Das verflixte siebte Jahr
Misako Takeuchi, Oberkrankenschwester in einem Spital in der Stadt Sodegaura in der Präfektur Chiba, ist empört: «Es ist skandalös, dass hoch motivierte und hoch qualifizierte Krankenschwestern zurück in ihr Heimatland geschickt werden, nur weil sie Ausländerinnen sind! Es wäre zudem ein grosser Verlust für das Spital.»
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Es geht um die 29-jährige vietnamesische Krankenschwester Pham Thi Min Phu, deren siebenjähriges Arbeitsvisum in Japan bald abläuft. Verlängern kann sie die Aufenthaltsbewilligung nicht, so sieht es eine Verordnung der japanischen Regierung vor. Japan erlaubt ausländischen Krankenschwestern, die ihre berufliche Ausbildung in Japan gemacht haben, für sieben Jahre zu arbeiten. Danach haben sie ihn ihr Land zurückzugehen.
Nun versuchen sich vietnamesische Krankenschwestern gegen ihr drohendes Schicksal zu wehren und appellieren an die japanische Regierung die zeitlich begrenzte Klausel im Arbeitsvisum für ausländisches Pflegepersonal abzuschaffen.
Andere Länder, andere Praxis
Denn nicht für alle Nationen gilt diese Beschränkung. So dürfen indonesische und philippinische Berufskolleginnen ohne die 7-Jahres-Limite arbeiten, sofern sie die Berufsausbildung in japanischer Sprache durchlaufen und erfolgreich bestanden haben. Jährlich erlaubt Japan 1000 Personen aus diesen Ländern den Einstieg in diesen Beruf. Ermöglichen tut dies ein japanisches Wirtschaftsabkommen mit Indonesien und den Philippinen. Mit Vietnam hat Japan kein entsprechendes Abkommen abgeschlossen.
Pham Thi Min Phu, 29, hat an einer Universität in Vietnam Japanisch studiert. Im Jahr 2000 erhielt sie die Zusage, um an einer Schule für Krankenschwestern ihre Ausbildung zu machen. 2003 schloss sie erfolgreich ab. Danach erhielt sie das obligate siebenjährige Arbeitsvisum für den «medizinischen Beruf», das nächsten April abläuft.
«Es ist frustrierend»
2008 lebten 199 ausländische Ärzte, Krankenschwestern und eine weitere Zahl von medizinischen Mitarbeitern mit einem entsprechenden Visum in Japan. Im Vergleich zu den landesweit 877’000 Krankenschwestern ist dies eine verschwindend kleine Zahl. Trotzdem wollen viele Japaner keine Änderung der 7-Jahre-Regelung, da sie eine Öffnung des japanischen Arbeitsmarktes befürchten.
Entsprechend ist Pham besorgt über ihre Zukunft: «Ich habe intensiv Japanisch studiert und bin heute eine vom japanischen Staat anerkannte diplomierte Krankenschwester. Gerne möchte ich eine Ausbildung zur Geburtshilfe machen. Es ist frustrierend, dass die Regierung mir jetzt sagt, ich solle nach Hause gehen, nachdem ich persönliche Beziehungen zu meinen Patienten aufgebaut habe», sagt sie gegenüber der Yomiuri Shimbun.
Langer bürokratischer Prozess
Pham Thi Min Phu bewirbt sich nun für eine permanente Aufenthaltsbewilligung. Dafür muss man mindesten zehn Jahre im Land gelebt haben. Sollten ihre drei Studienjahre hinzugerechnet werden, hätte sie diese Vorgabe erfüllt. Noch hat sie aber keinen Bescheid erhalten. Hoffnung geben ihr Beispiele anderer vietnamesischer Krankenschwestern, die sich erfolgreich beworben haben. Der bürokratische Prozess dauert aber lange.
Drei weitere vietnamesische Kolleginnen im gleichen Spital teilen das Schicksal von Pham. Die 26-jährige Nguyen Thanh Van beschreibt die Praxis der zeitlich limitierten Arbeitsbewilligung als belastend: «Die 7-Jahre-Wand bleibt einem stets im Hinterkopf.»
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken