Freie Mei­nungs­äus­se­rung für den Kaiser

Japans Kai­ser Aki­hi­to soll­te sei­ne Mei­nung bei der kur­zen Par­la­ments­an­spra­che frei­er äus­sern dür­fen, fin­det Aus­sen­mi­nis­ter Kats­u­ya Oka­da: «Ich fra­ge mich, ob es mög­lich ist den Gedan­ken des Ten­no (der japa­ni­sche Kai­ser) mehr Spiel­raum zu geben, auch wenn nur ein bisschen.»

Der Aus­sen­mi­nis­ter beton­te dabei, dass es ihm klar sei, dass Kai­ser Aki­hi­to gemäss Ver­fas­sung nur ein Sym­bol sei und damit kei­ne poli­ti­sche Funk­ti­on inne­ha­be. Im Gegen­satz zu ande­ren kon­sti­tu­tio­nel­len Mon­ar­chi­en die­ser Welt hat Japan von einem juris­ti­schen Stand­punkt her gese­hen kein Staats­ober­haupt. Gemäss diplo­ma­ti­schem Pro­to­koll wird der Ten­no aber wie eines behandelt.

Tra­di­tio­nel­ler­wei­se eröff­net der 75-jäh­ri­ge Ten­no die Legis­la­tur­pe­ri­ode des Par­la­ments, indem er eine vor­ge­fer­tig­te und von der Regie­rung gut­ge­heis­se­ne Rede ver­liest. Oka­da stört es, dass es sich dabei fast immer um die­sel­ben Wor­te han­delt. «Ich hof­fe, dass das Par­la­ment sei­ne Pflich­ten voll­stän­dig erfüllt und dem Ver­trau­en des Vol­kes gerecht wird», heisst es jeweils.

Kei­ne Gott­heit mehr

Die ältes­te Mon­ar­chie der Welt hat nach dem Zwei­ten Welt­krieg ein­schnei­den­de Umwäl­zun­gen erlebt. Aki­hi­tos Vater, der Showa-Ten­no Hiro­hi­to, wur­de noch bis 1945 als eine Gott­heit vom Volk ver­ehrt. Nach der Kapi­tu­la­ti­on wur­de ihm die­ser Sta­tus durch die ame­ri­ka­ni­sche Besat­zung aberkannt und jeg­li­cher poli­ti­sche Ein­fluss ent­zo­gen. Seit­her gilt er als «ein Sym­bol des japa­ni­schen Staates».