Das langsame Sterben des japanischen Hinterlandes
In den letzten 10 Jahren sind in Japan 200 Gemeinden verschwunden. 62 000 weitere werden von der Regierung offiziell als sterbende Gemeinden aufgeführt. Auf der Nordinsel Hokkaido sind gar 10 Prozent der Gemeinden vom Aussterben bedroht. Die Hälfte davon wird bis in 10 Jahren bereits verschwunden sein, berichtet die Los Angeles Times.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Grund dafür sind einerseits fehlende Jobs und Perspektiven für junge Menschen in vielen ländlichen Dörfern und Kleinstädten. Andererseits ist die Bevölkerung als Ganzes im Abnehmen begriffen, weil die japanischen Frauen immer weniger Kinder bekommen. Bei der derzeitigen Geburtenrate von 1,3 Kindern pro Frau wird die Bevölkerung Japans bis 2050 von 127 Millionen auf 100 Millionen geschrumpft sein.
Überalterung auf dem Land besonders ausgeprägt
Bereits heute sind 22 Prozent der japanischen Bevölkerung älter als 65 (Asienspiegel berichtete). In den Dörfern auf dem Land sind es 40 Prozent und in über 8000 Gemeinden ist bereits mehr als die Hälfte der Einwohner älter als 65.
Eine davon ist die Stadt Kanna, in der Präfektur Gunma. Früher lebte die Stadt von der Land- und Forstwirtschaft, doch heute wird Holz billig aus dem Ausland importiert und die grossen Landwirtschaftsunternehmen unterbieten die Preise, sodass es nur noch in den Schulen und auf der Gemeindeverwaltung Arbeit gibt.
Von 20 000 Einwohnern in den siebziger Jahren sank die Bevölkerung auf 2600. Gerade mal 80 Kinder gehen in Kanna zur Schule und nachdem sie die Stadt verlassen haben, um die Oberstufe zu besuchen, kehren die wenigsten wieder zurück. Kein Wunder, denn in Kanna gibt es keine Klubs, kein Kino, keine Cafés und auch keine Videothek.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Doch der 69-jährige Bürgermeister von Kanna, Tetsujuro Miyamae, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Kanna plant, sein Dinosaurier-Museum zu vergrössern, um mehr Touristen anzulocken. Das Museum zeigt Dinosaurier-Knochen aus der Mongolei und den USA und hat kürzlich das Skelett eines Tyrannosaurus Rex erworben.
Auf dem Berg hinter dem Museum können die Besucher selbst nach versteinerten Dinosaurier-Knochen graben. Knochen wurden zwar noch keine gefunden, dafür aber versteinerte Fussabdrücke.
Auf Hokkaido hat eine Gemeinde vor kurzem damit begonnen, Land zu verschenken, um neue Bewohner anzuziehen. Mit mässigem Erfolg. Eine andere Gemeinde musste gar eine Schule in ein Altersheim umwandeln.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken