Die Kaderschmiede der japanischen Politik
8 Mitglieder des neuen japanischen Kabinetts sind Alumni des Matsushita Institute of Government and Management (松下政経塾), darunter Verkehrsminister Seiji Maehara, Innenminister Kazuhiro Haraguchi und Vize-Finanzminister Yoshihiko Noda. Ausserdem wurden 8 weitere Matsushita-Absolventen neu ins Parlament gewählt, womit insgesamt 31 Abgänger dieser Kaderschmiede für Politiker im japanischen Abgeordnetenhaus sitzen. 6 gehören der Liberaldemokratischen Partei an, 25 der Demokratischen Partei Japans, berichtet die Asahi Shimbun.
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Mäzen Matsushita
Vor 30 Jahren hat Konosuke Matsushita, der Gründer des Elektronikriesen Panasonic, das Institut gegründet und dafür aus seinen eigenen Mitteln 7 Milliarden Yen (50 Mio. Euro) in eine Stiftung eingebracht. Das Institut sollte ambitionierte, fähige und unabhängige junge Menschen auf eine Karriere als Politiker vorbereiten. Im Unterschied zu anderen Politikern sind die Matsushita-Alumni weder Kinder von Abgeordneten, noch kommen sie aus den mächtigen Ministerien.
Etwa 200 Bewerber stellen sich jedes Jahr der Aufnahmeprüfung, doch nur 5 werden aufgenommen. Ähnlich streng wie die Aufnahmekriterien ist das Tagesprogramm. Neben politisch-philosophischen Debatten gehören dazu auch traditionelle japanische Disziplinen wie der Schwertkampf Kendo, die Teezeremonie oder Kalligraphie. Ein 100-Kilometermarsch steht genauso auf dem Programm wie das Saubermachen von Stränden.
Politisches Rüstzeug und persönliches Netzwerk
Die angehenden Politiker erhalten während ihrer Zeit am Institut grosszügige Stipendien, wichtiger sind jedoch das politische Rüstzeug und die persönlichen Kontakte. Viele Absolventen sagen, die Zeit am Institut habe sie nachhaltig geprägt, weil sie sich Klarheit darüber verschaffen mussten, weshalb sie in die Politik wollen und was sie für die Gesellschaft erreichen können. Ausserdem unterstützen sich die Abgänger der Kaderschmiede gegenseitig, wenn auch nicht über die Parteigrenzen hinweg.
Der äusserst aktive Verkehrsminister Maehara macht kein Geheimnis daraus, dass viele seiner in rascher Abfolge angekündigten radikalen Massnahmen auf seine Zeit am Matsushita Institute of Government and Management zurückzuführen sind. So rührt etwa das Vorhaben, den Flughafen Haneda in einen internationalen Hub mit 24-Stunden-Betrieb umzustellen, daher, dass Matsushita zu Lebzeiten davon sprach, Japan zu einer Tourismusdestination zu machen. Dafür müssten Häfen und Flughäfen neu ausgerichtet werden, sagte Maehara an einer Pressekonferenz.
«Eines Tages werden Matsushita-Abgänger Japan regieren», sagte Tsuneo Watanabe, ein Forscher am Center für Strategische und Internationale Studien in Washington, im Jahr 2002 gegenüber dem Christian Science Monitor. Er hat recht behalten.
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