ren zu zahlen.

Mit dem in Japan ver­dien­ten Ein­kom­men soll der Kre­dit dann abbe­zahlt wer­den. «Oft haben sie kei­ne ande­re Wahl, als ille­ga­le Arbeits­be­din­gun­gen zu akzep­tie­ren, weil sie Angst davor haben, in ihr Hei­mat­land zurück­ge­schickt zu wer­den, bevor sie ihre Schul­den abbe­zah­len konn­ten», sag­te ein Mit­glied einer Hilfsorganisation.

Trau­ri­ge Rekorde

Im letz­ten Jahr hat das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um bei der Rekord­zahl von 452 Fir­men und ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen, die aus­län­di­sche Prak­ti­kan­ten beschäf­tig­ten, Geset­zes­ver­stös­se fest­ge­stellt. Etwa 60 Pro­zent davon betra­fen Ver­stös­se gegen Arbeits­ge­set­ze wie nicht bezahl­te Löh­ne und Überstundenzuschüsse.

Eine Unter­su­chung der Japan Inter­na­tio­nal Trai­ning Orga­ni­za­ti­on (JIT­CO) ergab, dass im Fis­kal­jahr 2008 die Rekord­zahl von 34 Prak­ti­kan­ten star­ben. Knapp die Hälf­te davon, näm­lich 16, star­ben an Hirn- und Herz­krank­hei­ten, wel­che oft auf lan­ge Arbeits­zei­ten zurück­zu­füh­ren sind. Exper­ten ver­mu­ten, dass sie an Über­ar­bei­tung gestor­ben sind.

Geset­zes­re­vi­si­on soll Bes­se­rung bringen

Mit der Revi­si­on des Geset­zes zur Ein­wan­de­rungs­kon­trol­le und Flücht­lings­an­er­ken­nung, wel­che im Juli in Kraft trat, gel­ten die Arbeits­ge­set­ze, wel­che bis­her erst für Prak­ti­kan­ten ab dem zwei­ten Lehr­jahr Gül­tig­keit hat­ten, bereits im ers­ten Lehr­jahr. Eine Schwach­stel­le bleibt aber die Kon­trol­le der Ein­hal­tung der gesetz­li­chen Vorschriften.

Die Regie­rung will des­halb die Vor­schrif­ten dahin­ge­hend ändern, dass Fir­men, wel­che aus­län­di­sche Prak­ti­kan­ten beschäf­ti­gen, min­des­tens ein­mal im Monat kon­trol­liert wer­den, ob die Arbeits­be­din­gun­gen legal sind und für Ver­stös­se här­te­re Bus­sen ein­zu­füh­ren. Zudem sol­len auch die Ver­trä­ge zwi­schen den Prak­ti­kan­ten und den Ver­mitt­lungs­agen­tu­ren in den Her­kunfts­län­dern über­prüft werden.

Der Doku­men­tar­film Sour Straw­ber­ries behan­delt das The­ma aus­län­di­scher Arbeits­kräf­te und Prak­ti­kan­ten in Japan. (Asi­en­spie­gel berich­te­te)

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