Der Exodus der Luxusmarken
Die Luxusmodemarke Versace zieht sich nach 28 Jahren aus Japan zurück. Santo Versace, Vizepräsident von Versace, hat den überraschenden Entscheid an einer Pressekonferenz mitgeteilt. Alle drei Boutiquen, die das italienische Modeunternehmen in Japan besitzt, fallen dem Rückzug zum Opfer.
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Das Ende von Versace in Japan ist ein weiterer Tiefpunkt für eines der wichtigsten Länder für Luxusgüter. «Mit dem neuen Konzernchef Gian Giacomo Ferraris ist die gesamte Geschäftsstrategie von Versace auf dem Prüfstand. Die Boutiquen in Japan entsprachen nicht mehr unserem Markenimage und es ist daher von Vorteil für das Unternehmen diese zu schliessen, um einen Neuanfang zu starten. Damit sollen neue Orte und passendere Distributionskanäle verfolgt werden», sagte das Mailänder Modehaus.
Über mögliche Wiedereröffnungen wurden keine Aussagen gemacht. Der Umsatz von Versace Japan betrug 2008 noch rund 12 Millionen Euro. 2004 waren es noch stolze 31 Millionen Euro gewesen.
«Tokio verliert sein Prestige»
Die Wirtschaftskrise zwingt die japanischen Konsumenten zu einem Wertewandel. Statt Versace sind nun Billigmodemarken wie Uniqlo oder H&M angesagt, die atemberaubende Wachstumszahlen verzeichnen (Asienspiegel berichtete). Auch der Umsatz von Moët Hennessy Louis Vuitton, eine der populärsten Luxusmarken in Japan, leidet. Die Umsätze brachen im ersten Halbjahr um 20 Prozent ein (Asienspiegel berichtete). «Tokio verliert sein Prestige», beurteilt Naoki Iizuka ein Wirtschaftsexperte von Mizuho Securities gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg die momentanen Verschiebungen in diesem Segment.
Im Gegensatz dazu blüht das Geschäft von Louis Vuitton im Rest Asiens auf, wie zum Beispiel in Hongkong oder Singapur. 4 Prozent betragen dort die Wachstumszahlen. 24 Prozent der Gesamteinnahmen werden in den aufstrebenden Ländern bereits generiert. Japan trägt noch 11 Prozent bei. Bereits hat Louis Vuitton die Eröffnung eines neuen Ladens im edlen Tokioter Ginza-Quartier absagen müssen. Weitere Luxusmarken wie Marni oder Chanel haben ebenfalls vereinzelte Boutiquen in Japan geschlossen. Selbst billigere Marken wie die britische Modemarke French Connection haben sich aus Japan zurückgezogen (Asienspiegel berichtete).
Markt für Luxusgüter schrumpft
Eine länger anhaltende Konsumflaute in Japan hat den Markenimport um rund 10 Prozent auf rund 8 Milliarden Euro einstürzen lassen. Seit 1996 ist gemäss dem Marktforschungsinstitut Yano der Markt für diese Luxusgüter um 6 Milliarden Euro geschrumpft. Kaufhäuser, die Markenboutiquen beheimaten, klagen seit 18 aufeinanderfolgenden Monaten über Umsatzrückgänge (Asienspiegel berichtete). Die Umsätze sind um 8,8 Prozent gefallen.
Bessere Aussichten sind kaum in Sicht, da viele jüngere Japaner Luxusmarken nicht mehr als schick ansehen. Für Rogerio Fujimorio, Experte für Luxusgüter bei Credit Suisse, ist daher klar: «Alle Luxusmarken müssen ihre Geschäftsstrategie für Japan überdenken. Die japanische Klientel wird wohl in Zukunft durch eine chinesische Klientel ersetzt werden.» In China unterhält Versace bereits 20 Boutiquen.
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